AIDAN KNIGHT – Each Other

Aidan Knight - Each Other - CD-Kritik

I’m not in love
With the sound of my voice
I have been in love
Only one time
I see her at shows
She is quiet
But the band is loud
Sharing beer from the can
At the back of the crowd
Anyway I have only been in love the one time

(Aidan Knight – What Light (Never Goes Dim))

Der vierte Song des neuen Albums ‘Each Other’ von Aidan Knight beginnt mit den Worten “I’m not in love – with the sound of my voice“. Und auch wenn das Album ein paar Durchlaufe braucht, um seine Schönheit voll zu entfalten – Aidans sanfter Stimme ist man doch spätestens bei diesem, sich gemächlich heranschleppenden Song ‘What Light (Never Goes Dim)’ verfallen.

In acht Songs zeigen Aidan Knight und seine vierköpfige Band ihr Talent für zarten, anspruchsvollen Folk – stets an der Grenze zum Depressiven, dann aber doch meist zu schön, um bedrückend schwermütig zu klingen. So wie in der Single ‘All Clear’, die genau diese Art von positiver Melancholie transportiert, in der man sich wälzen möchte und durch spärliche Arrangements und eine subtile Melodie den Grundton des Albums ausmacht.

Experimentelle Zwischenspiele, Loops, elektronische Elemente sowie offene, unerwartete Songstrukturen sorgen allerdings dafür, dass es dennoch nie langweilig wird. Zum Beispiel im Song ‘Funeral Singers’, der mit zartem, zweistimmigem Gesang beginnt und im Verlauf einen schweren Klangteppich entstehen lässt, der im nächsten Moment dann wieder von einer klaren Basslinie unterbrochen wird. Oder dem fast schon aufrührerisch positiven Track ‘The Arp’, der sich zunächst zur fanfarenartigen Hymne steigert, im Mittelteil wieder vollends zusammenbricht, um sich dann – getragen von einer choralartigen Schleife – instrumental nach oben zu schrauben.

Und genau darin liegt das kunstvolle Geschick dieses Albums: die Lieder vermitteln eine eindringliche Nähe, als säße man mit im Raum (so auch im Song ‘Black Dream’) und würde Zeuge allerlei musikalischer Experimente und Ausflüge werden, ohne je aus dem wohligen Gefühl der Melancholie gerissen zu werden. Es wird mal laut, aber nie zu laut: Selten wird der Sound bombastisch, aber trotzdem bleibt er stets unverkennbar – bestückt mit punktgenauen extravaganten Momenten. Und auch die immer wieder hervor blitzenden präzisen Beobachtungen und persönlichen Reflektionen der Lyrics tragen dazu bei, dass das dritte Album der Kanadier eine sehr emotionale Platte geworden ist, in die man sich aber risikolos fallen lassen kann.

Am Ende steht die Frage, was dieses Album ausmacht und die Antwort ist keine eindeutige – weder hört man catchy Melodien, fesselnde Soli oder verschachtelte Harmonien – auch bleiben die Songs erst ab dem dritten oder vierten Hören im Ohr, aber gerade das macht den Wert dieses Albums aus: Das ist Musik, die man sich noch Jahre lang gern anhört. Leichte, wohltuende Songs mit Tiefgang, derer man nie überdrüssig wird. ‘Each Other’ eignet sich daher sowohl als Soundtrack für den ersten Schneefall als auch danach noch für die ersten Maiglöckchen.

4von5

Aidan Knight – Each Other
VÖ: 22. Januar 2016, Full Time Hobby
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