LICORICE PIZZA – Filmkritik


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(Gary – Licorice Pizza)

Licorice Pizza, die
Wortart: Substantiv, feminin
Bedeutung:
– Amerik. Slang für Schallplatten, L(icorice) P(izza), aufgrund der schwarzen Farbe und der einer Pizza gleichenden flachen, runden Form
– Eine mittlerweile von Sam Goody aufgekaufte amerikanische Ladenkette für Tonträger
– Der neue Film von Regisseur Paul Thomas Anderson, in dem sich der junge Gary (Cooper Hoffman) in die etwas weniger junge Alana (Alana Haim) verliebt und wir sodann ihre Eskapaden im San Fernando Valley der 70er Jahre verfolgen

Paul Thomas Andersons Filme (Magnolia, There will be blood) sind ja gerne mal etwas verkopft und so überrascht es, dass Licorice Pizza nur so vor Leichtigkeit strotzt. Dem Film zugrunde liegt die Idee, was passieren würde, wenn ein Teenager eine Frau zum Date einlädt und diese tatsächlich auftaucht. Ein Akt, der zunächst ein enormes Selbstbewusstsein seitens des Teenagers erfordert, welches Cooper Hoffmanns Gary ab Szene eins im absoluten Überfluss zur Schau stellt. Dass seine Geschichten (er ist natürlich Schauspieler) nicht reiner Bluff sind, sondern der junge Hustler tatsächlich so einiges auf dem Kasten hat, lässt nicht nur sein Selbstbewusstsein als auch ihre aufkeimende Zuneigung plausibler erscheinen, sondern führt immer wieder zu überraschenden Twists im Plot. Die Geschichte Alanas und ihrer großen, jüdischen Familie ist dabei nicht weniger facettenreich und auch kein Stück weniger faszinierend.

Teils Coming of Age, Teils Slice of Life (Fast Times at Ridgemont High ist ebenfalls eine große Inspirationsquelle) erleben wir parallel zu der sich unausweichlich (oder eben doch gar nicht) anbahnenden Beziehung von Alana und Gary gemeinsam mit ihnen das Heranwachsen in den USA der 70er Jahre und die Herausforderungen einer Beziehung mit einem größeren Altersunterschied. Garys immer neue Geschäftsideen von Wasserbetten hin zu Flippern und Alanas aufkeimendes Interesse an Politik. Nahezu episodenhaft verschiebt sich der Fokus zwischenzeitlich auf andere Personen, deren Leben sie streifen. Einem wahnsinnig stereotypen Besitzer eines japanischen Restaurants, mit dem Gary zusammen arbeitet, dem Politiker Joel Wachs (Benny Safdie), für den sich Alana engagiert oder einem von Evel Knievel inspirierten Showdown zwischen alternden Hollywood-Größen (nahezu surreal gespielt von Sean Penn und Tom Waits) beim gemeinsamen Dinner mit Gary und Alana.

Genauso wie diese Begegnungen ihr Leben bereichern, werden Gary und Alana für gut zwei Stunden in den Fokus von eurem Leben treten. Sie drängen sich nicht auf, aber sie haben eine interessante Geschichte zu erzählen, die es wert ist gehört zu werden und sicher das eine oder andere Lächeln auf euer Gesicht zaubern wird. Euer Leben wird sich dadurch nicht um 180 Grad drehen, ihr werdet keine tiefen Erkenntnisse erlangen, aber ihr werdet wahrscheinlich noch einmal diesen nicht zu bändigenden Optimismus der Jugend und dieses Gefühl der ersten Liebe spüren und das sollte euch einen Kinobesuch wert sein.

Licorice Pizza (USA 2021)
Regie: Paul Thomas Anderson
Cast: Alana Haim, Cooper Hoffman, Sean Penn, Tom Waits, Yumi Mizuki, John C. Reilly, Megumi Anjo, Bradley Cooper, Benny Safdie, George DiCaprio
Kinostart: 27. Januar 2022, Universal Pictures Germany

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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