Foto-@ Ulrich Seidl Filmproduktion Heimatfilm
Bitte verstoß mich nicht in die Hölle.
(Agnes – Des Teufels Bad)
Irgendwo im österreichischen Hinterland des 18. Jahrhunderts wird ein Kind ermordet und eine Frau zum Tode verurteilt. Agnes (Anja Plaschg) hingegen steht, vor derselben Kulisse, am Anfang ihrer Reise in die Welt der vermeintlichen unabhängig. Eine beschauliche, aber bierselige Hochzeit und ein ebenso beschaulicher Ehemann (David Scheid) wie das dazu passende Haus begrüßen sie in ihrem neuen Lebensabschnitt als Ehefrau. Zunächst wirft nur die Schwiegermutter (Maria Hofstätter) ein wenig Schatten auf das junge Glück, doch auch die neue Arbeit will ihr nicht richtig gelingen und die Ehe verläuft ebenfalls weniger passioniert als erhofft. In welche Richtung die Kausalität dabei auch schwingen mag, also ob deswegen oder deshalb, zieht es Agnes zusehends in die dunkle Einsamkeit des Waldes. Vor allem zieht es sie jedoch in die Dunkelheit und die Einsamkeit ihrer selbst, aber eben auch die Nähe eingangs erwähnter Frau.
Wenn die Österreicher eines können, dann düsteren Folk-Horror. Auch wenn sich der bei Des Teufels Bad nie so ganz manifestiert, ist er doch in jeder Szene, in jedem Szenenbild so präsent, dass man den Teufel förmlich riechen und schmecken kann. Dabei geht es dem Regieduo Severin Fiala und Veronika Franz, die auch das Drehbuch geschrieben und uns Horrorfans bereits Ich seh, ich seh (2014) und The Lodge (2019) geschenkt haben, inhaltlich um etwas ganz anderes. Inspiriert von dem Buch Suicide by Proxy in Early Modern Germany (2023) von Kathy Stuart beschäftigt sich der Film mit einem sehr realen Phänomen: Depression und Selbstmord aus eben dieser Zeit. Dies hier aufzulösen, würde dem Film zu sehr vorweggreifen, aber ihre Intention macht das Duo nach dem Ende in Form von Texttafeln mehr als klar. Bei einem Film mit dem Thema Depression und Selbstmord im Mittelalter erwartet sicher niemand ein spaßiges Kinoerlebnis. Dennoch sei eine Warnung ausgesprochen, den Film selbst als trostlos zu beschreiben, ist eine Untertreibung. Agnes Leben ist düster und wir tauchen mit ihr gemeinsam immer tiefer in den Moloch ihres Alltages ein. Authentisch und naturalistisch inszeniert, subtil und dennoch mitreißend gespielt und immer mit einem Hauch von Unbehagen und Übernatürlichem in der Luft. Eben so wie die Menschen ihre Welt damals – zumindest aus Agnes Perspektive – wahrgenommen haben.
Zurecht ist dies Österreichs Beitrag für den besten internationalen Film bei den Oscars in 2025. Eine erzählenswerte Geschichte, meisterlich erzählt. Für alle „Freunde“ von Folk-Horror und psychologischem Drama, die sich psychisch stark genug sehen, sich vor diesem Hintergrund mit den Abgründen von Depressionen und Selbstmord auseinanderzusetzen.
Des Teufels Bad (AT DE 2024)
Regie: Severin Fiala, Veronika Franz
Darsteller: Anja Plaschg, David Scheid, Maria Hofstätter
Heimkino VÖ: 27. März 2025, Plaion Pictures
