
Foto-© Katie Methot
You were glowing on the dirty sidewalk
And in an instant gone like a spark
Ignited in my dream
Played out like a movie scene
The nights were long but time was short
I kissed you sweetly
‚Cause it felt much more than a fling
After the pain
For a love that’s faded away
Strange
It all feels so brand new
Can you show me what to do
I will put my trust in you
It’s so strange
(Jerry Leger – It’s So Strange)
Was sind die großen Pop-Erfolgsgeschichten – all diese öden Superlative einer neuen Taylor-Swift-Scheibe (und nein, Swifties, ich lästere hier nicht über ihre/eure Musik) oder einer gigantischen Beyoncé-Tour – doch gegen die kleinen eines erzsympathischen Typen wie Jerry Leger. Der hat sich über viele Jahre weltweit in ranzigen Clubs den Allerwertesten abgespielt (ich war selbst Zeuge eines solchen Keller-Konzerts des Kanadiers in Berlin), fleißig Platte um Platte veröffentlicht, die von Mal zu Mal besser wurden, und mit vielen seiner Songs den Massengeschmack getroffen – na ja, leider nur den Massengeschmack der 60er oder frühen 70er Jahre. Mit anderen Worten: Leger ist ein wahrer Held des Guten und Edlen im Pop.
Nach viel harter Arbeit an der Basis der Singer-Songwriter-Szene hat er es jetzt aber geschafft – nein, nicht die vorderen Plätze der Charts zu stürmen, aber doch zumindest ein großes, ein üppiges Pop-Album vorzulegen. Eine Platte, auf der sich Einflüsse von Tom Petty, Bruce Springsteen, Bob Dylan und Roy Orbison, von The Everly Brothers, The Zombies und The Beatles (allesamt Helden des 40-jährigen Musikers aus Toronto) finden, die aber doch so eigen, so erhaben und so erhebend klingt, dass man nur den Hut ziehen kann vor diesem immer etwas strubbelig wirkenden Meister der schönen Melodien. „Eine Umarmung von einer Platte“ war sein Ziel, und das hat er erreicht.
„Da ich während einer Europatournee ein paar Tage frei hatte, gingen die Band und ich an Halloween in die Maarweg Studios in Köln, um mein neues Album ‚Waves Of Desire‘ aufzunehmen“, erzählt Jerry Leger. „Während der Aufnahmen nannte ich es meine ‚Pure Pop for Jerry People‘-Platte – eine Anspielung auf Nick Lowes ‚Pure Pop for Now People‘.“ Zu Legers langjähriger Band The Situation mit Dan Mock (Bass/Gesang), Kyle Sullivan (Schlagzeug/Gesang) und Alan Zemaitis (Keyboards/Gesang) „gesellten sich zwei Freunde aus Solingen bei Köln: Suzan Köcher am Harmoniegesang und Julian Müller (Blackberries) an der Gitarre. Ich wollte diese engen Harmonien im Stil der Everlys und ich war begeistert, wie gut Suzan mit meinem Gesang harmonierte.“
Diese Opulenz steht Waves Of Desire sehr gut und hebt das Album nochmal ein Stück über vorherige, kleiner dimensionierte Leger-Großtaten wie Nothing Pressing (2022) oder Donlands (2023) hinaus. Schon der Opener Alcatraz könnte mit seinen herrlichen Gitarrenklängen und der fetten Orgel dem Byrds-Katalog der Sixties entsprungen sein, It’s So Strange ist ein hymmischer Americana-Pop-Song, der sich mit Suzan Köchers tollem Co-Gesang zu einer Wall of Sound auftürmt. Calling A Bluff oszilliert irgendwo zwischen den Rolling Stones und Fleetwood Mac. Der Gitarren-Twang und die sehnsüchtigen Vocals auf Willow Ave lassen tatsächlich an Legers Idol Orbison denken.
Und so geht es ultraharmonisch und melodieselig weiter bis zum Closer Back In Love With Me Again, einer von Springsteenesker Mundharmonika und Klavier geprägten Ballade, auf die auch der „Boss“ stolz sein könnte. Dies sind Lieder von „emotionaler Tiefe“, genau wie von Jerry Leger mit diesem seinem Opus magnum angestrebt. „Ich bin ein Gefühlsmensch – ich muss die Musik fühlen und glauben, was gesagt wird. Das sind die Art von Platten, die ich gerne höre und mache“, sagt er. „Ich denke, dass es die Platte ist, von der ich als Kind träumte, und die ich jetzt machen musste. Wer weiß, wohin sie oder ich von hier aus gehen werden. Das ist Teil der Reise, Teil der Inspiration, Teil der einzigen Art zu leben, die ich kenne.“ Danke, Jerry – für dieses wunderbare Album und für diese hochverdiente Erfolgsgeschichte!

Jerry Leger – Waves Of Desire
VÖ: 24. Oktober 2025, DevilDuck Records
www.jerryleger.com
www.facebook.com/jerrylegermusic

