LYKKE LI – I Never Learn

Lykke Li - I Never Learn CD-Kritik

And the shot goes through my head and back
Gunshot, I can’t take it back
My heart cracked, really loved you bad
Gunshot, I’ll never get you back

(Lykke Li – Gunshot)

Mag man Lykke Li glauben schenken, ist ihr drittes Album ‘I Never Learn‘ das Ende einer Trilogie, nach den bereits veröffentlichten Alben ‘Youth Novels‘ und ‘Wounded Rhymes‘. Ebenso traurig wie bei den Vorgängern besingt Lykke Li hier wieder das schwierige Thema Trennung und den daraus resultierenden Schmerz. Warum man sich soviel Melancholie hingeben sollte? Weil das Album jetzt schon zu den wichtigsten Trennungsalben des Jahres 2014 gehört.

Waren auf ‘Youth Novels’ noch ein paar Lichtblicke in Form von ‘Dance, Dance, Dance‘ oder ‘Little Bit‘ zu erkennen, die auf Schüchternheit, aber trotzdem positiven Gefühlen basieren, wird mit jeder Fortsetzung von Lykke Li’s musikalischem Schaffen eine weitere zutiefst dunkle Seite gezeigt. Dann enstehen solche Songs wie ‘Sadness Is A Blessing‘, die textlich alles andere als aufbauend sind, musikalisch aber immer noch zum sich hin und her bewegen anregen.
Ganz anders auf ‘I Never Learn’. Li Lykke Timotej Svensson Zachrisson, wie der bürgerliche Name der Schwedin lautet, wagt es erneut, macht wieder Fehler und scheint sich ihrem Schicksal hinzugeben. Eine Art Resignation macht sich breit. ‘I Never Learn’ ist die nüchterne Feststellung der problematischen Beziehungsthemen, sowohl beim Album- als auch beim Songtitel.
Dabei bleibt das Album melodiös wie noch am Anfang der Karriere von Lykke Li. Es scheint, als ob der Erfolg ihrer Songs ‘I Follow Rivers‘ bzw. der Remix dieses Liedes und der weltweite Charterfolg verhindern nicht die melodramatische Ader der jungen Schwedin. Warum sollte man auch heitere Popsongs schreiben?

Eine detaillierte Analyse der Lieder und Texte ist eigentlich nicht nötig, denn alle sind auf die ein oder andere Art von Verlassensein, Tragik, Verzweiflung und Alleinsein gekennzeichnet, aber auf so viele unterschiedliche Arten musikalisch umgesetzt. Bezeichnend für die Verletzlichkeit und Traurigkeit einer Lykke Li ist mit Abstand ‘Love Me Like I’m Not Made Of Stone‘: Weniger Hall und Großflächigkeit auf der Stimme, keine große Band. Es reichen eine Gitarre und eine brüchige Stimme, die durch den Schmerz fast zu versagen droht.

Die Königin der Traurigkeit hat ihrem Publikum also erneut nicht soviel Positives mitzugeben, stattdessen bekommt man den bisher intimsten Einblick in die Seele von Lykke Li. Wer sich darauf einlässt, erkennt auch bei solch schwierigen Themen die Schönheit mit der das Verlassensein beschrieben wird und erkennt das Schreibtalent der jungen Schwedin, ohne selbst in ein tiefes Loch zu fallen.

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Lykke Li – I Never Learn
VÖ: 2. Mai 2014, Warner
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