THE HEAD AND THE HEART – Let’s Be Still

It’s a long way to the other room
While I’m grading papers and tying shoes
You never had much to lose
So I’m blaming you for these hopeless blues
What’s to say when the kids are gone?
I’ve made up the beds and been left alone
You look at me, as cold as a stone
There’s no way to write what’s been done wrong

(The Head and the Heart – Fire / Fear)

Wenn schon der Focus anfängt, über eine Band zu berichten, kann man sich sicher sein: Sie ist im Mainstream angekommen. So geschehen bei der sechsköpfigen Indiefolk-Band The Head And The Heart aus Seattle, die uns vor zwei Jahren mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum begeisterte (Uns, und offensichtlich auch die Kollegen vom Focus).

Nun erscheint dieser Tage das zweite Album namens ‘Let’s Be Still‘. Und auch diesmal schaffen The Head And The Heart es wieder, den Kopf des Zuhörers aus- und das Herz anzuschalten – wenn auch vielleicht nicht ganz so vehement wie bei ihrem Debüt. ‘Let’s Be Still’ ist ein bezauberndes Indiefolk-Album geworden – mit dem einzigen Minuspunkt, dass es ein wenig die Ecken und Kanten des Debüts vermissen lässt – es ist zugänglicher geworden und verwirkt damit eine kleine Schippe seines rumpeligen Charmes. Aber Gott sei Dank auch nur eine kleine.

‘Let’s Be Still’ beginnt mit einem Song, der so garnicht ‘Still’ ist: ‘Homecoming Heroes’ ist ein swingender, Country-beeinflusster Folk-Crooner, der sich direkt ins Ohr wurmt. Die Lyrics hingehen stehen im Gegensatz zum beschwingten Tempo der Nummer: ‘So now I know / People want a story / Want an end with glory / And a wave of their flag / Well as far as I can tell / The homecoming heroes / Get put in the headlines / And back off they go…’ besingt Sänger Josiah Johnson darin die Kehrseite des Militarismus in den USA.

Highlights des Albums sind das melancholische und wunderbare sehnsüchtige ‘Cruel‘, das mit traurigen Pianoakkorden beginnt, und das so bezaubernd schmerzig gesungen ist und von zitternden Streichern begleitet wird, dass es einen unmittelbar trifft.

Ebenfalls toll sind ist das Beatles-eske ‘My Friends‘ – eine Ode an die Freundschaft, das mit tollem Harmoniegsang und einer ohrwurmigen Melodie begeistert, sowie das sehnsüchtig-bluesige Fire / Fear, in dem eine hoffnungslos eingeschlafene Beziehgung thematisiert wird und in der der Gesang mich unweigerlich an den jungen Paul McCartney erinnert – und das ist ein großes Kompliment. ‘I want to feel the fire again, with you or anybody else / I want to feel the fear again, with you or anybody else / So what to do? What to do?’, fragen sich The Head And The Heart darin, und ein jeder, der bereits einmal ein Beziehung hatte, die kurz davor stand, in die Brüche zu gehen, kann diese Gedanken wohl nachvollziehen.

Let’s Be Still‘ ist ein durchaus vielseitiges Album, es beschränkt sich nicht nur auf die Fleet Foxes- / Mumford and Sons-artigen Folk-Balladen, sondern öffnet sich auch in andere Richtungen: Mal geht es ein bisschen in Richtung staubiger Country, manchmal in Richtung Beatles-Pop – und dennoch bleibt es im Grunde des Herzens ein folkiges Album, dem es Spaß macht, zuzuhören. Für das nächste Album wünsche ich mir bloß eins: Ein wenig mehr Ecken und Kanten, weniger glattpolierte Produktion. Das ist aber auch schon alles.

The Head And The Heart – Let’s Be Still
VÖ: 15. Oktober 2013, Sub Pop
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