TOM VEK – Leisure Seizure

“I´m a lost cowboy, waiting for the truth.”

 (Hold your Hand)

Die übergroße Brille: ein Klassisches Insignium im Pop, hier wird meist, mit einer  gewissen ironischen Distanz, Nerd- und Außenseitertum zelebriert. Jedes Jahrzehnt produziert seine eigenen berühmten Brillenträger. Von Buddy Holly über Jarvis Cocker bis Erlend Oye reichen da die Vorbilder, und so verwundert es nicht, dass auch Tom Vek ebendiese Brille – praktische Sehhilfe und unübersehbares Modeaccessoire zugleich – auf das Cover von “Leisure Seizure” hebt.Von ihrem Träger fehlt erst mal jede Spur – eventuelle Reminiszenz an die Tatsache, dass Vek selbst nach dem Veröffentlichen seines ersten Albums vor sechs Jahren wie vom Erdboden verschluckt schien, die Fans rätselten ob des Verstummens jeglicher Lebenszeichen und gründeten Facebookgruppen mit Suchaufrufen. Zwar stellte sich heraus, dass Vek sich nur im Studio verschanzt hatte, um effizienter am Nachfolger zu arbeiten, aber etwas Selbstmystifizierung zum Generieren von Aufmerksamkeit schadet ja nie.

Das Album beginnt mit dem Intro “I´m a lost cowboy, waiting for the truth”, in dem sich schon alles abzeichnet was später lustvoll zelebriert wird: (Selbst-) ironische Außenseiterstellung, etwas Verschrobenheit, solcherlei manifestiert sich in dem etwas ziellos umherirrenden Gesang, der sich über die spärlich gesetzten Synthieklänge legt. Die Produktion ist etwas glatter gebügelt als auf dem Vorgänger, was der Mischung aus Postpunk- Referenzen und elektronischen, tanzbarem Indiesound nicht weiter schadet.Die Lyrics muten mitunter etwas kafkaesk an, die Refrains sind oft prägnant und werden im Song selbst gefühlte dutzendmale wiederholt– Beispiele sind „we do nothing with our time!“ (in “We do Nothing“) oder das gleichlautende „You need to work your heart out“.

Leider zehren die meisten Stücke eher von dem unkonventionellen Charme Tom Veks als von großer Innovation. Neben der sehr hörenswerten Single “A Chore” ist “A.P.O.L.O.G.Y” ein flottes Synthie- Tanzlied.  Andere Tracks dagegen wie beispielsweise „World of Doubt“ strengen eher mit monotonem, stumpfen Rhythmus an. Auf Albumlänge ist das leider etwas zu wenig, um in den Club der großen Brillenträger aufzusteigen – hoffentlich kriegen wir den nächsten Versuch vor 2017 zu hören.

Tom Vek – Leisure Seizure
VÖ: 3. Juni 2011 (Cooperative Music)
www.tomvek.tv
www.myspace.com/tomvek

Tom Vek ‘A Chore’ from Ollie Evans on Vimeo.