A HEART IS AN AIRPORT – Interview

Ende des letzten Jahres stolperten wir über eine Band aus Leipzig…und ja…es war Liebe auf den ersten Blick. Zumindest begeisterte uns das von der Band selbst über Myspace-vertriebene Debütalbum „Your Loudest Is Not Your Bravest“ (unsere Kritik gibt es hier)so sehr, dass die CD ein dauerhafter Begleiter auf allen Wegen im Auto wurde – ein absolutes Qualitätsmerkmal! Also selbstredend, dass wir A Heart Is An Airport zum Mail-Interview baten, um etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Sänger Patrick folgte unserem Ruf und schrieb sich die Finger wund – herausgekommen ist dieses wundervolle Interview!

1.) Steckbrief:

 – Name: A Heart Is An Airport
 – Bandmitglieder: Sven (drums), David (gitarre, orgel), Jonas (gitarre, tasten), Fabrizio (Bass), Patrick (gitarre, gesang)
 – Gründungsjahr: 2007
 – Standort: Leipzig
 – aktuelles Album: “your loudest is not your bravest”

2.) Fragenkatalog:
 – Wie kam es zu “A Heart Is An Airport”?
Sven und ich (Patrick) haben uns auf einem Konzert kennengelernt und wenig später entschieden das wir mehr zusammen drauf haben als bier zu trinken. also haben wir zusammen mit fabrizio angefangen als “a heart is an airport” ca. ein jahr in 3er besetzung vorwiegend supportshows zu spielen. nun sind wir zu fünft.
 – Welche Bedeutung hat der Name “A Heart Is An Airport”, bzw. wie kamt ihr darauf?
Im Wesentlichen erschliesst sich die bedeutung für den betrachter. jeder kann sich selbst ausmalen ob er eher vom scheitern/fliehen oder von etwas verweilendem inspiriert/angetrieben wird. auf einem flughafen passiert ja auch beides. kommen und gehen. ziemlich eindeutig, zweideutiges bild wie wir finden.
 – Wir haben irgendwo gelesen, dass ihr auch zusammen in einer WG wohnt – ist das eher förderlich für die Musik oder proviziert das auch leicht Streit?
Nicht mehr. die band hat fast komplett zusammengewohnt. im grunde genommen gab es bis heute nie streit. es ist sogar organisatorisch einfacher wenn man zusammenwohnt. jetzt ist das nicht mehr so leicht. zwei von uns wohnen quasi halb in berlin.
Ihr habt euer Debütalbum selbst produziert – woher habt ihr das Technik- und auch Stil-Wissen? Könnt ihr etwas erzählen, wie die Produktion ablief?
naja, so ganz stimmt das nicht. wir haben hier in leipzig aufgenommen (zumindest das meiste) und in schweden abgemischt. ich hab einige wenige gute schwedische freunde. von einem kam dann die empfehlung für anders rane (www.myspace.com/vintageloftstudio).
wir sind also einfach hingeflogen und haben eine woche lang ganz manisch an dem sound gefeilt, wobei wir das schon produziert haben. er hat dabei eher eine ausführende rolle eingenommen zunächst. an sich war alles wunderbar entspannt. man kann nur jeder band empfehlen auf dem land in der abgeschiedenheit zu produzieren. jederzeit wieder.
 – Was würdet ihr beim nächsten Mal ändern?
wir hätten gern mehr zeit zur verfügung. alles in allem war die arbeitszeit für dieses album bei ca. 14 tagen (aufnehmen und mischen). das ist einfach zu wenig wenn man das maximum aus einer produktion herausholen möchte. dennoch sind wir mit dem ergebnis zufrieden.
 – Eines unserer Lieblingslieder ist “Deep Rivers Don’t Rush” – könnt ihr uns sagen, worum es darin geht, wie der Song entstand und was die Geschichte dahinter ist?
es hat viel mit ohnmacht zu tun. wenn man weiss das man über fast alles reden kann um kompromisse oder am ende sogar glück zu finden. manchmal ist dein gegenüber aber nicht in der lage irgendetwas zu formulieren. das klassische sie/er drama mit nem kleinen link auf den umstand das man extreme gefühle oft verklärt und manchmal anfängt von liebe zu sprechen. traurig ist das. kennt aber jeder denke ich.
 – In einem Song heißt es, dass Liebe überbewertet sei, weil schon zu genüge besprochen – trotzdem handeln viele eurer Lieder über Liebe und Gefühle – was soll uns das sagen?
das ich selbstbestimmt gelitten hab. 😉
der song aus dem diese textzeile stammt ist eigentlich das “happyend” der platte/ der freundliche geist. ganz am ende heisst es: “we need homes not houses/ we need sun not light/ as brothers we talk/ as lovers we fight.
