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Death is just a word.
(Grabber – Black Phone 2)
Vier Jahre nach den Ereignissen aus Black Phone (2021) hat Finn (Mason Thames) die damalige Entführung durch den „Grabber“ (Ethan Hawke) immer noch nicht verarbeitet. Im Gegenteil, der vormals eher ruhige Junge sucht in der Schule Schlägereien und raucht auf der anderen Seite Joints, um mit seinen alptraumhaften Visionen klarzukommen. Denn, obwohl er den Grabber getötet hatte, erscheint ihm dieser überall und seine Opfer versuchen ihn weiterhin aus dem Jenseits zu erreichen. Mehr noch wird jedoch nun auch seine Schwester Gwen (Madelaine McGraw) von alptraumhaften Visionen durch ihre Träume heimgesucht. Dies treibt sie wiederum so weit, dass sie Angst hat, ähnlich wie ihre Mutter vor ihr, dem Wahnsinn zu verfallen. Die Visionen beider Jugendlicher haben gemeinsam, dass sie zusehends auf ein Feriencamp am Alpine Lake hinweisen, einem Ort, dessen düsterer Vergangenheit sie sich wohl stellen werden müssen.
Obgleich er in Teil eins gestorben ist, ist der Grabber zurück im Kino. Aber wann war der Tod jemals ein Hindernis für Horror-Franchises? Dies macht auch die Tagline bzw. das hier eingangs erwähnte Zitat klar: „Death is just a word“. Obgleich dem so ist, wird euch die Angst vor und um diesen herum für knapp zwei Stunden hier ganz gut auf Trapp halten. Zusammen mit dem Grabber ist auch der Großteil der Cast aus Teil eins und auch der sonstigen Macher wieder mit dabei. Wichtig vor allem, dass auch der erfahrene Horrorregisseur Scott Derrickson (The Black Phone (2021), Doctor Strange (2016), The Gorge (2025), Sinister (2012), Hellraiser: Inferno (2000)) wieder mit dabei ist. Wer jedoch fehlt ist Autor Joe Hill. Konnte sich Teil eins noch auf eine Geschichte des Autors stützen, steuerte er dieses Mal nur die Prämisse bei: „Ein Telefon klingelt, Finn geht ran und am anderen Ende ist der Grabber, der aus der Hölle anruft“.
Der Geschichte selbst fehlt dann auch ein wenig der Fokus des Erstlings und auch die originellen Ideen. Denn was in dem Camp passiert, erinnert einfach etwas zu sehr an Nightmare on Elm Street nur ohne eine stringente Erzählung, wen der Grabber jetzt konkret warum und wie aus dem Jenseits, primär in den Träumen, heimsucht. Nicht, dass jedoch zu wenig erklärt wird, denn die Horror-Franchise-Sünde, die Origin Story des Antagonisten im Detail aufzudecken, wird hier in all ihrer Entmystifizierung begangen. Zum Glück sind aber wie erwähnt auch die Jungdarsteller aus dem ersten Teil wieder dabei. Der Fokus verschiebt sich dabei von Finn auf seine Schwester Gwen und diese spielt Madelaine McGraw mit absoluter Hingabe. Auch sind die Geschichten der Geschwister sinnvoll weitererzählt und nicht nur für einen Horrorfilm gut ausgearbeitet. Allzu oft wird das Trauma, das den Protagonisten in Horrorfilmen widerfährt, achtlos übergangen, hier wird es zu dem zentralen Story Element. Obgleich daneben erwartungsgemäß wenig Raum für weitere Figuren bleibt, wird auch die Geschichte von ihrem Vater (Jeremy Davis) sinnvoll erweitert und Miguel Mora darf nunmehr den Bruder von Robin, den er im ersten Teil spielte, mimen. Primär Comic Relief ist auch seine Figur eine willkommene Ergänzung des zentralen Duos.
Technisch gesehen fiel schon im Trailer der Einsatz von 8mm-Kameras auf. Diese sind größtenteils Gwens (Alp-)Träumen vorbehalten. Visuell ein fantastischer Kniff, der viel Atmosphäre in den Film bringt und dabei ein wenig an den Erfolg des Indiefilms Skinamarink aus 2022 erinnert. Gleichzeitig geht dabei jedoch auch ein wenig Spannung verloren, da immer klar ist, wann wir im Traum sind und wann eben nicht. Ebenso klar ist auch, dass ein großer Teil des Showdowns leider vor Greenscreen gedreht wurde. Auch wenn ansonsten wohl viel Aufwand betrieben wurde, um in echter Kälte und „On Location“ (Ontario in Kanada doubled hier für die USA) zu drehen, irritiert der sicherheitsbedingte Studiodreh des Finales leider sehr. Der Grabber selbst verliert zwar ebenfalls etwas an Bedrohlichkeit aufgrund der erwähnten Entmystifizierung, wie bei dem Film im Ganzen, wird jedoch auch er von dem guten Darsteller (Ethan Hawke) und der großartigen Inszenierung gerettet, denn wie im Genre üblich sieht er dieses Mal natürlich noch ein Stück fieser und abgefuckter aus.
In Summe schafft es Teil zwei leider nicht, den subtilen, nur leicht übernatürlichen Horror des Erstlings erneut auf die Leinwand zu bringen. Dafür werden viele Horrorideen an die Leinwand geschmissen, von denen leider nicht alle funktionieren und noch weniger erschrecken. Gut fortgesetzte und vor allem gespielte Figuren und eine sehr Style-sichere Inszenierung sorgen jedoch für ein vielleicht nicht komplett stimmiges, aber sehr stimmungsvolles Ganzes.

Black Phone 2 (US CA 2025)
Regie: Scott Derrickson
Darsteller: Mason Thames, Ethan Hawke, Madelaine McGraw, Jeremy Davis, Miguel Mora, Arianna Rivas
Kinostart: 23. Oktober 2025, Universal Pictures Germany

