REPLICAS – Filmkritik

Wenn wir eine Person verlieren, dann gibt es keine logischen Regeln für das, was in uns passiert. Manche explodieren voller Wut und Trauer, andere verbergen ihre Gefühle und machen weiter wie zuvor…und dann gibt es diejenigen, die völlig am Rad drehen. Replicas von Jeffrey Nachmanoff ist ein Film über genau so einen Menschen und erinnert stark an einen Sci-Fi Friedhof der Kuscheltiere. Zum Heimkino-Release haben wir uns den Film noch einmal angeschaut.

Will Foster (Keanu Reeves) ist ein Pionier auf dem Gebiet der Neurotransplantation – sprich, er überträgt den Verstand von Lebewesen in Roboter. Damit versucht er das, wovon Sci-Fi-Fans schon lange feuchte Träume bekommen. Doch leider wollen Fosters Experimente nicht gelingen, Verstand und Maschine funktionieren nicht zusammen. Als dann bei einem Autounfall die gesamte Familie von Will verstirbt, macht es bei dem Wissenschaftler klick. Anstelle in tiefer Trauer zu versinken, ruft er seinen Kollegen Ed (Thomas Middleditch) an und beginnt, den Verstand seiner Frau und drei Kinder auf Festplatten zu speichern. Ed ist außerdem sehr versiert in der Technik des Klonens. In einer Nacht und Nebel Aktion entwenden sie Laborequipment und klonen Familie Foster im eigenen Keller.

Schnell steht Will vor dem gleichen Problem wie bei seinen Maschinen – wie garantiert er, dass die geklonten Körper nicht den Verstand abstoßen? Immer weiter verstrickt er sich in ein Netz aus Geheimnissen und Lügen. Wenn er entdeckt wird, droht ihm Gefängnis und das Aus seiner Karriere.

Die Idee, den menschlichen Verstand in Maschinen zu übertragen, ist gleichermaßen revolutionär und beängstigend. Es ist das Versprechen nach unendlichem Leben, über das schon viele Jahrhunderte philosophiert wird. Replicas hätte ein Film werden können, der sich mit dieser hoch komplexen Thematik differenziert auseinandersetzt, doch stattdessen dreht Nachmanoff ein zu vorhersehbares und langweiliges Sci-Fi-Drama. Viel zu viel Zeit wird auf den langweiligen Vorgang des Klonens verschwendet und die Frage nach dem Für und Wider dieser Aktion wird so knapp angeschnitten, dass sie untergeht. Noch dazu strotzt Replicas nur so von Logikfehlern. Ich bin eigentlich niemand, der sich groß über solche Fehler in Filmen aufregt, aber bei einem SCIENCE Fiction Film, kann doch etwas Mühe verlangt werden. Zumindest so viel, dass ein Klon nicht mit perfekt lackierten und angeklebten Nägeln aus dem Tank kommt. Das Fazit: Dieser Frankenstein-Verschnitt ist weder spannend noch tiefsinnig.

Replicas (USA 2018)
Regie: Jeffrey Nachmanoff
Darsteller: Keanu Reeves, Alice Eve, Thomas Middleditch, John Ortiz, Emjay Anthony
Heimkino-VÖ: 9. Mai 2019, Concorde Home Entertainment


Julius Tamm

Hat irgendwas mit Medien studiert, schaut gerne Filme und schreibt auch noch drüber. Autor bei bedroomdisco, FRIZZ Darmstadt, hr-iNFO Online und hessenschau Social Media.

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