DER GESANG DER FLUSSKREBSE – Filmkritik

 


Foto-© Sony Pictures Germany

Es ist wie ein alter Freund, dessen Gesicht man noch nicht gesehen hat – aber jetzt sehe ich es.

(Kya – Der Gesang der Flusskrebse)

Es geschieht leider viel zu oft, dass das, was man nicht kennt oder nicht begreifen kann, ausgegrenzt wird – oder schlimmer noch, dank vorherrschender Meinungen vorverurteilt. Catherine „Kya“ Clarke (Daisy Edgar-Jones, bekannt aus Normal People) kann davon so einiges berichten. Sie lebt seit ihrer Geburt zurückgezogen in den Sümpfen an der Küste von North Carolina in ärmlichen Verhältnissen – die nur noch schlimmer werden als sie nach und nach von ihrer Familie verlassen und letztlich alleine dort zurückgelassen wird. Doch das junge Mädchen ist zäh, entwickelt sich zu einer scharfsinnigen jungen Frau – während sich im nächstgelegenen Ort Barkley Cove die absurdesten Geschichten vom Marschmädchen verbreiten.

Als der örtliche beliebte Quarterback Chase Andrews (Harris Dickinson) am Feuerturm tot aufgefunden wird, hat die Öffentlichkeit schnell eine Schuldige in Kya gefunden, die sich kurz darauf vor Gericht wiederfindet. Und wirklich: es gibt Verbindungen zwischen den beiden, die plötzlich an die Oberfläche kommen. Doch ist das Marschmädchen wirklich eine Mörderin?

Als sich 2019 der Roman Der Gesang der Flusskrebse der amerikanischen Schriftstellerin Delia Owens zu einem weltweiten Bestseller entwickelte, war schnell klar, dass dieser die perfekte Vorlage für einen mitreißenden, wie bildgewaltigen Kinofilm sein würde. Den Zuschlag für die Umsetzung erhielt letztlich mit den Produzentinnen Reese Witherspoon und Lauren Levy Neustadter das Erfolgsteam hinter den Erfolgsserien Big Little Lies und Kleine Feuer überall, die zusammen mit der Regisseurin Olivia Newman (First Match) und einem illustren Newcomer-Cast dafür Sorge trügen, dass das Unterfangen gelang. Allen voran ist hierbei Daisy Edgar-Jones zu nennen, die die Rolle der schüchternen, wie interessierten Kya mit vielen Facetten ausstattet und wie schon in der Sally Rooney Roman-Adaption Normal People wieder auftrumpft. Auch David Strathairn wurde für eine Paraderolle als pensionierter Anwalt, mit gutem Gewissen gecasted und überzeugt in der Rolle vollauf. Etwas eindimensionaler sind hingegen die männlichen Gegenparts von Kya, die leider sehr vorhersehbar agieren und bei denen etwas mehr Charakter-Tiefe nicht verkehrt gewesen wäre. Dafür entschädigt allerdings das tolle Setting in den Sümpfen von North Caroline, die gleichzeitig so schön und so gefährlich sein können.

Where the Crawdads Sing (USA 2022)
Regie: Olivia Newman
Darsteller: Daisy Edgar-Jones, Taylor John Smith, Harris Dickinson, David Strathairn, Michael Hyatt, Sterling Macer Jr.
Heimkino-VÖ: 3. November 2022, Sony Pictures Germany

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Dominik

Bedroomdisco-Gründer, Redaktions-Chef, Hans in allen Gassen, Golden Leaves Festival Booker, Sammler, Fanboy, Exil-Darmstädter Wahl-Hamburger & happy kid, stuck with the heart of a sad punk - spreading love for great music since '08!

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