MEI RIVER – Boohoo


Foto-© Pontus Hammarström

Warum fällt es so verdammt leicht, sich so verloren zu fühlen? Das ist die schwerwiegende Frage im Kern der Songs, die Fredrik Eriksson unter seinem musikalischen Alter Ego Mei River kreiert. Nachdem er jahrelang eher im Hintergrund an unkonventionellen Instrumentals für andere Künstler getüftelt hat, gab er irgendwann dem quälenden Gefühl nach, das ihn seit Jahren heimsuchte: eine schleichende Unzufriedenheit mit dem Lauf des Lebens und eine zunehmende Verwirrung über den Zustand der Welt. Er beschloss, erstmals seine eigene Stimme in Songs einzubringen, und am Ende hatte er etwas, das widerspiegelte, wie er sich fühlte: verloren, einsam und niedergeschlagen. Fredrik Eriksson singt oft darüber, nicht zu wissen, was er tut oder wohin er geht – ein Gefühl, das wohl jeder junge Mensch nachvollziehen kann, der mehr oder weniger ziellos in den unruhigen Gewässern des Post-Millennial-Zeitalters umherpaddelt.

Für Eriksson sind seine Songs eine Art Reha mit dem Ziel, die Zeit intensiven Stresses und der Verwirrung zu verarbeiten und hinter sich zu lassen. „Ich fühlte mich verloren und so fehl am Platz, dass ich nicht dachte, jemals wieder aus diesem Loch herauszukommen“, sagt er. Im Laufe der Zeit fand er jedoch einen Weg, darüber zu sprechen…oder zumindest zu singen: „Ich benutze die Musik, um Dinge zu sagen, die ich im wirklichen Leben nicht zu sagen wage“, erklärt er. „Anstatt nur zu sagen: ‚Ich bin traurig, Boohoo‘, versuche ich, meinen Gefühlen einen Raum zu geben, wo ich sie kanalisieren kann, anstatt Dinge direkt zu sagen.”

Auch wenn Eriksons Songtexte bisweilen einen recht furchtsamen und beunruhigenden Eindruck hinterlassen können, gilt dies nicht für seine Musik. Seine Songs sind einerseits traurig, andererseits aber auch farbenfroh und lebendig, üppig und lieblich. Sein DIY-Bedroom-Pop ist durchzogen von Spurenelementen aus Exotik und Funk. Die Songs schimmern und leuchten, spiegeln die bittersüße Nostalgie von Sophisticated-Pop-Größen wie Prefab Sprout, die stürmische Psychedelia von Tame Impala, den verdichteten Lo-Fi-Pop von Radio Dept. und sogar die wehmütig introvertierte elektronische Musik von Cashmere Cat wider. So auch seine neue Single A Story About Getting Lost, die heute bei uns Videopremiere feiert und über die Eriksson selbst sagt: “A Story About Getting Lost is a love song to antidepressants. I wrote it when I decided to stop using it, it’s a reminder that I can keep on without them.“

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Dominik

Bedroomdisco-Gründer, Redaktions-Chef, Hans in allen Gassen, Golden Leaves Festival Booker, Sammler, Fanboy, Exil-Darmstädter Wahl-Hamburger & happy kid, stuck with the heart of a sad punk - spreading love for great music since '08!

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