WIDOWSPEAK – The Jacket


Foto-© Alexa Viscius

Everything is simple ’til it’s not
Learned to love the ropes when you were caught
See they could be braided a different way
And sinking into nothing, you learn to stay

Singers tend to hide the truth
Oh, you hear it, if it speaks to you
But what do you expect? It serves them well
To edit anything that’s fit to tell

(Widowspeak – The Jacket)

Das Dream-Pop-Duo Widowspeak aus Brooklyn veröffentlicht am 11. März sein bereits sechstes Studioalbum. The Jacket war ursprünglich als Konzeptalbum gedacht, das die Geschichte einer fiktiven Band erzählt. Dabei wurde die Platte aber schnell selbstreferenziell. Es geht um Leistung, vergangene Leben, die Absurdität von Egos, Co-Abhängigkeit und gemeinsame Visionen.

Dies ist zum Teil auf die kürzliche Rückkehr der Band nach New York City zurückzuführen, dem Ort ihrer eigenen Entstehungsgeschichte, wo sie The Jacket im Studio Diamond Mine mit dem Co-Produzenten Homer Steinweiss aufgenommen haben. Neben Molly Hamilton und Robert Earl Thomas an den Gitarren sind auf dem Album auch der Gründungsschlagzeuger Michael Stasiak, J.D. Sumner am Bass sowie Michael Hess am Klavier und Keyboard zu hören. Klanglich knüpfen Widowspeak damit an ihre Stärken an, mit denen sie auch auf ihrem eindrucksvollen Vorgängerwerk Plum überzeugt haben. Sanfte, aber treibende Balladen gehen beinahe nahtlos in Stücke über, die immer noch sanft daherkommen, aber durch die verschiedenen Gitarrenspuren, Retro-Percussions aber vor allem dem mitreißenden Bass etwas mehr Drive bekommen. Das Gitarrenspiel von Thomas ist der (heimliche) Star der Platte und mindestens genauso emotional wie die angenehm mühelosen, fast schwebenden Lyrics von Hamilton.

Die Eindringlichkeit ihres Dream-Pop zeigen Widowspeak vor allem in ihrer Single Everything is Simple – einem Song über „a propulsive, spirited song about shifting perspectives in increasingly complicated situations“. Aber auch das darauffolgende Salt klingt mit seinen lässigen Wiederholungen und den markanten Bass- und Gitarrenstücken nach. Auf The Drive und Forget It überzeugt vor allem die perfekte Verschmelzung von Band und Hamiltons Gesang – flüsternd, warm und doch distanziert. Widowspeak machen hier Dream-Pop, der lässiger nicht sein könnte. Dabei klingen sie immer auch nostalgisch. True Blue vereint im besten Sinne 60er-Jahre-Retro-Elemente mit 90er-Teenage-Träumen und auch der Titeltrack The Jacket klingt aus der Zeit gefallen und aktuell gleichzeitig. Es drängen sich Bilder von staubigen 70er-Jahre-Bars und mondänen und unnahbaren Sängerinnen in ihnen auf.

Mit ihrem sechsten Album zeigen Widowspeak, dass Dream-Pop auch 2022 viel zu bieten hat. Durch die Anlehnung an die 1960er und 1970er Jahre und die starken Gitarren bekommt der Klang eine nostalgische Gegenwärtigkeit, die der Band ausgesprochen gut steht. Es balanciert Momente offener Üppigkeit mit einem geradlinigen Ansatz. Auf The Jacket erfindet sich das Duo nicht neu, aber knüpft gekonnt an seine größten Stärken an und nimmt mit auf eine träumerische Reise, die emotional und ermutigend zugleich ist.

Widowspeak – The Jacket
VÖ: 11. März 2022, Captured Tracks
www.widowspeakforever.com
www.facebook.com/widowspeakband

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