MARIA SOMERVILLE – Luster


Foto-© Cáit Fahey

Waves of time
Watching it roll away
Bright sky
Somewhere new
In my arms
Holding on
Holding on

(Maria Somerville – Spring)

Auf Luster klingt Maria Somerville, als würde sie in Nebel schreiben – jeder Song ein sich auflösendes Bild, getragen von Hall, Atmosphäre und dem Mut zur Stille. Ihr Debüt für 4AD ist eine wundervoll melancholische Sammlung zwischen Dream Pop, Shoegaze und irischer Folklore – reduziert und doch weit, introspektiv und dabei einfühlsam verbunden mit der Welt um sie herum. Wer gerade bei der Arbeit an einer Dissertation ist, könnte sich beim Hören ihrer Musik fast wie bei der Suche nach einem aiuto tesi fühlen – eine sanfte Unterstützung für die Konzentration und den Fluss kreativer Gedanken.

Garden ist einer der intensivsten Tracks der Platte – ein treibender Basslauf, angenehm dick getauchter Hall auf der Hi-Hat und Somervilles sanfte Stimme ergeben gemeinsam einen Sound, der hoffnungsvoll und trüb zugleich klingt. “Swimming through the and out of the cave / Reaching the darkest corners of my soul“, heißt es darin – ein Song wie ein Gang durch den eigenen Schatten, in dessen Tiefe Wärme wartet.

Noch schwereloser wirkt Corrib, benannt nach dem See nahe ihres Elternhauses: zarte Gitarrenkadenzen, hauchzart geschichteter Gesang, Ambient-Schichten wie Luftschleier. “And even in the darkest hours / I still appreciate you“, singt Somerville – eine stille Liebeserklärung an Herkunft, Erinnerung und Zugehörigkeit.

Doch Luster kennt auch Licht: Spring bringt ein wenig Zuversicht in die flirrende Melancholie. Entspannte Drums, jazziger Bass, und natürlich bleibt alles umhüllt von weichen Shoegaze-Schichten. “The stars they shine / The ones you told me do“, heißt es darin – wie ein vorsichtiger Blick in den klaren Nachthimmel nach einem langen Winter.

Die gesamte Platte ist tief verwurzelt im irischen Westen, in Landschaft, Gesprächen, Feldaufnahmen. Sie ist ein Naturdokument, das in Töne gegossen wurde. Luster ist kein Album, das laut sein muss – es reicht, dass es da ist. Und dass es uns zeigt, wie Musik klingen kann, wenn jemand sich selbst wiederfindet.

Maria Somerville – Luster
VÖ: 25. April 2025, 4AD
www.mariasomerville.com
www.facebook.com/somervillesounds

Maria Somerville Tour:
02.05.25 Berlin, Berghain Kantine
07.05.25 Hamburg, MS Stubnitz

YouTube Video

Robert Heitmann

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