ADNA – Closure

Leave my body
I find you later on in someone else
Never gonna dream again
Make sure I never let you in again
If it goes to hell, at least it goes somewhere

(Adna – Leave)

Die Nacht und die Finsternis bergen seit jeher ein Unbehagen für viele Menschen – schließlich erzählen unzählige Mythen von dunklen Wesen wie Dämonen und Gespenster, die zwischen Mitternacht und Morgengrauen die Macht ergreifen. Gute Argumente, um nachts das Licht anzulassen.

Nicht so für die schwedische Musikerin Adna. Die Nacht und Dunkelheit sind ihre Inspirationsquelle – es sind die düsteren und ruhigen Stunden, in denen Adna Songs komponiert. Abgeschottet durch die Stille der Nacht, stehen oftmals am Anfang ein einfaches Gitarrenriff, zu dem die 23-Jährige zunächst in schwedischen Sprache erste Fragmente arrangiert. Mit ihrem dritten Studioalbum ‘Closuretritt Adna aus ihrer kreativen Dunkelheit und präsentiert neun Songs, die einen abgeschlossenen Prozess abbilden: “…I remember feeling great relief and hopefulness – it felt like a closure. Something that started with sorrow and unwarranted melancholy finally gave me comfort…”.

Diese Einsicht setzt Adna mit dem Titelstück ‘Closure’ an den Anfang des Albums: Eine Achtel schlagende Hi-Hat läutet einen sich stetig aufbauschenden Song ein. Imposante Percussions und schwermütige Hintergrundgesänge begleiten die vergleichsweise sanfte Hauptstimme – ein Song, der eine wahrhaftige Aufbruchstimmung mit gezielten Blick nach vorne verkörpert. Die mittlerweile in Berlin lebende Künstlerin versteht es wunderschöne Melodien aus tiefster Stille zu entwickeln. So beginnt das Stück ‘Leaves’ mit einer wundervoll fragilen Klaviermelodie, ehe Streicher und Adnas Gesang einsetzen. Immer wieder bricht die Hauptstimme aus, wird kräftiger und lauter, bevor im nächsten Moment wieder Ruhe einkehrt – fein konstruierter Umbrüche, die das Songarrangement so ausdrucksvoll und formvollendet machen.

In der zweite Singleauskopplung ‘Thoughts’ kombiniert Adna eine gewisse Trauer mit Sehnsucht und letztendlich Hoffnung durch Liebe: “I wrote this when I was 16 as some kind of declaration of love to the place where I have my roots. Despite all the sorrow and the melancholy, it’s the most beautiful place I know about. And I wanted to make this song again, because it feels important to also see and think of the beauty in the things that otherwise are shown as something sorrowfully.” Diese Erinnerungen und Emotionen übersetzt sie gekonnt in ausdrucksstarke Songelemente um: Ein schweres Schlagzeug wird von geschichteten Klaviermotiven begleitet, die Gitarre sticht durch einen hellen, klaren Ton heraus. Die Stimmung ist verträumt melancholisch, doch der Trauer weicht letztendlich die Hoffnung, wenn Adna singt: “The sadness in your eyes / With you I want to feel again / By your side/ Show you there’s no one like you”.

Adnas drittes Album schließt mit Herzschmerz – ‘Someone’s Someone’ erzählt sehr wahrscheinlich von einer zerbrochenen Liebesbeziehung, die Konversation zweier Individuen, in der einer mehr liebt, als der andere. Ein Ungleichgewicht, das in Unverständnis, Wut und Trauer resultiert – doch auch hier zum Schluß, nachdem etwas Zeit vergeht: Hoffnung, Zuversicht und ein möglicher Neuanfang. Oder: Schönheit aus der Dunkelheit, zur finstersten Stunde.

Adna – Closure (2017)
VÖ: 3.März 2017, Despotz Records
https://www.facebook.com/AdnaArtistpage/
http://www.adna.se/

Robert Heitmann

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