WYE OAK – Tween

Wye Oak - Tween CD-Kritik

When I made my plan
There were some things for which I did not account
I could not have seen myself here
In a place I’ve been before
Seeing everything all over
As if I could really know…

(Wye Oak – Watching The Waiting)

Tween‘ von Wye Oak war ein echtes Überraschungsei – vor einige Wochen tauchte das neue Werk der Band aus Baltimore wie aus dem Nichts als digitaler Release auf. Doch ‘Tween’ ist kein reguläres Studioalbum, vielmehr eine Sammlung von Outtakes aus den Jahren zwischen dem 2011er ‘Civilian‘ und dem letzten Album namens ‘Shriek‘, das 2014 veröffentlicht wurde. 8 Songs finden sich auf ‘Tween’ – und der Name der Platte beschreibt den “Zwischenstatus” dieser Songs ganz trefflich. Tatsächlich sind die Songs zwar unverkennbar Wye Oak, dennoch passen sie weder vollkommen auf das von Gitarren dominiert ‘Civilian’ noch auf das elektronisch besetzte ‘Shriek’, auf dem Frontfrau Jenn Wasner ihre Gitarre komplett verbannt hatte. Die Songs seien “not emblematic of a step forward, but a step sideways in time”, heisst es im dazugehörigen Pressetext, und bereits beim Opener ‘Out of Nowhere‘, einem verträumt-ausschweifenden Instrumental, wird klar, was damit gemeint ist.

Das darauffolgende ‘If You Should See‘ klingt noch am ehesten nach ‘Civilian’, mit Wasners typisch-verhuschtem Gesang, den eindringlichen Gitarren und Andy Stack’s glasklaren Drums. ‘No Dreaming‘ and ‘Better (For Esther)‘ featuren sowohl die poppigen Synthies von ‘Shriek’ als auch die schrammeligen Gitarren von ‘Civilian’, und vereinen damit das beste beider Welten auf wunderbar unverklärte Art. Das Highlight ist der Schlusstitel ‘Watching the Waiting‘ – eine vorwärts drängende Hymne mit 80s-lastigen Synthies, zackigen Drums und Wasners träumerischen Melodien, die als Single zurecht das Aushängeschild des Albums ist.

Die Songs auf ‘Tween’ sind wilder, unfokussierter und undurchdachter als auf den anderen Werken der Band, aber das ist nicht unbedingt schlecht. Diese Outtakes sind ein purer, ungefilterter Schnappschuss einer Band, die Stillstand ablehnt und stets auf der Suche nach neuen Sounds und Herausforderungen zu sein scheint. ‘Tween’ ist damit sicherlich nicht das beste “Einsteigeralbum” für alle, die mit Wye Oak noch nicht vertraut sind, aber definitiv ein Gaumenschmaus für alle Fans der Band.

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Wye Oak – Tween
VÖ: 10. Juni 2016, City Slang
www.wyeoakmusic.com
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