
Foto-© Larry Niehus
I got a bad mind to cross the line
I got the will to win but I’m afraid to die, hey now
It’s cold load, everybody knows
All I can do just to keep it on the road somehow
Sunlight in the shadows
It’s been getting hard to find
Nothing really matters
When you crucify your mind
(Miles Kane – Sunlight In The Shadows)
Wenn man die Bandbreite des Top-Produzenten Dan Auerbach ermessen will, muss man sich nur seine drei Hauptjobs dieses Jahres anschauen. Als da wären: eine weitere Platte mit seinem den Blues-Rock wiederbelebenden Erfolgsduo The Black Keys, ein Gospel-Soul-Album mit dem knorrigen US-Südstaaten-Sänger Robert Finley (71), ein weiteres Werk des stilbewussten Britpoppers Miles Kane (39). Das Interessante daran ist nun, dass die drei Veröffentlichungen stilistisch näher beieinander liegen als man zunächst denken würde. Und einen schönen Vintage-Schimmer haben sie sowieso alle.
So hat Auerbach, der ja ganz nebenbei ein toller Gitarrist und soul-informierter Sänger ist, als Producer und Multiinstrumentalist auch dem neuen Album von Miles Kane seinen Stempel unüberhörbar aufgedrückt – ohne die Eigenarten des Mitgründers von The Rascals und The Last Shadow Puppets unter dieser typischen Americana-Blues-Patina zu verstecken. Der gereifte Singer-Songwriter aus der Nähe von Liverpool hat also weiterhin opulente Sixties-Pop-Stücke mit Scott-Walker/Lee Hazlewood-Touch im Programm wie den Opener Love Is Cruel oder My Love, oder auch mal eine smoothe Crooner-Ballade wie Always In Over My Head. Diese Songs sind dann gar nicht allzu weit entfernt von Kanes Puppets-Alben mit Alex Turner (Arctic Monkeys).
Aber insgesamt ist auf Sunlight In The Shadows eine Hinwendung zum Glam-Pop und zum (Blues-)Rock zu hören. Miles Kane ist bekennender David Bowie-Verehrer, und dass er auch Marc Bolan/T. Rex zu seinen Vorbildern zählt, spürt man nicht nur auf Electric Flower, dem Titelsong und insbesondere Without You. Coming Down The Road und Blues Skies hingegen schmecken nach dem Staub einer endlosen Landstraße und haben den herben Abgasduft eines 70er-Jahre-Ami-Straßenkreuzers – also eindeutig Lieder mit Black Keys/Dan Auerbach-Gütesiegel.
Den Briten macht diese britisch-amerikanische Mixtur offenkundig glücklich. „Alle Wege der letzten 20 Jahre haben hierher geführt“, sagt Kane über den Entstehungsprozess von Sunlight In The Shadows mit Auerbach in dessen Easy Eye Sound Studios (Nashville). „Dan und ich lieben es, T. Rex, Motown und The Easybeats zu mixen, und das Ergebnis ist dieses Album. Als wir uns unterhielten und Referenzen austauschten, stellten wir fest, dass wir einen so ähnlichen Geschmack haben, dass es fast beängstigend war, und diese gemeinsame Leidenschaft hört man in der Musik.“
Das stimmt definitiv. Ob diese Platte das Rad der Rockmusik neu erfindet (tut sie als unverblümtes Retro-Produkt natürlich nicht), spielt angesichts der Spielfreude aller Beteiligten keine Rolle.

Miles Kane – Sunlight In The Shadows
VÖ: 17. Oktober 2025, Easy Eye Sound
www.mileskane.com
www.facebook.com/mileskanemusic
Miles Kane Tour:
25.02.26 München, Technikum
11.03.26 Berlin, Heimathafen Neukölln
12.03.26 Hamburg, Mojo
13.03.26 Köln, Kantine

