THE BLACK KEYS – Delta Kream


Foto-© Joshua Black Wilkins

Man muss Delta Kream nicht als vollwertiges Black-Keys-Album werten. Ins Gesamtoeuvre der Band reiht sich die Platte aber konsequent ein – und unterstreicht einmal mehr, wo die Soundwurzeln der Black Keys pochen.

Das nunmehr zehnte Studioalbum der Band enthält Cover klassischer Blues-Stücke, allesamt aus den Federn alter Helden der Band seit Teenietagen. Junior Kimbrough, eine Mississippi-Blueslegende, die viel zu spät im Leben die Früchte ihrer Arbeit ernten durfte, oder R. L. Burnside, mit ähnlichem Schicksal gesegnet, stehen quasi Paten für die Black Keys. Als Jugendliche spielten Karney und Auerbach ihre Nummern nach, lernten auf den Kompositionen Kimbroughs oder Burnsides ihre Instrumente beherrschen. Bei Delta Kream wird diesen alten Helden und ihrer Musik nun eine Hommage zuteil. Weggefährten Kimbroughs und Burnsides, namentlich Bassist Eric Deaton und Gitarrist Kenny Brown, trafen sich mit Dan Auerbach und Patrick Karney im Nashviller Easy Eye Studio zu gemeinsamen Aufnahmen. Es wurde vorher nicht geprobt, nicht groß rumgelabert, sondern direkt auf „Record“ gedrückt und losgelegt. Bescheidene 10 Stunden, 2 Tage, sollen die reinen Aufnahmen insgesamt gedauert haben. Herausgekommen sind zwölf Stücke, über die sich Dan Auerbach selbst vermutlich am allermeisten freut.

Auerbach macht selten – weder in Interviews noch sonst wo – ein Geheimnis daraus, dass ihm vieles am Musik-Business egal ist. Er möchte einfach nur Musik machen. Ob das bedeutet, sich Falsetto-Darling Aaron Frazer ins Studio einzuladen und dessen Album zu produzieren, mit Patrick Karney am eigenen, sehr typischen Black-Keys-Album Let’s Rock zu arbeiten, oder halt alte Klassiker zu entstauben, ist dabei nicht so entscheidend. Wichtig ist nur, dass dabei etwas rauskommt, dass sich hören lässt und irgendwie auch den retroverliebten Stempel Auerbachs aufbekommt. Das ist bei den Coverversionen von Crawling Kingsnake, Do the Romp und dem Rest jetzt weniger gelungen. Viel mehr passiert hier das, was bereits auf der EP Chulahoma (2006), eine Tribute-EP für den Ende der 90iger verstorbenen Kimbroughs, passierte: Die Band nerdet auf altem Mississippi-Blues herum, ohne dem Ganzen eine neue, aktuelle oder spannende Note zu verleihen. Die Songs sind herrlich perfekt eingespielt, die Band funktioniert bestens. Karney schleppt sein Drumset ganz genüßlich durch die Blues-Sümpfe, Auerbach kniet sich mit Gitarre und Stimme tief hinein und lässt es brodeln. Das klingt exzellent, liefert für die Originale aber keinerlei neue Insights. Die Frage ist allerdings, ob das unbedingt sein muss. Es macht nämlich durchaus Spaß, der Spielbegeisterung der Black Keys zu lauschen, man hört vielleicht mal einen Track, den man auch als Blues-Fan noch nicht so kannte und erfreut sich an der wunderbar smoothen Produktion, die den rohen Sound des alten Blues ganz elegant und geschmackvoll einfängt. Man bekommt im Prinzip einen kleinen historischen Exkurs zu dem, wo die Black Keys angefangen haben und was das legendäre Mississippi-Delta ausmachte.

Diejenigen, die da allerdings wenig Bock darauf haben, bzw. eigentlich auf die Black-Keys-typischen Gitarren-Riffs, straighte Rhythmen bei breitschultrigen Rock-Refrains warten, dürften enttäuscht sein. Die gute Nachricht: Es gibt ja mittlerweile genug Black Keys Alben, die genau das liefern. Einfach noch mal von vorne anhören, bis vermutlich irgendwann die nächste, herkömmliche Black Keys Platte erscheint.

The Black Keys – Delta Kream
VÖ: 14. Mai 2021, Nonesuch
www.theblackkeys.com
www.facebook.com/TheBlackKeys

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Silvia Silko

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