SIOBHAN DONAGHY – Ghosts

Siobhan Donaghy – allein schon der Name ein unaussprechlicher Zungenbrecher, aber trotzdem steckt dahinter eine junge Dame, deren Namen man sich merken sollte. Bekannt wurde die rothaarige Britin in einem Bereich, der dem geneigten Bedroomdisco-Leser jetzt vielleicht nicht so zusagt: sie war Gründungsmitglied der mittlerweile furchtbar bis horrormäßigen britischen Girlband Sugababes. 2000 hatte die Band ihren Durchbruch mit der Single „Overload“ – doch auf den großen Erfolg des dazugehörigen Debütalbums „One Touch“ folgte für die damals 16-jährige Siobhan schnell Ernüchterung. Von ihren beiden Bandkolleginnen konstant gemobbt, schmiss sie mitten auf einer Tour durch Japan plötzlich alles hin, verschwand in einem Flieger und verließ die Band. Was seitdem musikalisch von den Sugababes zu hören war, ist ein erster Hinweis darauf, dass Siobhan musikalisch doch das Zepter in der Hand gehalten hatte – denn nach ihrem Weggang ging der Weg ihrer ehemaligen Kolleginnen geradewegs hin zum seichten Bubblegum-Pop.

Siobhan jedoch machte sich nach einer kurzen Phase der Orientierungslosigkeit an die Arbeit für ein erstes Soloalbum, das 2003 unter dem bezeichnenden Titel „Revolution in me“ erschien und zum ersten Mal das wirkliche Talent der jungen Dame mit der engelsgleichen Stimme offenlegte: ein selbstgeschriebenes Album voller Indiepop-Perlen mit zarten elektronischen Einflüssen, das von den Sugababes wirklich meilenweit entfernt war. Die dazugehörige Single „Overrrated“ war ein kleiner Erfolg in den britischen Charts, doch das Album war von den Verkäufen her nur mäßig erfolgreich- Trotzdem konnte Siobhan noch ein zweites Album veröffentlichen. 2007 erschien das großartige „Ghosts“.

„Ghosts“ präsentiert Siobhan als gereifte, ausgewachsene Musikerin. Von den schrammelnden Gitarren des ersten Albums ist hier nicht viel übrig geblieben, die elektronischen Einflüsse sind stärker geworden und verleihen dem Album eine sphärische Stimmung. Fast schon träumerisch kommen Songs wie „There`s a place“ und die Single „Don’t give up“ daher, dessen dazugehöriges Video mit ebenso traumartigen opulenten Bildern daherkommt, wie das ganze Album. Siobhans klare Stimme verleiht den Songs ihr ganz eigenes Markenzeichen und erzeugt teilweise eine, wie der Titel schon sagt, gespenstische Stimmung. Gänsehaut inklusive.

We all have the scars to show“ singt Siobhan dort und spielt damit sicherlich auch ein wenig auf ihre musikalische Vergangenheit an. Highlights sind außerdem das hymnische “Goldfish” und “Medevac”. Die Songs sind unglaublich melodiös und opulent produziert – im Gegensatz zum ersten Album wird hier viel Wert auf eine ausgeklügelte Instrumentierung und musikalische Hochglanzpolitur geachtet – was dem Produkt aber nicht schadet – ganz im Gegenteil. Siobhans Stimme ist groß, sie ist ziemlich ungewöhnlich und braucht deshalb genau den Raum, der ihr hier geboten wird.

Siobhan Donaghy war sicherlich das größte Talent neben ihren zwei damaligen Bandkolleginnen, und vielleicht war ihre Entscheidung, diese Band zu verlassen, tatsächlich das Beste, was ihr hätte passieren können. Denn innerhalb des festgelegten Teeniepop-Korsetts hätte sie eine solche Platte voll außergewöhnlicher Schönheit sicherlich nie produzieren können. Leider hat dieses Album nie den Erfolg gehabt, den es verdient hätte, und von der Künstlerin hört man seitdem wenig – bleibt zu hoffen, dass es irgendwann in der Zukunft noch einmal ein weiteres Album geben wird.

Siobhan Donaghy – Ghosts
VÖ: 25. Juni 2007, Parlophone
http://www.myspace.com/siobhandonaghyparlophone

httpvh://www.youtube.com/watch?v=J59A_cbB5Ho