OKTA LOGUE – Interview

Mail-Anhang7
© Tobias Schrenk

‘Diamonds and Despair’ heißt die neue, dritte Platte von Okta Logue, die bereits am 15.April.2016 über Virgin Records veröffentlicht wurde. So von Darmstädter zu Darmstädter haben wir uns natürlich umso mehr gefreut die vier Jungs, die man mittlerweile schon fast als Kultband bezeichnen dürfte, zum Release-Gespräch zu treffen.

Eure Erfolgsstory von Ballads of Burden bis heute ist beeindruckend, an welchem Punkt habt ihr gemerkt, das könnte was werden mit der “Musikkarriere”? 

Benno: Vielleicht so im Sommer 2012, das war so der Sommer, in dem wir Ballads of Burden auf dem großen Label wieder veröffentlicht hatten und wir die ersten größeren Festivals dann gespielt haben, so Maifeld Derby und dann die Tour im Herbst.

Philipp: Das erste Mal von der Musikpresse wahrgenommen wurden

Benno: Genau, wo wir dann wirklich gesehen haben, da gibts Rezensionen in den Zeitschriften, die wir selbst als Teenager gelesen haben und die zum Teil gar nicht mal schlecht waren. Das war dann glaub ich auch so der Moment, als wir gemerkt haben, dass sich da mehr als auf lokaler Ebene bewegt.

Viele eurer Fans haben eine sehr klare, ich will nicht sagen festgefahrene Vorstellung. Ist das manchmal anstrengend dieser Vintage-Ecke immer gerecht zu werden?

Benno: Überhaupt nicht eigentlich, wir machen einfach die Musik, die wir machen. Manche Leute sehen das eine darin, manche das andere, wir können uns ja nicht gegen Zuschreibungen wehren, das wollen wir auch gar nicht. Solange die Leute unsere Musik gut finden und damit was anfangen können ist das ja auch völlig ok.

Ist man dann nicht ein wenig festgefahren im Denken, wenn man weiß, dass man genau damit Erfolg hatte?

Benno: Schon allein aus nem künstlerischen Gesichtspunkt würden wir ‘Bright Lights’ ja nicht noch mal schreiben. Also gibt es natürlich einen Drang zur Weiterentwicklung, der aber weniger damit zusammenhängt, dass wir sagen uns von irgendeinem Sound abgrenzen wollen sondern weil wir natürlich auch probieren uns als Musiker weiter zu entwickeln. Aus diesem Aspekt gibt es immer auf die Suche nach neuen Sachen – aber ob Beat oder Synthesizer, wir klingen irgendwie trotzdem immer nach uns.

Ihr seid ja im Nachhinein nicht mehr so zufrieden mit der zweiten Platte, resultiert das aus diesem Weiterentwicklungsgedanken?

Benno: Ich weiß gar nicht wie das so in den Umlauf kam. Wir haben eigentlich auch nie direkt gesagt, dass wir die zweite Platte nicht gut finden. Wenn man mit einer Platte fertig ist, dann ist man eh erstmal durch mit der weil man sie einfach schon so oft gehört und sich mit ihr beschäftigt hat. Wir hatten einfach das Gefühl etwas unter unseren Möglichkeiten geblieben zu sein, ich glaube das war die Formulierung.

Philipp: Aber trotzdem ist das natürlich ne klasse Platte und wir lieben die Songs, die da drauf sind und möchten das jetzt auch nicht so darstellen als wären wir da jetzt total unglücklich mit.

Benno: Aber vom Sound ging einfach noch mehr und das haben wir, finde ich diesmal auch einfach besser gemacht.

Die neue Platte bringt auch viele Elektro Elemente mit sich. Ist das so aus dem Effekt heraus passiert oder wollt ihr jetzt auch einfach mal neue Wege beschreiten?

Benno: Kam sehr viel Input von Nick, weil er sich auch sehr viel mehr eingebracht hat als bei den Platten davor und wir dann auch einfach mehr experimentiert haben. Dadurch, dass wir uns bei den ersten Platten bis auf ein paar Ausnahmen vor allem auf Gitarre, Orgel, Bass, Schlagzeug konzentriert haben, wäre das jetzt einfach keine wirkliche Weiterentwicklung gewesen wenn wir das jetzt einfach weiter runter geschrieben hätten und dementsprechend war das dann so ein fließender Prozess als Nick dann Synthies eingebracht hatte.

Wie unterscheidet sich das neue Album im Vergleich zu den Vorgängern?

Philipp: Die ist vor allem vielschichtiger. Wir haben die einzelnen Extreme, die Okta Logue irgendwie ausmachen glaub ich auf dem Album mehr ausgelotet als vorher und waren einfach in jede Richtung experimentierfreudiger. Haben uns weniger Grenzen und mehr Freiheiten im Voraus gesetzt. Das hat zu dem Ergebnis geführt, dass wir jetzt sehr vielfältige Soundwelten auf der Platte eröffnen. Die Platten davor waren etwas mehr aus einem Guss, neutral betrachtet. Und die Platte jetzt hat einfach verschiedenen Fenster, die sich öffnen.

Wie sieht bei euch der Writingprozess aus: stellt ihr euch in den Proberaum und spielt einfach mal drauf los?

