LOWER DENS – Escape From Evil

I’m not crying
I’m just glad to
Be alive
Time will turn the tide

(Lower Dens – To Die In L.A.)

Gut drei Jahre nach ‘Nootropics‘ legen Lower Dens ihr drittes Studioalbum vor und sagen dabei bye-bye zu den raueren Klängen des Krautrocks. Was ‘To Die in L.A.‘ als erste Single schon prophezeite, setzt sich auf ‘Escape From Evil‘ fort: Alle Zeichen stehen auf Refrainlastigkeit, Dream-Pop und Synth-Sounds. Mit anderen Worten: Es wird braver.

Zumindest dem selbstgesteckten Ziel wird das Quartett aus Baltimore um Bandkopf Jana Hunter damit schon mal gerecht: Musikalisch zusammenhängend, direkt und emotional wollte man klingen – und das ist gelungen. Auf 10 Songs winden sich flackernde Keyboards geschmeidig um eingängige Basslines, theatralische Harmonien und Texte von verkorksten zwischenmenschlichen Beziehungen. In Zusammenarbeit mit Chris Coady (Yeah Yeah Yeahs, Beach House, Future Islands) und Ariel Rechtshaid (Vampire Weekend, Haim, Sky Ferreira) ist insgesamt ein Sound entstanden, der sich durch neugewonnene Vereinfachung und Stringenz auszeichnet.

Bis hierhin wäre alles gut, würde es sich mit der Stringenz nur nicht so janusköpfig verhalten. ‘Escape From Evil’ wirkt in seiner Struktur ausgesprochen durchdacht, bewegt sich gleichermaßen jedoch gefährlich nah am Abgrund des Monotonen. Dass man am Ende nicht abrutscht, ist der stimmlichen Leistung Jana Hunter’s zu verdanken, die mit Prägnanz und Dynamik die häufig fehlende Vielseitigkeit wiederherstellt. Sinnträchtig legt sich die androgyne Alt-Stimme über gleichförmige Texturen, klingt in den Tiefen rau und verzweifelt, in den Höhen zart und hoffnungsvoll und schafft es, selbst ein kryptisches „Hold On“ auf ‘Ondine‘ unter die Haut gehen zu lassen.

Ein paar herausstechende Hits bietet das Album mit seinem an die späten Smiths erinnernden Gitarrenspiel und Dance-Rock á la New Order dann aber doch: Begeistern kann vor allem das auf Tempo gezogenen ‘Société Anonymus‘ oder das pulsierende ‘Your Heart Is Still Beating‘. Das ungeschlagene Highlight bleibt aber ‘To Die in L.A.’, wenn „I’m not crying / I’m just glad to be alive“ ertönt und purer Zynismus und Herzschmerz auf ungebrochenen Optimismus prallen.

„„I want people to feel new when they listen to this.”, sagt Hunter selbst über die Platte. Zweifelsohne muss man zugestehen: Mit ‘Escape From Evil’ können Lower Dens berühren und Gefühle wachrufen. Die neue Qualität der Band scheint im Bereich des Atmosphärischen zu liegen. Waghalsige Sound-Experimente sind ab sofort wohl auf anderen Platten zu suchen.

3von5

Lower Dens – Escape From Evil
VÖ: 27. März 2015, Domino Records
www.lowerdens.com
www.facebook.com/lowerdens

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Carina Hartmann

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