CLAIRE – Interview

Man nehme drei Musiker und Produzenten (Matthias Hauck, Nepomuk Heller, Florian Kiermaier), einen Drummer (Fridolin Achten) und eine Sängerin (Josie-Claire Bürkle) und fertig ist die Erfolgsgeschichte. So einfach war es natürlich auch für Claire nicht, jedoch ließt sich die Biografie der Band aus München wie das Einmaleins das Reißbrett-Musik-Aufstiegs. 2013 erscheint das Debütalbum ‘The Great Escape‘ mitsamt Sommer-Hits, groß angelegten Touren und Festivalauftritten und überhaupt: Die Band ist in aller Munde! Kurze Zeit später wird der Van der Band mit dem kompletten Instrumentarium in London vor ihrem Konzert dort geklaut. Die Band trotzte diesem ersten Rückschlag und bringt dieser Tage ihre neue EP ‘Raseiniai‘ raus, die sich vor allem nach einem anhört: Aufbruchstimmung! Wir haben die Band dazu und zur bisherigen Geschichte ausgequetscht – Claire im Bedroomdisco Interview!

Claire - Interview

Bandinfos:

– Name: Claire
– Mitglieder: Josie-Claire Bürkle, Florian Kiermaier, Matthias Hauck, Nepomuk Heller, Fridolin Achten
– Gründungsjahr: 2012
– Standort: München
– aktuelles Album: „Raseiniai“ EP

Fragebogen:

Seit der Veröffentlichung eures Debütalbums ‘The Great Escape’ hattet ihr sicherlich aufregende Zeiten, mitsamt eures Durchbruchs, non-stop Touren, Festivals, aber auch der ein oder anderen negativen Erfahrung. Wie habt ihr die Zeit erlebt, welche Momente sind euch am lebhaftesten in Erinnerung geblieben, positiv wie negativ?
Am meisten in Erinnerung geblieben sind uns die vielen Konzerte die wir in den letzten Jahren gespielt haben. Man kommt so viel rum und hat neben dem Spielen auch die Möglichkeit viele andere gute Bands zu sehen. Am aufregendsten war sicher unser Trip nach Amerika, da fast alle in der Band noch nie dort waren und das ganze schon ziemlich verrückt für uns war.

Ein negativer Rückschlag war sicherlich als euer komplettes Equipment in London aus dem Tourbus geklaut wurde. Wie war damals die Situation, wie ging es danach weiter?
Es wurde uns ja nicht nur das Equipment geklaut, sondern der ganze Bus gleich mit. Die Diebe haben es wahrscheinlich auch eher auf den Bus abgesehen, als auf unser Equipment. Natürlich war das Ganze für uns ein riesen Schock. Zuvor hatten wir in England „nur“ auf Festivals und als Support gespielt und nun hatten wir die ersten eigenen Konzerte vor uns. Dann wachst du am morgen auf und denkst, das Ganze kann nur ein böser Scherz sein.

Doch zur Musik – gerade habt ihr eure neue EP ‘Raseiniai’ veröffentlicht – warum habt ihr euch dafür entschieden als nächstes eine EP zu veröffentlichen?
Die EP zu veröffentlichen war für uns in erster Linie eine künstlerische Entscheidung. Die ganze Geschichte mit dem Diebstahl hat uns doch sehr aus der Bahn geworfen und wir hatten alle das Gefühl das irgendwie verarbeiten zu müssen. Und da wir schon immer Lust hatten einen Film zu machen und die ganze Story auch sehr filmreif war und ist, haben wir uns entschlossen einen Kurzfilm mit dazugehörigem Soundtrack zu machen. Da das ganze eher nichts für ein Album ist, war dann schnell klar, dass wir das als EP rausbringen werden. Hätten wir gewusst was da an Arbeit auf uns zu kommt – Filme machen ist so viel Arbeit – vielleicht hätten wir uns anders entschieden. Aber jetzt sind wir froh und auch ein bisschen stolz darauf, das Ganze durchgezogen zu haben.

Was bedeutet der Titel ‘Raseiniai’ bzw. wie seid ihr auf ihn gekommen?
Wir bekamen Ende 2014 einen anonymen Anruf und eine E-Mail in der uns mitgeteilt wurde, dass unser Equipment in der lithauischen Stadt Raseiniai sei. Da unsere EP der Soundtrack zu einem Kurzfilm ist, in dem wir die ganze Diebstahl Geschichte künstlerisch aufarbeiten, lag es nahe „Raseiniai“ als Titel zu nehmen.

