Foto-© Sorcha Frances Ryder
Die irische Folkband Lankum veröffentlicht mit Ghost Town eine eindrucksvolle Neuinterpretation des Klassikers von The Specials (1981). Der Song, einst Sinnbild für sozialen Verfall und Arbeitslosigkeit im Großbritannien der Thatcher-Ära, erhält durch Lankums düstere, eindringliche Klangwelt neue Aktualität und epische Wucht.
Die Idee kam von der Tänzerin und Choreografin Oona Doherty, die die Band um Musik für ihre neue Performance bat. Das Stück handelt von ihrem Ur-Ur-Großvater, der als Kind nach Belfast geschickt wurde, um bei seinen Tanten zu leben und in einem Schlachthof zu arbeiten. Für eine Halloween-Szene suchte sie nach einem besonderen Song – und schlug Ghost Town vor. „All the clubs have been closed down – diese sinnbildiche Zeile des Songs trifft auch heute noch zu“, sagt sie. „Sie spiegelt Wohnungskrise, Armut und Privatisierung in Irland wider.“
Lankum zögerten zunächst, ein Ska-Stück zu covern, entschieden sich dann aber, das Experiment zu wagen. „Wir sind Oona dankbar, dass sie uns herausgefordert hat, unsere Komfortzone zu verlassen“, erklärt die Band. „Es ist eine Ehre, dieses ikonische Stück neu zu interpretieren – seine Themen sind heute aktueller denn je.“
Mit ihrer charakteristisch dunklen, atmosphärischen Instrumentierung verwandeln Lankum Ghost Town in ein intensives, fast rituelles Klangwerk. Ihr Cover ist keine nostalgische Rückschau, sondern ein zeitgenössischer Kommentar über Verfall, Widerstandskraft und Hoffnung. Damit festigt Lankum ihren Ruf als eine der innovativsten Folk-Bands Europas – und lässt ein Stück Musikgeschichte in neuer, berührender Form wiederauferstehen.

