ANNA OF THE NORTH – Crazy Life

I just dont know what I would have done
If you left me
Just like a song always on my mind l
Like a melody

(Anna of the North – Listen)

Anna of the North lädt uns mit ihrem neuen Album in das Haus ihres verrückten Lebens ein. Die Künstlerin kennen viele aus den To All the Boys I’ve Loved Before-Soundtracks, weil sie jemand in den letzten acht Jahren mal als superheißen Geheimtipp gedroppt hat, als Ohrwurm aus einer Apple-Werbung oder von gleich zwei Feature-Tracks auf Tyler, the Creators Opus Flower Boy. Also kommt man quasi gar nicht an dem mittlerweile Soloprojekt der norwegischen Sängerin vorbei. Da liegt das Crazy Life gar nicht fern.

Bird Song, der Opener und damit quasi Flur des Songs, ist für Anna of the North-Verhältnisse überraschend organisch, man hört eine klare Gitarre heraus, es ist ruhiger, die poppigen Beats halten sich noch im Hintergrund. Verletzlich beginnt sie: “I hear the birds sing outside my window / as I wake up from my sleep / I open my eyes and then I realize you’re no longer here.”

“You’re no longer here” – das ist ein Motiv, dass sich durch ihr ganzes Album zieht. Trennungsschmerz, Wachstumsschmerz, das Füllen von Leere mit aufmunternden Melodien gegensätzlich zu den traurigen Texten. Anna Lotterud, wie sie bürgerlich heißt, konnte den Spagat seit jeher gut, aber jetzt scheint sie ihn perfektioniert zu haben. Ab dem zweiten Track, I Do You, gewinnt das Album an Fahrt und bringt die ikonischen Synthesizer-Sounds nach vorne. Die sind oft sehr poppig, Tracks wie Listen und 60 Seconds brechen das Muster hin und wieder. Highlights sind neben dem als Single veröffentlichten Gus Dapperton-Duett Meteorite vor allem die beiden Songs Red und No Good Without U, die direkt aufeinander folgen und Anna of the Norths Können problemlos auf eine Stufe mit den grad so angesagten Popgirls a lá Maisie Peters oder girl in red stellen.

Crazy Life ist vom Gefühl her ein stark persönliches Album, bei dem nicht jeder Track sofort für die Hörer:innen zündet, aber genügend Material bietet, das man in seine Heartbreak-Playlisten stecken und durch das eigene Haus (oder Annas) tanzen kann. Dank des Repeat-Buttons stellt sich am Ende die Frage, ob man nicht mehr von diesem Anfang haben möchte. Bird Song ist ein echter Underdog ganz vorn an der Spitze!

Anna of the North – Crazy Life
VÖ: 4. November 2022, PIAS
www.annaofthenorth.com
www.facebook.com/annaofthenorth

Anna of the North Tour:
21.02.23 Berlin, Kantine am Berghain

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