Bedroomdisco Top Alben – Juli

Foto-© Jennifer Stenglein

Der Schweiß fließt in Massen, das Eis schmilzt und innen lässt es sich allgemein schon nur noch mit Ventilatoren und Klimaanlagen ertragen. Kurzum: Es ist Sommer! In der Musikbranche bedeutet das zuweilen so viel wie „lasst die Sommerhits rotieren und stellt die Alben-Produktion ein“. Wir haben uns trotzdem durch den VÖ-Dschungel geschlagen und servieren euch die Leckerbissen des Julis – unsere Top Alben des Monats:

1. Dope Lemon – Smooth Big Cat (VÖ: 12.07.2019)

Angus Stone kann es nicht lassen und bleibt weiter umtriebig wie Nachbars Lumpi! Drum kehrt er auch während einer kleinen Angus & Julia Stone Pause mal schnell zu seinem anderen Alter Ego Projekt Dope Lemon zurück und stellt im Juli das zweite Album Smooth Big Cat vor. Verraucht wie die Hölle und gesegnet mit einem ziemlich kernigen Swag – so produzierte der australische Songwriter in einem Zeitraum von drei Monaten im Belafonte-Studio auf seiner Ranch das neuste Werk und ließ sich dafür allerhand Unfug einfallen. Wie die titelgebende Smooth Big Cat, eine Mythen-umwehte Kreatur des Müßiggangs, die für ihre ausschweifenden Herrenabende berüchtigt ist. Whiskeytrinkend und Schallplatten hörend schlägt sie sich die Nächte mit ihren zwielichtigen Freunden um die Ohren. Am echten Leben ist dieses Wesen nicht interessiert, sondern lässt sich lieber treiben, wohin sie der Wind auch trägt. Wir lassen uns dann auch mal auf dem Aufblas-Donut im Meer treiben – mit Dope Lemon auf den Ohren!

2. Freya Ridings – Freya Ridings (VÖ: 19.07.2019)

Die junge Londonerin Freya Ridings gilt schon seit 2017 als großes Versprechen der Musikindustrie für große Piano-Balladen und eine außergewöhnliche Stimme, die sie direkt in die Fußstapfen von Größen wie Adele oder Florence Welch setzt. Und ihr Debütalbum geizt auch nicht an ambitioniertem Herzschmerz-Pop, großer Geste und ist somit die Steilvorlage für eine große Kariere, die jetzt schon in voller Fahrt ist. “Ich habe ein Album gemacht, auf das ich wirklich stolz bin, aber ich bin fest entschlossen, weiter hart zu arbeiten.” Das Album thematisiert Zweifel, Schmerz, Bedauern und Verletzlichkeit – und Freya scheut nicht davor zurück, Dunkelheit und Licht gleichermaßen in ihren Songs zuzulassen. Wir sind Fans!!!

3. Palace – Life After (VÖ: 12.07.2019)

“I’m writing this song, to help you breathe again”, singt Frontmann Leo Wyndham auf dem ersten, dem Titeltrack der Platte. Spätestens nach dem siebenminütigen Epos Heaven Up There – eine schimmernde Ode ans Überleben – ist unmissverständlich klar, was zentrales Thema von Lifer After ist: “Hope”, sagt Leo. “Hope and positivity – seeing the light at the end of a long tunnel. It’s about going through tough times and coming out the other side.” Mit ihrem zweiten Album gelingt Palace ein beachtlicher, über jegliche Zweifel erhabene Pop-Streich. Von Dunkelheit durchdrungene Lieder finden sich plötzlich im Licht wieder, aus einer scheinbar trostlosen Situation entspringt ein Neuanfang. Die Zukunft fühlt sich irgendwie heller und optimistischer an, wenn die atmosphärischen Alternative Sounds von Palace aus den Boxen schallen.

4. Tycho – Weather (VÖ: 12.07.2019)

Das eigentlich als Hobby-Spielwiese gedachte musikalische Nebenprojekt des Grafikers Scott Hansen (als Grafiker bekannt als ISO50) hat sich mittlerweile zum vielgelobten Ambient- und Chillwave-Projekt gemausert. Und mit dem gestiegenen Anspruch kommt auch ein gestiegenes Maß sich immer mehr an herkömmlichen Songstrukturen zu messen. So präsentiert das neue Tycho-Album erstmals auch Gesang auf den Songs, die weiterhin diese entspannt, einnehmende Atmosphäre versprühen, nun noch größer wirken und noch länger nachhallen!