Wie, wann und wo entstanden die Songs, wie verlief der Aufnahmeprozess, was war der beste, was der negativste Moment während den Aufnahmen, was die am häufigsten erzählte Anekdote davon?
Wir haben für die EP fast alle Songs und Texte anhand unseres Drehbuches zum Film geschrieben. Das war für uns eine andere Herangehensweise als gewöhnlich, hat aber auch sehr viel Spaß gemacht, da man ganz neue Seiten am Song schreiben entdeckt. Nach dem Diebstahl (als wir noch nicht wussten, dass wir unsere Sachen wiedersehen würden) haben wir uns viele alte Synthesizer zugelegt um wieder Musik machen zu können. Und die sind dann auch sehr stark in unsere Produktion miteingeflossen. Wir haben fast komplett auf Sounds aus dem Computer verzichtet und alles mit den alten Kisten eingespielt.

Unser Lieblingssong von ‘Raseiniai’ ist ‘The Secret’ – könnt ihr uns sagen, wovon er handelt, wie er entstanden ist und ob es eine Geschichte dazu gibt?
Tatsächlich ist „The Secret“ irgendwie ein besonderer Song auch für uns. Die erste Skizze ist mehr oder weniger an einem Nachmittag entstanden aber auch genau so schnell im „Mülleimer“ gelandet. Ein paar Wochen später haben wir ihn nochmal gehört und sofort Vocals aufgenommen.
Textlich ist er, wie alle Songs auf der EP, eng mit dem Film verwoben. Wobei es im Nachhinein schwierig ist zu sagen ob er durch das Drehbuch inspiriert wurde oder sich die Story aufgrund des Songtextes verändert hat, da beides eigentlich zeitgleich entstanden ist. Im Grunde geht es in „The Secret“ um eine stille Vereinbarung die zwei Menschen teilen ohne je darüber gesprochen zu haben und die Unsicherheit und Hoffnung bevor man den nächsten Schritt macht.

Viele Bands aus Deutschland singen mittlerweile sehr erfolgreich in deutscher Sprache, ihr bleibt dem englischen treu. Stand es jemals für euch zur Debatte in deutsch zu singen bzw. warum habt ihr euch dagegen entschieden?
Auf deutsch zu singen stand für uns eigentlich nie zur Debatte. Da Josie halb Neuseeländerin also quasi „native-speaker“ ist und wir alle auch sehr gerne englisch-sprachige Musik hören, gab es einen unausgesprochenen Konsens, dass wir lieber dem englischen treu bleiben.

Wie würdet ihr die Musik-Szene in München beschreiben? Habt ihr eine Veränderung wahrgenommen seitdem ihr als Claire aktiv seid? Wenn ja welche?
Die Münchner Musik Szene war immer schon sehr aktiv und vielfältig und hat sehr gute Bands und Künstler. Was sich vielleicht geändert hat in den letzten Jahren, ist eine etwas vergrößerte Wahrnehmung der Stadt von außerhalb. Aber das ist jetzt nicht München-spezifisch, sondern gilt sicher auch für andere deutsche Städte. Berlin ist und wird das musikalische Zentrum bleiben, allein schon wegen der Größe, und dem Selbstverständnis als Hauptstadt. Aber man kann mittlerweile auch sehr gut in anderen Städten Musik machen und trotzdem Aufmerksamkeit dafür bekommen.

Was sind eure nächsten Pläne als Band?
Nächstes Jahr erscheint unser neues Album und daran arbeiten wir gerade fleißig. Wenn wir damit fertig sind, wollen wir natürlich wieder sehr viele Konzerte und Festivals spielen. Ihr dürft also gespannt sein.

Was macht ihr, wenn ihr nicht Musik macht?
Schlafen, studieren, arbeiten, Bier trinken, Fussball schauen, spazieren gehen, voltigieren und Boccia spielen…was man halt so macht wenn man keine Musik macht.

Was habt ihr in 2015 gelernt?
Dass man geduldig und hartnäckig sein muss um seine Ziele zu verwirklichen. Und man kann nicht mehr tun, als sein Bestes zu geben, alles andere kommt dann von alleine.

Welcher Song passt zu eurer aktuellen Situation?
Benni Hill Theme

Welcher Song bringt euch jedes Mal zum Tanzen?
Caribou – Our Love

Wie würde eure “Bedroomdisco” aussehen?
Viele gute Freunde ein guter DJ und ausreichend Getränke. Wenn dann noch jemand ne Discokugel dabei hätte, wäre das dann schon nahe an der Perfektion.

Wer hat den Fragenkatalog ausgefüllt?
Matthias Hauck

Dominik

Bedroomdisco-Gründer, Redaktions-Chef, Hans in allen Gassen, Golden Leaves Festival Booker, Sammler, Fanboy, Exil-Darmstädter Wahl-Hamburger & happy kid, stuck with the heart of a sad punk - spreading love for great music since '08!

Mehr erfahren →