YASMINE TOURIST – Yasmine Tourist

Yasmine Tourist Cover

Yasmine Tourist Cover

You may not give up
Cos the moment that you do
I would give up too

(Yasmine Tourist – Give All Up)

Ende 2011 sah ich Yasmine Tourist das erste Mal im Rahmen einer TV Noir Tour. Draussen war es eisig kalt und auch in der Konzerthalle waren die Temperaturen weit davon entfernt, als warm bezeichnet werden zu können. Doch dann betraten Yasmine Tourist (irgendwie erwartete ich bei den Namen eine Frau) die Bühne und ganz schnell wich die Kälte einem wohlig-warmen Gefühl.

Yasmine Tourist sind ein Sextett aus Stuttgart, das Americana, Folk und Country spielt. Ursprünglich sollte die Band ein Soloprojekt von Dominik Gerwald werden, aber dann kam alles anders und aus einer wurden sechs Personen. Mit dem gleichnamigen Album Yasmine Tourist erscheint jetzt das Debüt der Band. Der Opener und erste Single ‘Blue Moon‘ erinnert mehr als einmal an Ryan Adams und seine Cardinals. Verdammt, der Song könnte mit seinem unaufgeregten Country-Shuffle eins zu eins auf der Cold Roses erschienen sein. Daneben hört man allerhand nahezu akustisch gehaltene Country-Balladen (‘Dollar Sin York‘), Softrock mit Harmoniegesang à la Fleet Foxes (‘Of Fly And Bird‘), aber auch ein ausladendes Wüstenrock-Epos mit exponierter Gitarre (‘A Thousand‘). Hier winkt einem der Lonesome Cowboy freudig vom Horizont entgegen. ‘Down Down‘ hingegen ist eine niedergeschlagene Folkballade. Verzweiflung und Sehnsucht geben sich hier die Hand, während sich Dominiks Stimme zu beachtlichen dramaturgischen Höhen aufschwingt. Wilco würde der Song bestimmt gefallen. Gekrönt wird die Platte durch ein sehr erfreulich gutes Cover des Iron & Wine Meisterstücks ‘He Lays In The Reins‘. Und das will etwas heißen, denn sich an diesem Song zu versuchen, ist mit Sicherheit kein Kinderspiel.

Der Sound auf Yasmine Tourist ist bewusst reduziert gehalten und selten hört man mehr als drei Instrumente gleichzeitig. Damit widersteht die Band der offensichtlichen Versuchung der Überinstrumentalisierung und schafft trotzdem stimmungsmäßig dichte Songs. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Zu oft erinnern die Songs auf Yasmine Tourist an die großen musikalischen Heroen des Folk und Americana. Die meisten guten Momente hat man schon mal irgendwo gehört oder zumindest kommen sie einem sehr bekannt vor. Wilco, Calexico, Tom Waits, Ryan Adams – you name it! Doch um ehrlich zu sein ist das verschmerzbar. Die Lieder sind nämlich so perfekt, dass sich der Tausch von Innovation gegen fast perfekte Sujet-Songs mehr als lohnt.

3-4von51

Yasmine Tourist – Yasmine Tourist
VÖ: 8. Februar 2012, Goldrausch Records, Rough Trade
http://www.yasminetourist.com
https://www.facebook.com/yasminetourist

Fred

Fred ist 32 Jahre, wohnt in der Pop-City Damstadt und mag Hunde, Pizza und Musik.

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