DER PHÖNIZISCHE MEISTERSTREICH – Filmkritik


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My most important project of my lifetime.

(Zsa-Zsa Korda – Der phönizische Meisterstreich)

Zsa-Zsa Korda (Benicio Del Toro), ein scheinbar unsterblicher und unerträglicher, milliardenschwerer Unternehmer, spürt nach einem erneuten fehlgeschlagenen Attentat auf ihn das Verlangen sein Vermächtnis zu regeln. Anstatt einer seiner unzähligen Söhne soll das Familienimperium von seiner einzigen Tochter Liesl (Mia Threapleton) übernommen werden. Die jedoch bewusst, anstatt in seine Fußstapfen zu treten, auf dem besten Wege ist, als Nonne ihr Leben einem anderen Herrn zu widmen. Im Rahmen der Umsetzung von Kordas titelgebendem Meisterstreich versucht er Liesl zu überzeugen, sein Imperium zu übernehmen und gemeinsam mit ihr Industriemagnaten, Attentäter und Terroristen auszuspielen.

Wenn man sich auf einen Wes Anderson-Film einlässt, weiß man gleichzeitig sehr genau, was man bekommt, und hat gleichzeitig keine Ahnung, was alles passieren wird. Auch bei Der phönizische Meisterstreich setzt der Ausnahmeregisseur wieder absolut kompromisslos seine singuläre Vision durch. Perfekt durchgestylte, oft symmetrische Bilder, verschrobene Charaktere, eine Geschichte, die vor herrlichen absurden Wendungen und fantastischen Schauspielern nur so strotzt. Neben den beiden eingangs erwähnten spielen unter anderem auch noch Willem Dafoe, Sönke Möhring, Riz Ahmed, Bryan Cranston, Tom Hanks, Benedict Cumberbatch, Scarlett Johansson und Bill Murray – letzterer als Gott – auf. Während die meisten davon schon in einigen Wes Anderson-Filmen aufgetaucht sind, sehen wir Michael Cera hier zum ersten Mal und es fühlt sich an, als ob er schon immer in Andersons Ensemble dabei war. Obgleich es unfair erscheint eine Performance hervorzuheben, denn alle und alles fügt sich auch dieses Mal zu einem unglaublich runden Ganzen zusammen. Fantastisch auch, dass trotz des riesigen, stetig wachsenden Anderson Ensembles, der Film sich in keinster Weise nach Ensemble-Film anfühlt. Egal wer gerade im Zentrum der Symmetrie steht, dieser Schauspieler ist der Star und das gilt für OSCAR-Preisträger, genauso wie für OSCAR-Nominierte oder OSCAR-Titellose Schauspieler.

Der Plot hingegen ist zwar recht verworren, aber dann doch eher zweckmäßig. Auch wenn der unbedarfte Zuschauer es vermuten könnte, einen Wirtschaftskrimi bekommt ihr nicht geliefert, aber durchaus einen weltumspannenden, kleinen Abenteuerfilm, bei dem wieder einmal Familie und die vielfältigen Beziehungen innerhalb dieser im Fokus stehen. Längen hat der Film kaum, dafür aber eine unglaublich hohe Gag-Dichte, wobei man trotz dem Stakkato an Absurdität eher schmunzelt als laut auflacht.

Insgesamt fügt sich der Film im gehobenen Mittelmaß von Andersons Gesamtwerk ein. Was den Film weit über das gehobene Mittelmaß von Film als Ganzes hebt. Über all die liebgewonnenen Schauspieler kann man sich wie immer sehr freuen, bis auf das Trio: Del Toro, Cera und Threapleton, aber ob der Menge an Darstellern aber naturgemäß nur kurz. Trotz absoluter Kurzweiligkeit lädt das Familiendrama durchaus auch nach der guten Unterhaltung noch zum Nachdenken ein. Die Empfehlung kann also nur lauten anstatt sich Memes à la „Wes Andersons Star Wars“ anzuschauen, lieber den neuen Wes Anderson-Film zu sehen. Der sieht zwar auch wie alle seine Filme aus, fühlt sich zusätzlich aber auch wie einer an und trotz allen Gemeinsamkeiten seiner Werke weiß auch dieser erneut an allen Ecken und Enden zu überraschen.

Der phönizische Meisterstreich (DE US 2025)
Regie: Wes Anderson
Darsteller: Benicio Del Toro, Mia Threapleton, Michael Cera, Willem Dafoe, Sönke Möhring, Riz Ahmed, Bryan Cranston, Tom Hanks, Bill Murray, Benedict Cumberbatch, Scarlett Johansson
Heimkino VÖ: 09. Oktober 2025, Universal Pictures Home Entertainment

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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