A.A. Williams – Forever Blue

I wasn’t meant to see the sun washed out and pale
I wait undone
I wasn’t meant to be the one hollow and hurt and meant for none

(A.A. Williams – Glimmer)

Es ist gerade einmal ein Jahr her, seit die Londoner Multi-Instrumentalistin A.A. Williams ihr Bühnendebüt sowie die Veröffentlichung ihrer selbstbetitelten ersten EP feierte. Mit Forever Blue legt die britische Künstlerin, die zuvor bereits für eine Kollaboration mit den japanischen Post-Rockern MONO zusammenarbeitete, ein Erstwerk vor, das in seiner magnetisierenden Melange aus Post-Rock und post-klassischen Elementen eine hypnotische Schönheit entfaltet, die sich zart aufbaut, in ihrer verzehrenden Wirkung aber von nachhaltiger Dauer ist.

Aufgenommen in dem Studio ihrer Nord-Londoner Wohnung, ist Forever Blue zunächst von einer starken Konfrontation mit Gefühlen der Isolation und Ängsten, die mit den Themen der Liebe und persönlichem Verlust einhergehen, gekennzeichnet. Balancierend zwischen stillen Tönen und dramatisierten Klangräumen, gelingt es A.A. Williams, mit ihrer einnehmenden Gesangsstimme, diesen verschiedenen Gefühlsregistern die passende Stimmung zu verleihen. Zart beginnt direkt das eröffnende All I Asked For (Was To End It All), das durch akzentuierte Piano- und Streicherelemente eine düstere Atmosphäre zeichnet, die zunächst in sich selbst versunken existiert, ab der zweiten Hälfte dann jedoch energisch herausbricht. Ein Spannungsbogen, der auch etwa im folgenden Melt zu beobachten ist. Dröhnende Bässe und flirrende Synths rauschen hier der betörenden stimmlichen Performance voraus, eingefangen durch den stetigen Beat. Im Folgenden schwillt das Stück zu einer orchestral anmutenden Nummer an, die aus den anfänglich melancholischen Fragmenten ein erhebendes, gereiftes Ganzes macht und in seiner Reichweite fast schon euphorisch aufgeladen wird. Man kommt nicht um den Schein einer bedrückenden Atmosphäre umhin, den die nur acht Songs von Forever Blue erzeugen. Die Schwere schwimmt in allen Liedern mit. Und doch, gibt man den Stücken eine Chance, schwingt sich immer auch etwas erhebendes und Kraft machendes durch den Schleier hindurch. So etwa auch in Love And Pain, das in einer unverkennbaren Doppelpräsenz von düsterer Melancholie und energischer Sound-Ekstase laut der Songwriterin eine „juxtaposition of positive and negative emotions“ beinhaltet. Diese Dualität von Licht und Schatten ist ein zentraler Bestandteil der Songs des Debüts – und wird sowohl lyrisch als auch musikalisch bis in das letzte Glied zurückverfolgen. 

Forever Blue, der Name scheint Programm und ist laut Williams auf einen Song zurückzuführen, der es letzten Endes doch nicht auf die Platte geschafft hat. Dennoch bleibt das Motiv präsent, „it still encapsulated the songs“, erklärt die Songwriterin, „it sounded timeless and in the right place“. Von zeitloser Wirkung zeugen auch Momente innerhalb der Songs, die dann auf dem Album gelandet sind. Und gibt man sich diesen Augenblicken zwischen Melancholie, Wehmut und  rauschender Euphorie hin, bietet das Erstwerk faszinierende Einblicke in einen sehr persönlichen Kosmos einer Künstlerin, die sicherlich noch mehr zu sagen hat.

A.A. Williams – Forever Blue
VÖ: 03. Juli 2020, Bella Union
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Andreas Peters

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