Benno: Ganz unterschiedlich. Manchmal bringt Philipp ne Akkordfolge mit, manchmal habe ich schon ne Strophe oder auch ne Akkordfolge, manchmal jammen wir einfach im Proberaum und Robi hat nen Beat. Und dann entwickelt sich das so, manchmal wird die Idee dann auch wieder total umgekrempelt. Manche Songs brauchen ein Jahr um sich zu entwickeln – da wird einfach viel gebastelt. Bei uns ist das eher ein rumtasten und bauen.

Dass Nicolai die Band verlassen wird, wusstet ihr ja schon seit einiger Zeit?
Wie hat das dennoch das neue Album beeinflußt?
(lachend – weinend)
Max: Ich geh kurz rauchen….
Benno: Erstaunlicherweise hat diese Entscheidung die Platte sehr positiv beeinflußt….
(lachen)
… Nachdem Nick uns das eröffnet war da natürlich schon Trauer und Enttäuschung. Das wich dann aber auch wieder schnell, denn er hat sich dann halt noch mal komplett darauf eingelassen wirklich intensiv mit uns zwei Jahre an diesem Album zu schreiben und zu arbeiten.

Aber dadurch, dass ihr so gut befreundet seid, war das wahrscheinlich noch mal umso schwerer, oder?
Robert: Es war auf jeden fall schon ne krasse Ansage für uns.

Benno: ich weiß noch, das war im Mai irgendwann nach der US-Tour. Da saßen wir draußen vor dem Proberaum in der Sonne und ich hatte einfach so den Kloß im Hals und wusste einfach nicht, wie das dann weitergehen und funktionieren soll.

Robert: Ich finds auch stark von Ihm, Entscheidungen soweit im Voraus zu treffen und zu sagen „ich bin jetzt noch zwei Jahre voll dabei – aber dann möchte ich was anderes machen“. Er hat sich das dann auch nicht offen gehalten, das war ne sehr saubere Nummer, also echt Hut ab.

Benno: Und dann war das Ding mit Max ja auch einfach ein schöner Zufall. Also find mal jemand, der so gut sein Instrument beherrscht und dazu noch so ein angenehmer Zeitgenosse ist. Das war genau das Richtige! Nick und Max haben sich auch super verstanden und tun es bis jetzt!

Robert: Oberflächlich! (lachen)

Also war das dann auch einfach ein schöner Übergang?

Max: Auf jeden Fall! Nick war dann auch noch in den Proben dabei, teilweise haben wir das dann zu Fünft gemacht und Nick hat mir dann teilweise gezeigt wie er Synthesizer gespielt hat, das Techno auf dem Synthesizer programmiert hat (lacht). Das hat sich alles gut angefühlt.

Welche Rolle spielt die Heimat Darmstadt für eure Musik?
Robert: Ich spreche jetzt mal für Philipp, Benno und mich. Wir sind hier früher sehr viel weg gegangen, hier haben sich Benno und Philipp kennengelernt, wodurch sich die Band ja auch erst gegründet hat. Es ist schon auf jeden Fall die Stadt, in der wir uns früher am ehesten aufgehalten haben aber man kann heute nicht mehr sagen, dass das unsere Hood ist.

Benno: Aber ich bin gern hier, ich hab den Wert von Darmstadt auch irgendwie erst erkannt als ich in Frankfurt gewohnt habe komischerweise. Aber es ist immer schwer zu sagen was einen beeinflusst und was nicht…. aber Darmstadt ist die Base der Band.

Philipp: Es ist tatsächlich eher die soziale Verankerung und ich denke da spielt das Rhein-Main Gebiet einfach ne größere Rolle.

Gerade eure ersten Sachen waren ja sehr handgemacht, ihr habt im Grunde lange alles selbst organisiert, fällt das schwer nahezu alles aus der Hand zu geben?
Philipp: Im Gegenteil. Eigentlich ist es wesentlich einfacher, sich um einige Dinge nicht kümmern zu müssen und dadurch den Kopf frei zu haben um Musik zu machen. Gerade jetzt Touren zu buchen ist ne sehr zeitaufwendige Sache und ich glaube wir sind alle ganz froh, dass da sehr viel Arbeit von uns abgenommen wurde. Trotzdem bleibt natürlich wahnsinnig viel Organisationsarbeit an uns hängen.

Ihr seid jetzt bei Virgin-Records, einem echt tollen Ableger Label von Universal, die gerade mit Figuren wie Romano Künstler gerne zu Marke machen, inwiefern spielt euch das in die Karten?

Benno: Das Coole an Virgin ist halt wirklich dieses Markenmäßige. Jeder Künstler ist total eigen und das ist deswegen so ein Sammelsurium an Freaks, da passen wir auf ne Art und Weise natürlich sehr gut rein. Die Leute checken unseren Sound und was uns so ausmacht und dementsprechend macht es auch total Spaß mit denen zu arbeiten. Wir arbeiten aber gemeinsam auch dran auch ne breite Masse an Leuten zu erreichen, nicht nur die Vintage-Ecke. Wir wollen da auch schon so als Band für uns stehen.

Welche Erwartungen/Wünsche verbindet ihr mit der neuen Platte?

Benno: Ich hab aufgehört mir zu krasse Erwartungen zu stecken, weil dann wird man auch nicht enttäuscht (lachen). Aber es würde mich freuen, wenn irgendwas cooles passiert. Allein die Sachen, die bisher schon passiert sind, sind ja für da wo wir herkommen und so was wir machen schon ziemlich besonders.

Robert: Für alles was noch mehr kommt, wir haben Zeit – wir stehen mit offenen Armen da. Und wenn das Album viele Leute cool finden, ist das umso besser!

Das Interview führten Tobi und Lisa.