PILLOW QUEENS – don’t want to rush the love

Foto-© Faolán Carey

2016 gründete sich das irische Indie-Rock Quartett Pillow Queens nach einem Basketball-Training, nach dem sie feststellen mussten, dass sie gar nicht so gut spielten, und kurzerhand beschlossen es als Band zu probieren. Rückblickend eine sehr gute Entscheidung haben die vier Musikerinnen seitdem doch 2 EPs veröffentlicht, darunter mit Gay Girls so etwas wie eine queere Hymne und Shows mit Acts wie Idles, Two Door Cinema Club oder den Future Islands gespielt. Im Jahr 2019 wurden sie mit dem Women Of The Year Award in der Kategorie Musik ausgezeichnet, während sie im gleichen Jahr schon fleißig an ihrem Debütalbum arbeiteten, wofür sie sich aber die nötige Zeit lassen wollten, wie sie damals schon in einem Interview mit dem Paste Magazine in Form von Pamela Connolly (Vocals, Gitarre, Bass) aussagten: “We don’t want to be too precious, but we don’t want to throw away songs that we need to put a lot of love into…and if that [album] has to come out in 2020, then so be it. But if it’s 2019 that would be fantastic, and I think we have it in us to do it. But again, I don’t want to rush the love.”

2019 hat es leider nicht mehr geklappt, dafür merkt man In Waiting, das am 25. September via Stargazer Records erscheinen wird, die Extraportion Zeit an, die die vier in ihr Debüt gesteckt haben. Die Songs der Pillow Queens, einer Band, die sich von einem Dublin inspiriert fühlt, dem der Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit nicht fremd ist, in denen es um Zusammengehörigkeit und Einheit geht erklingen darauf lauter als je zuvor. Und haben neben lauten Gitarren-Melodien auch immer wieder eingängige Pop-Anleihen, die das Debüt der wohl dringlichsten Indie-Rockband Irlands so gut machen!

Es ist inhaltlich ein Album über Liebe; Selbstliebe, queere Liebe, die angstauslösenden Fehlerlinien der romantischen Liebe und die Liebe zu einer Stadt und einem Land, die einem gleichzeitig den Rücken frei halten und auf ihm lasten. Und so viel mehr! Denn es ist auch ein Album über das Dazwischen, die Übergangszeit in ein Erwachsenendasein, das nie zu kommen scheint, während man auf den erhellenden Moment wartet, in dem alles Sinn ergibt, obwohl ein Teil von einem Selbst weiß, dass es diesen nie geben wird. Es ist ein Album über den Fegefeuer-Aspekt des Spät-Kapitalismus, in dem sich die Systeme verschwören um zu belasten und zu bestrafen; Arbeitsplatzunsicherheit, Wohnungsmarkt-Krisen, Einkommensungleichheit und soziale Ungerechtigkeit. Und es ist ein Album über Familie; ausgewählte, gegebene, erhaltene und verdiente. Es ist ein Album über Spiritualität; von den tief verwurzelten Grenzen der Religion über die sich ausdehnenden Grenzen der Spiritualität bis hin zur Ikonographie und den Ritualen, die im emotionalen Inneren eines jeden wohnen, der in Irland aufwächst.

Und bei all diesen doch eher schweren Themen, kommt es dennoch leicht und mitreißend daher, überrascht immer wieder mit großen Melodien, mal gefühlvoll, mal energetisch – immer sehr, sehr gut! Und nachdem schon die erste Single Handsome Wife aus In Waiting erschienen ist, erscheint nun heute die nächste Single Holy Show bei uns als Videopremiere! Holy Show, ein atmosphärischer Track der sich langsam zu einem gitarrengetriebenen Höhepunkt aufbaut, behandelt das Gefühl des Bedauerns und der Unsicherheit über vergangene Worte und Taten, auch wenn diese im Grunde völlig bedeutungslos sind. Connolly beschreibt die schwere Last die man sich selbst aufbürdet, indem man in der Präsentation seiner selbst auf die kleinsten Details achtet – Details, die das Gegenüber vermutlich nicht einmal wahrnimmt.

Für das dazugehörige Video zeichnet sich erneut eine gute Freundin und Vertraute der Band, Kate Dolan, verantwortlich, die u.a. auch die Videos zu Handsome Wife und Gay Girls produzierte. Diese beschreibt das Video wie folgt: „Myself and the girls are all queer so when they asked me to direct something for Holy Show we all felt it was time that we made a video that had some positive queer representation. There are often depictions of queer women in the media that really upset me. We are often observed through a male gaze by male directors. They are often hyper sexualised. We wanted to create something that really captured the joyful intimacy between queer women through a female gaze.

In parts of the video you see these women in isolated spaces without each other. For me this can be interpreted two ways. You could say that they are remembering this road trip as something from their past that they are feeling nostalgic about. But I also like to think that in those scenes those women haven’t met yet and the visions of the road trip are them projecting their desires. I remember as a teenager, before I was fully out, I would often reassure myself that one day I would be free to go where I wanted, to do what I wanted and that I would find someone who loved me as much as I loved them. Those thoughts really kept me going in dark times and I guess I wanted to capture that feeling.“

YouTube video

Dominik

Bedroomdisco-Gründer, Redaktions-Chef, Hans in allen Gassen, Golden Leaves Festival Booker, Sammler, Fanboy, Exil-Darmstädter Wahl-Hamburger & happy kid, stuck with the heart of a sad punk - spreading love for great music since '08!

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