THE PROTÉGÉ – MADE FOR REVENGE – Filmkritik


Foto-© Leonine

I didn’t come here for money. I came here for you.

(Anna – The Protégé – Made For Revenge)

Seit einigen Jahren ist Hollywood auf Rache aus – auf jeden Fall, wenn es um neue Film-Projekte geht. Revenge-Action-Filme schießen aus dem Boden wie selten zuvor – und das Publikum scheint sie zu lieben. Neben erfolgreichen Reihen wie den John Wick-Filmen sind vor allem weibliche Action-Stars auf ihren Rachefeldzügen beliebt – Atomic Blonde, Anna, Red Sparrow oder Lucy sind nur einige Beispiele. Mit The Protégé versucht Regisseur Martin Campbell an den Erfolg des Genres anzuknüpfen – leider vergeblich.

Die Story des Revenge-Genres ist mehr oder weniger immer dieselbe. Irgendwer tötet die Familie / die beste Freundin / den Hund oder den ehemaligen Mentor der Hauptfigur (oder alle), die sich dann mithilfe von fast übermenschlichen Fähigkeiten durch die Reihen ihrer zahlreichen Feinde kämpft. Im großen Finale bekommen die Verantwortlichen die Rache der Protagonistin zu spüren und dann kann die Vergangenheit endlich hinter sich gelassen werden. Von diesem Handlungsmuster kann sich auch The Protégé nicht distanzieren. Was als Grundstruktur des Revenge-Genres funktionieren mag, braucht jedoch immer etwas Neues und Unerwartetes, um sich von vorherigen Filmen abzuheben. Und eben da scheitert The Protégé.

Das liegt vor allem an der Handlung, die keine ist. Nachdem Anna (Maggie Q) ihren Mentor Moody (Samuel L. Jackson) durch ein Attentat verliert, macht sie sich sofort auf die Suche, nach seinen Mördern. Lange braucht sie nicht dafür, da sie auch ihr schon auf den Fersen sind. Doch warum es überhaupt zu so viel Blutvergießen kommt, verliert sich in schlechtem Story-Telling. Es fehlt an klaren Motiven, konsequenten Erzählsträngen und Empathie für die Figuren.

Besonders farblos ist die Figur der Anna. Sie ist in dem ganzen Spektakel nicht mehr als ein Spielball, deren einzige Aufgabe es zu sein scheint, von einer Seite zur anderen gespielt zu werden. Je länger der Film läuft, desto unwichtiger wirkt ihr Schicksal und desto fraglicher sind die Motive ihres Handelns. Zu oberflächlich und glatt ist ihre Darstellung – schon fast spröde und langweilig. Einzig die kleinen Flirts von Anna und ihrem Gegenspieler Rembrandt (Michael Keaton) machen Maggie Qs Rolle nahbar und sorgen für eine unterhaltsame Abwechslung. Die mit Erotik untermalten Kampfsequenzen wirken wie eine Hommage an Mr. & Mrs. Smith und sorgen das ein oder andere Mal für ein Schmunzeln.

Auch die Diversität des Casts sei an dieser Stelle gelobt. Mit der vietnamesisch stämmigen Maggie Q in der Hauptrolle und schwarzen Schauspielern wie Samuel L. Jackson und Ray Fearon ist The Protégé fortschrittlicher als so manch andere Hollywood-Produktion. Hätte sich Drehbuchautor Richard Wenk etwas mehr Mühe beim Schreiben gegeben, könnte dieser Film wirklich etwas Besonderes sein. Doch so ist er nur ein weiterer Film der Kategorie „Ach, den habe ich irgendwann mal gesehen“.

The Protégé (USA 2021)
Regie: Martin Campbell
Darsteller: Maggie Q, David Rintoul, Michael Keaton, Samuel L. Jackson, Patrick Malahide
Heimkino-VÖ: 22. Oktober 2021, Leonine

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Julius Tamm

Hat irgendwas mit Medien studiert, schaut gerne Filme und schreibt auch noch drüber. Autor bei bedroomdisco, FRIZZ Darmstadt, hr-iNFO Online und hessenschau Social Media.

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