INSTRUMENT – Read Books

Sometimes you win
Sometimes you lose
But don’t forget
You’ve got a heart to use

(Instrument – Hearts)

Ein ganz schöner Brocken ist das, was Instrument einem da vorsetzen, aber was soll man auch anderes erwarten, waren die ersten beiden Platten der Münchner ja nicht weniger sperrig. Laut und trocken eröffnet ‘Glockenbach‘ das Album. Der Bass scheint alles niederzuwalzen, bis der Gesang beinahe zerbrechlich und leicht schief einsetzt und die Instrumente auf ein Minimum zurückgefahren werden. Klassische Rockriffs pressen aus röhrenden Gitarrenverstärkern und dann ist doch alles irgendwie ganz schön ausgefuchst. Instrument werden immer mal wieder als „The Notwist der Rockmusik“ bezeichnet und so ganz schief ist dieser adelnde Vergleich auch nicht.

Read Books‘ ist geprägt von staubigen Sounds und ein Ungetüm von Platte, nicht gerade leichte Kost, aber doch ziemlich spannend und vertrackt. Mit viel Herzblut wurde an den Songs getüftelt und das hört man in jedem Moment. Wiedersprüche ziehen sich durch das ganze Album, schroffe Gitarren werden so behutsam arrangiert, dass einem das Herz stehen bleibt. Die Grenzen der eigenen Musik scheinen Instrument dabei immer wieder zu verschieben und neu zu definieren. Ist der erste Teil der Platte noch deutlich ungestümer, tritt ein schwelgerisches Grundgefühl, das auch Mogwai gerne zelebrieren, gegen Ende immer weiter in den Vordergrund bis im letzten Instrumentalstück sogar ein paar Bläser das Finale einläuten dürfen.

Die Experimentierfreude von Instrument und das stetige Ausloten von Grenzen verwundert spätestens dann nicht mehr, wenn man sich die weiteren Projekte der drei Musiker von Instrument anschaut. Instrument sind die Reste, der ehemals auch schon beeindruckenden Cosmic Casino, die sich nach mehrmaliger Umbesetzung dann leider doch auflösten. Nico Sierig trommelte früher auch noch bei Missent to Denmark und ist mittlerweile festes Mitglied von Joasihno, die auf anderem weitaus popigeren Terrain ja nicht minder verspielt daherkommen. Ein musikalisches Spannungsfeld also, das für viele Experimente offen steht und mit dieser Platte beweist, dass klassische Rockriffs nicht zwangsläufig plump sein müssen.

4von5

Instrument – Read Books
VÖ: 11. April 2014, The Instrument Village
www.theinstrumentvillage.com
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