DAS ERSTAUNLICHE LEBEN DES WALTER MITTY – Filmkritik

Ich war nur kurz auf einem anderen Stern.

(Walter Mitty – Das erstaunliche Leben des Walter Mitty)

Das wahre Leben ist nichts für Walter Mitty (Ben Stiller). Er bleibt lieber für sich, hat an sich noch nichts Großartiges erlebt und flüchtet sich lieber in seine Fantasie. Dort erlebt er die wahren Abenteuer und kann sein, wie er es sich tief im Herzen vorstellt. Als sein Job beim ‘Time Magazine’ vor dem Ende steht, muss er seine gewohnte Umgebung verlassen und ein Abenteuer ins echte Leben starten. Dort wächst er über sich hinaus und findet sich selbst in einer Welt voller Gefahren, unglaublicher Gegebenheiten und Romanzen wieder.

In unserer hoch technologisierten Welt ist es schwer nicht im Chaos zu versinken und sich selbst als Individuum zu definieren. Doch welche Erfindungen bringen uns als Menschheit voran und was vernichtet die technische Umwälzung? Das sind komplizierte Fragen, die man vielleicht jetzt nicht in diesem Moment aber in vielen Jahren rückblickend beantworten kann. Genau diesem Thema, die Definierung des Selbst in einer sich stetig und sehr schnell veränderten Welt hat sich Ben Stiller angenommen. Was zunächst einmal überraschen sollte, ist Stiller doch primär als Meister des niveaulosen Witzes bekannt.

Ben Stiller führt hier zum wiederholten Mal selbst Regie. Aber er verlässt sein gewohntes Terrain und verfilmt dieses Mal ein ernstes Thema und keine Klamauk-Komödie. Ein gewagter Schritt, der sich zu lohnen scheint. ‘Das erstaunliche Leben des Walter Mitty’ ist ein sensibler Film geworden, mit einer Odyssey die einen in die letzten Winkel der Welt bringt und diese in sagenhaften Bildern inszeniert.

Allgemein ist der Film schön anzusehen. Alles was man an Klischees gegenüber Ben Stiller hat, kann man hier getrost über Bord werfen. Sehr ernst und bewusst wird die Geschichte erzählt und lässt den Hauptfiguren Platz sich entfalten zu können. Mit Hilfe von tollen Special Effects wird der Übergang zwischen der Realität und Traumwelt von Mitty sagenhaft inszeniert. Damit wird der Film nicht zu melancholisch und bringt an den richtigen Stellen gute Unterhaltung und Spaß mit sich.

Der Untergang der Printmedien und damit einhergehend des gedruckten Bildes wird hier auf der Metaebene ebenfalls bewegend geschildert. Gerade am Beispiel des ’Time Magazines’, welches für viele Jahre ein Aushängeschild für Fotojournalismus war, wird dies besonderes verdeutlicht.

Es kann definitiv behauptet werden, dass dies der beste Film von Ben Stiller ist. Die Mischung zwischen ruhigen Indie-Film und großer Hollywoodproduktion ist hervorragend gelungen und ist eines der Highlights 2014.

Regie: Ben Stiller
Darsteller: Ben Stiller, Kristen Wiig, Shirley MacLaine, Adam Scott, Kathryn Hahn, Sean Penn
DVD-VÖ: 2.Mai 2014, Twentieth Century Fox

 

Tobias

Tobias ist 31, Schwabe aus Überzeugung, trägt aus Prinzip keine kurzen Hosen. Liebt Musik, Bücher, Filme und Schnitzel.

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