es möchte sagen das man eine unerwiderte liebe weitertragen soll. gefühle nicht negiert, sonder anders kanalisieren darf. indem man meinetwegen einen brunnen in afrika baut oder mal wieder seine mutter anruft. gefühle sind zu wichtig um sie zu verschrotten. 
 – Ihr vertreibt euer Album selbst – wo/wie kann man es bekommen?
im moment leider nur über myspace. einfach eine mail an uns. das sollte funktionieren.
 – Habt ihr versucht ein Label zu finden? Was sind die Probleme?
Wir hatten schon angebote. die haben uns leider so noch nicht gefallen. wir haben natürlich auch ein wunschlabel. mit viel glück und geduld erscheint diese oder die nächste platte ja vielleicht bald dort.
Habt ihr euch der Musik als Lebensweg verschrieben oder habt ihr noch andere Interessen/Standbeine? Bzw. was macht ihr, wenn ihr nicht Musik macht?
Ein Lebensentwurf ist es sicher. weil keiner von uns ohne Musik leben könnte. als kapitales verständnis und perspektive für kühlschrank und konto versteht das aber keiner. das wäre etwas fahrlässig. Wir haben alle noch viele andere dinge zu tun. Ich z.B. bin freier Konzertveranstalter in Leipzig und schreibe für LVZ und Prinz. Die anderen Jungs gehen auch arbeiten. David z.B. ist Grafiker.
Wir schaffen uns aber genügend freiraum um musik zu machen. jeder von uns hat noch andere bands: sven (i am industry), david (david jonathan), fabrizio (crashing dreams), patrick (palestar, montauk), jonas (make new maps). die stile gehen hier in jedwede richtung und helfen natürlich nur beim versuch etwas über pop zu lernen 😉
 – Die Produktion eures Albums ist mittlerweile fast ein Jahr her – seid ihr schon dabei neue Songs zu schreiben, bzw. was könnt ihr uns darüber erzählen?
ja, wir haben einige neue sachen. generell gilt das die neuen sachen mehr tempo und volumen haben. direkter sind, weniger mit dem großen leiden argumentieren. deswegen sind wir auch zu fünft mittlerweile.
 – Welche Schwierigkeiten seht ihr für kleine Bands in Deutschland?
Das sie nicht gefördert werden. das es immer schwieriger wird konzerte zu spielen die sich selbst finanzieren. aber vielleicht liegt das auch an der qualität. man möchte doch optimistisch sein und hoffen das sich gute musik am ende durchsetzt.
 – Kann man als kleine deutsche Band “nur” von der Musik leben? Wie?
Nein. das schaffen ja nichtmal die großen. Selbst Bands wie Mia haben während sie schon auf MTViva liefen nicht ihre dayjobs kündigen können. Die goldenen Zeiten sind vorbei. Aber wenn man genügsam ist kann man alles essen.
 – Was ist gerade eure Beschäftigung?
siehe oben.
Mit wem würdet ihr gerne mal zusammenarbeiten und warum?
Kann nur für mich sprechen: Scott Walker, weil er ein Held ist. allerdings wäre die prduktion wahrscheinlich sehr leidenschaftslos, weil er mich schon ein wenig einschüchtern würde. vielleicht doch nicht. David Friedmann (Low, Flaming Lips, Mercury Rev). Ich mag seine Schlagzeugproduktion.
3 Top-Alben 2009? Bitte mit Begründung!
1 Alcoholic Faith Mission – 421 Wythe Avenue (pop, der tragisch und wunderbar schlau ist und nebenbei noch unverschämt gut produziert wurde)
2 Azeda Booth – In Flesh Tones (Band aus Kanada die Boards of Canada fast antiquiert klingen lässt)
3 Savoy Grand – Accident Book (die einzige Band die es derzeit mit den späten Talk Talk aufnehmen kann!)
Das haben wir 2009 gelernt?
Schlaf ist nicht überschätzt.
Euer bestes persönliches Erlebnis 2009?
Support von Yo La Tengo in Hamburg im November.
Eure Pläne für 2010?
Neues Album Ende des Jahres.
Was steht auf eurem persönlichen Rider?
Gummibärchen nach farben sortiert.
Was stellt ihr euch unter Bedroomdisco vor?
kann man nachsehen auf unserer myspace seite. das video zu “oh irony!”
Wer hat den Fragenkatalog ausgefüllt?
Patrick

Wir sagen danke und schauen gespannt, was das Video von “Oh, irony” mit “Bedroomdisco” zu tun haben könnte…


a heart is an airport – oh, irony!

A Heart Is An Airport | MySpace Music Videos

Dominik

Bedroomdisco-Gründer, Redaktions-Chef, Hans in allen Gassen, Golden Leaves Festival Booker, Sammler, Fanboy, Exil-Darmstädter Wahl-Hamburger & happy kid, stuck with the heart of a sad punk - spreading love for great music since '08!

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