GISBERT ZU KNYPHAUSEN – Das Licht dieser Welt

Etwas Besseres als den Tod finden wir überall
Im Norden, Osten, Süden, Westen, komm du hast die Wahl
Etwas besseres als den Tod in jedem Fall
Und heute Abend suchen wir uns nur das Beste aus
Wir gründen eine Band und spielen bis der Morgen graut

(Gisbert zu Knyphausen – Etwas Besseres als den Tod finden wir überall)

Es war August 2012, als das erste und einzige Album von Kid Kopphausen erschien. Es war das gemeinsame Projekt von Nils Koppruch und Gisbert zu Knyphausen. Die tragische Geschichte ist bekannt: Nils Koppruch starb wenige Wochen nach dem Release und sein guter Freund brauchte Jahre, um sich wieder an neue Musik zu wagen. Zwar tourte er vor zwei Jahren mit der Kid Kopphausen Band und schenkte  unter anderem dem Publikum des OBS Festivals eines der bewegendsten Konzerte jemals, aber neue Musik veröffentlichte er nicht. Seit seinem letzten Soloalbum sind sieben Jahre vergangen und man ahnt, wie vollgepackt es ist – mit schmerzlichen Erinnerungen, Feingefühl und Zuversicht.

“Ich sag’ ja, ich sag’ ja, ich sag’ ja, ich sag’ jaja, ich will!” – Der erste Song heißt Niemand und steigt entgegen Erwarten mit einer fesselnden Zuversicht ein. Zwar ist das Intro düster und überlagert die Akkustikgitarre bis zum Refrain, aber langsam und bedächtig blendet der Lichtblick. Auch am Ende von Sonnige Grüße aus Khao Lak, Thailand steht der Lichtblick. Der einsame Vater freut sich auf Weihnachten, wenn seine Tochter ihn besuchen kommt. Diese Tristesse muss Knyphausen noch nicht mal benennen, um sie spürbar zu machen.

Einer der Höhepunkt ist Dich Zu Lieben Ist Einfach, weil ja, Liebeslieder das kann er. Mit einem schönen tiefen Klavier im Hintergrund und einer einfachen durchgehenden Melodie auf der Gitarre beschreibt er die einzigartige Sicherheit, die man nur in der Liebe finden kann, mit empathischen Metaphern. Ein anderer großer Moment ist Etwas Besseres als den Tod finden wir überall. Das ist ein Song, den Nils Koppruch anfing zu schreiben und den Gisbert zu Knyphausen hier jetzt beendet. Er fängt auch ganz in der Tradition eines Koppruch-Songs an und am Ende hört man ihn aus dem Off nochmal die erste Strophe singen. Man hat fast das Gefühl, dass die Stimme von Gisbert extra für diesen Song ein bisschen rauer geworden ist.

Kein Höhepunkt sind dagegen die beiden englischsprachigen Songs Teheran Smiles und Cigarettes & Citylights. Vielleicht hat man sich auch einfach zu sehr daran gewöhnt, dass Gisbert mit seiner Musik so ein wohltuender Gegenentwurf zu den ganzen deutschen Lebensgefühl-Songwritern ist und man gar nicht möchte, dass er sich sprachlich davon entfernt. Aber auf der anderen Seite klingt es einfach nicht organisch. Das nimmt den Songs ihre emotionale Wucht und sie wirken zwischen den anderen ein bisschen fehl am Platz, weil die gerade von der Sicherheit in der Stimme und der Sprache leben.

Gisbert zu Knyphausen – Das Licht dieser Welt
VÖ: 27. Oktober 2017, PIAS
www.gisbertzuknyphausen.de
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