5. K. Flay – Solutions (VÖ: 12.07.2019)

Inspiriert von den Eindrücken der letzten drei Jahre, in denen sie quasi nonstop auf Tour war und die ganze Welt bereist hat, verpackt K.Flay die einfachen Dinge, die das Leben lebenswert machen, in zehn neue Songs, die sich jenseits von traditionellen Genrekategorien bewegen: “Als ich von der Tour nach Hause kam, war ich ziemlich am Ende und echt mies drauf”, berichtet K.Flay. “Irgendwann fasste ich dann, um da herauszukommen, den Entschluss, mich nur noch auf das zu konzentrieren, was mich glücklich macht: Spaziergänge durch meine Nachbarschaft, Filzstiftzeichnungen machen in irgendwelchen Notebooks, mit meiner Mutter telefonieren. Ich fragte mich: ‘Was habe ich eigentlich als Kind gemacht, um mich gut zu fühlen? Was hat mich damals glücklich gemacht?’ In der Welt der Kinder existieren schließlich ein paar Dinge noch gar nicht: Kein Alkohol, keine Drogen, Sex, Koffein. Und ich dachte zurück an die Zeit, in der mir einfach das Musikmachen so viel Spaß gemacht hat. Ich dachte an den Tag, an dem ich meinen ersten Song geschrieben, ihn auf CD gebrannt und mir im Auto angehört hatte – das war derjenige Moment in meinem Leben, der einer religiösen Erfahrung am nächsten kommt. Na ja, genau an diesen Geisteszustand wollte ich anknüpfen – und einfach aufhören, alles so verdammt ernst zu nehmen.” Das entstandene Album zeigt K.Flay, wie ihren stylistischen Rahmen erweitert, indem sie gleichzeitig eine Vielzahl von analogen Synthesizern, sowie Live-Bass und Gitarre einbezieht und sich zwischen Pop, Rock, Hip-Hop und Electronic bewegt.

Newcomer:

1. Caamp – By And By (VÖ: 26.07.2019)

Drei Freunde aus dem amerikanischen Bundesstaat Ohio haben gerade das Zeug dazu, dieses Jahr ein ganz großes Ding zu landen. Mit ihren traditionell angelegten, minimalistisch instrumentierten Americana-Nummern konnten Caamp schon zuletzt ordentlich Shows ausverkaufen – auch hierzulande! Die Songs ihrer ersten EP und die bisherigen Singles wurden alleine auf Spotify über 120 Millionen Mal gestreamt und das nächste Kapitel schlägt nun Ende Juli das Debütalbum By And By auf. Ein bisschen klingt das so wie die frühen Mumford & Sons: erdig, urig, perfekt zum Mitsingen und -stampfen. Die Band selbst sagt dazu: “By And By ist eine Geschichte. Es ist unsere Geschichte; darüber, wie wir hier und jetzt gelandet sind und über jene Dinge, von denen wir denken, dass wir sie herausgefunden haben. Es geht um unsere Kindheit, unsere Hunde und unsere ersten Autos. Es geht darum, zu viele Drinks mit den besten Leuten zu haben, die man kennt. Es geht um Herzschmerz und Trennung, und Liebe in ihrer besten Phase. Die Platte verschiebt klanglich und stilistisch Grenzen, fühlt sich aber für uns wie eine Heimkehr an. Einige dieser Songs wurden geschrieben, als wir 17 Jahre alt waren – wir sind jetzt 25 Jahre alt, und die Platte ist mit all dem Leben gefüllt, das wir bisher gekannt haben. Wir sind stolz auf diese Platte und hoffen, dass die Welt auch dafür Liebe findet.”

2. Angie McMahon – Salt (VÖ: 26.07.2019)

Gefühlt kommen gerade jeden Monat unsere neuen Lieblingskünstler/Bands aus down under und so wird es wohl auch diesen Monat sein, wenn die australische Songwriterin Angie McMahon, die schon lange als absoluter Geheimtipp der Szene bekannt ist, endlich ihr Debütalbum Salt veröffentlicht! Mal erinnert sie dabei an Courtney Barnett, mal eher an Florence & The Machine – so oder so ist das immer verdammt gut!

3. Ada Lea – what we say in private (VÖ: 19.07.2019)

Herzschmerz ist halt immer noch der verdammt noch mal beste kreative Trigger, den Musiker und Künstler haben – so auch bei der kanadischen Songwriterin, Malerin und visuellen Künstlerin Ada Lea. Nach einer schlimmen Trennung zog sie sich für 180 Tage zurück, machte die Nacht zum Tag, malte Tage lang manisch und schrieb ein Album, das voller kleiner, intimer Songwriter Elemente mit Pop-Einschlag nur so strotzt.

Wiederkehrer: Hælos – Any Random Kindness (VÖ: 10.05.2019)

Das Debüt Full Circle der britischen Band Hælos aus dem Jahr 2016 war wie ein nächtlich-elektronischer Trip durch die Großstadt, voller Euphorie, die sich in Melancholie in den frühen Morgenstunden verwandelt. Das Zweitwerk steht dem in Nichts nach, ist jedoch etwas verkaufter, noch mehr von TripHop durchzogen, präsentieren sich aber auch von einer neuen und nach vorne gehenden Dancefloor-orientierten Seite. Wer es seit Veröffentlichung im Mai noch nicht geschafft hat, sollte hier noch mal ein Ohr riskieren!


Dominik

Bedroomdisco-Gründer, Redaktions-Chef, Hans in allen Gassen, Golden Leaves Festival Booker, Sammler, Fanboy, Exil-Darmstädter Wahl-Hamburger & happy kid, stuck with the heart of a sad punk - spreading love for great music since '08!

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