DIE BESESSENEN – Filmkritik

Die Besessenen @ Universal

Die Besessenen Cover
Foto-Credit © Universal Pictures

„Ich tausche 25 lärmende Schüler gegen ein Kind – was soll da schon schiefgehen?“
– Kate

Die Angst, verrückt zu sein – nicht mehr zu wissen, was real ist – muss ein schreckliches Gefühl sein. Ein Gefühl, das Filmemacher*innen nur zu gerne auslösen wollen – vor allem im Horrorfilm. Mittlerweile so gerne, dass ein Muster zu erkennen ist. Filme wie Der Unsichtbare, It Follows, Slenderman haben mehr oder weniger das gleiche Grundgerüst. Und jetzt auch Die Besessenen von Floria Sigismondi. Langsam wird es langweilig.

Die Grundschullehrerin Kate (Mackenzie Davis) lässt das Kleinstadtleben hinter sich und nimmt freudig einen Job als Privatlehrerin für die kleine Flora (Brooklynn Prince) an, deren Eltern bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben gekommen sind. Ganz alleine mit der Haushälterin Mrs. Grose (Barbara Marten) lebt sie auf einem riesigen Anwesen mitten im Nirgendwo. Inklusive Irrgarten, Stallungen und Parkanlage. Schon an ihrem ersten Tag merkt Kate, dass in diesem Haus etwas nicht stimmt. Die Blicke von Mrs. Grose, unheimliche Aussagen von Flora und nachts schallen Stimmen von Fremden durchs Haus. Als dann plötzlich auch noch Floras älterer Bruder Miles (Finn Wolfhard) auftaucht und wieder in das Anwesen zieht, häufen sich die merkwürdigen Vorfälle. Es scheint fast so, als würde das Haus und die Kinder alles daranlegen, Kate loszuwerden. Gefangen in dem Zwiespalt zwischen dem Versprechen, die Kinder nicht allein zu lassen, und dem panischen Willen, abzuhauen, verliert sich die junge Lehrerin immer weiter in einer Spirale aus Verfolgungswahn und Angst.

Viel spannender wird der Plot von Die Besessenen nicht mehr. Es ist eine klassische Geistergeschichte mit sich bewegenden Puppen, Gesichtern in Spiegeln und schleichenden Schatten, die darauf ausgelegt ist, die Zuschauer*innen zu erschrecken. Auf dem Weg zu diesem Ziel verliert Sigismondis Film leider einen Haufen Handlungsstränge, die dem Ganzen etwas mehr Abwechslung eingehaucht hätten. Was ist mit dem Unfall der Eltern? Was ist Miles Geschichte? Wieso flieht Kate nicht? All diese Fragen bleiben unbeantwortet. Was diesem Film jedoch gelassen werden muss ist die Inszenierung von Hauptfigur Kate. Ihr langsam ansteigender Wahnsinn wird durch immer enger werdende Räume, eine bedrückende Geräuschkulisse und einer immer hektischeren Kamerabewegung empathisch dargestellt. Leider ist das das einzige, was Die Besessen von anderen 0815-Horrorfilmen unterscheidet.

Die Besessenen (USA 2020)
Regie: Floria Sigismondi
Darsteller: Mackenzie Davis, Finn Wolfhard, Brooklynn Prince, Barbara Marten
Heimkino-Start: 3. September 2020, Universal Pictures

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Julius Tamm

Hat irgendwas mit Medien studiert, schaut gerne Filme und schreibt auch noch drüber. Autor bei bedroomdisco, FRIZZ Darmstadt, hr-iNFO Online und hessenschau Social Media.

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