THE GRANDMASTER – Filmkritik

Kung Fu. Zwei Worte. Waagerecht und senkrecht. Nur der gewinnt, der stehen bleibt. 

(IP Man – The Grandmaster)

IP Man (Tony Leung Chiu Wai) ist ein Kung Fu Meister aus dem Süden Chinas. Er hat Familie und lebt ein ruhiges Leben. Als jedoch Meister Gong (Qingxiang Wang) aus dem Norden in die kleine Foshan kommt, ändert sich alles. Eigentlich will Gong nur seinen Abschied von der Kampfszene feiern und tritt ein letztes Mal gegen den Süden an. Ein Kampf um die Vormacht in der Kung Fu Szene beginnt. Jeder will seinen Anspruch gelten machen, doch nur einer wird am Ende unbezwungen stehen.

6 Jahre sind vergangen seit Wong Kar Wai filmisch in Erscheinung getreten ist. Sein Werk ’My Blueberry Nights’ brachte den Filmemacher aus Hong Kong nach Hollywood. Mit großem Budget und Stars zog er eine klare Linie, wenn er sich auch visuell treu blieb, zu seinem Frühwerk. Die Reaktionen waren gemischt und rückblickend muss man sagen, dass der Film nicht zu seinen stärksten zählt.

The Grandmaster’ ist eine Rückkehr zu den Wurzeln. Gedreht in Mandarin und Chinesisch ist der Film eine klare Rückbesinnung und einer der eindringlichsten von Kar Wai seit ’In The Mood For Love’. Ein visuelles Feuerwerk wird ab der ersten Minute gezündet. Die Kämpfe sind bis aufs Letzte durchkomponiert, nie übertrieben und immer elegant und erhaben – wie der Kung Fu Sport selbst.

Die große Historie Chinas und der Werdegang des IP Man laufen parallel ab und manifestieren die Gefühlswelten aller Beteiligten. Dieser eindringlichen Charakterstudie kommt zu Gute, dass ein Ensemble der herausragendsten Schauspieler Chinas für den Film versammelt wurde – an vorderster Front Tony Leung und Zhang Jin.

Ein Markenzeichen war von Wong Kar Wai schon immer sein elliptischer Schnitt, der bis in die Extreme gezogen wird. Er gibt seinen Filmen meistens einen geheimnisvollen Grundton. Für das allgemeine Verständnis ist das natürlich immer problematisch. Dies kommt bei ’The Grandmaster’ besonders zum Tragen. Den epische Geschichte, vielen Handlungsstränge und zahlreichen Figuren ist nicht einfach zu folgen und beim ersten Schauen fast unmöglich. Die Detaildichte ist zu groß und ein roter Faden auf den ersten Blick nicht zu finden. Das trübt das Seherlebnis etwas.

Wong Kar Wai ist zurück. Dieser Film scheint ihm ungemein wichtig gewesen zu sein. Dies zeigt schon der Fakt, dass der Film erst 72 Stunden vor seiner Premiere fertiggestellt wurde. Nichts sollte dem Zufall überlassen werden, jeder Schnitt perfekt sitzen. Es ist eine Freude den chinesischen Meister zurück bei seinen Wurzeln zu sehen – man hat ihn dort vermisst.

Regie: Wong Kar Wai
Darsteller: Tony Leung Chiu Wai, Ziyi Zhang, Jin Zhang, Hye-kyo Song
DVD-VÖ: 29. November 2013, Universum Film GmbH

 

Tobias

Tobias ist 31, Schwabe aus Überzeugung, trägt aus Prinzip keine kurzen Hosen. Liebt Musik, Bücher, Filme und Schnitzel.

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