DIE JAGD – Filmkritik

Clara hat noch nie gelogen.

(Theo – Die Jagd)

Man stelle sich folgende fiktive Situation vor: Lars von Trier, Thomas Vinterberg, Kristian Levring und Søren Kragh-Jacobsen treffen sich zum gemeinsamen Abendessen. Nicht zu vornehm, aber auch nicht zu einfach. Immer mal wieder machen sie solche Treffen. Die Dogme 95 Bewegung will halt den Kontakt zueinander nicht verlieren.

Das Verhältnis ist herzlich, wenn auch nicht zu innig. Natürlich erzählt erstmal Lars von Trier von seinen großen Glanztaten und teasert auch ungehemmt über sein neues Machtwerk ‘Nymphomaniac‘. ‘Ganz großes Kino wird das mal wieder‘, so Trier. Vinterberg hält sich dezent im Hintergrund, auf Nachfrage erzählt er dann aber auch von seinem letzten Film ‘Die Jagd‘. Keiner der anderen Filmemacher hat den Film gesehen und so muss er eine kurze Inhaltsangabe geben:

Im Grunde geht es um den Erzieher Lucas (Mads Mikkelsen) der ein ruhiges Leben in einer dänischen Vorstadt führt. Gerade hat er es geschafft, dass er seinen Sohn mehr sehen kann. Seine geschiedene Frau hat das bisher immer versucht zu unterbinden. Doch dann ändert sich sein Leben leider von einem Moment auf den anderen. Die Tochter seines besten Freundes behauptet, dass Lucas sie im Kindergarten bedrängt hätte. Natürlich wird ihre Geschichte von den Erwachsenen geglaubt. Kinder lügen nicht. Selbst als das kleine Mädchen ihre Geschichte wieder zurücknimmt lässt sich das Unglück nicht verhindern. Lucas verliert seinen Job, wird von jedem im Dorf ins soziale Abseits gestellt und er versucht alles um seine Unschuld zu beweisen.

Kragh-Jacobsen ist begeistert und auch von Trier findet lobende Worte für die Idee. Alle wollen den Film sehen und versprechen beim nächsten Treffen eine genaue Kritik abzugeben. Alle bestellen noch ein Bier, dann ist es aber Zeit zu gehen. Lars kann einfach nicht mehr so lange wegbleiben. Sie bezahlen und verlassen das Restaurant. Gerade in diesem Moment kommt ein Fan zur Tür hinein. Er rennt sofort auf Thomas Vinterberg zu und lobt ihn für seinen letzten Film. Er war total begeistert, dass Vinterberg zurück zu seinen Wurzeln, dem gesellschaftskritischem Film, gefunden hat. Die Geschichte hätte ihn, den Fan, bis ins Mark erschüttert. So realistisch und erschütternd war schon lange kein Film mehr den er gesehen hat. Noch lange musste er an die Geschichte und die verlogene Gesellschaft denken. Als einzigen Kritikpunkt nennt er die ab und an auftretende Längen im Film. Das Intro was z.B. für seinen Geschmack einfach zu lang auch wenn Hauptdarsteller Mads Mikkelsen in jeder Sekunde eine beeindruckende schauspielerische Leistung abgibt. Vinterberg bedankt sich freundlich und alle Filmemacher verschwinden getrennt in die Nacht.

Regie: Thomas Vinterberg
Darsteller: Mads Mikkelsen, Thomas Bo Larsen, Susse Wold
DVD-VÖ: 23. August 2013, Universum Film GmbH

httpvh://www.youtube.com/watch?v=iM4bRFjlQkI

 

Tobias

Tobias ist 31, Schwabe aus Überzeugung, trägt aus Prinzip keine kurzen Hosen. Liebt Musik, Bücher, Filme und Schnitzel.

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