EX:RE – Ex:Re

Foto: Marika Kochiashvila

“And in the night
It was a drunken stutter
Started as a next to nothing conversation
Then he’s tearing me out
Taking me apart at my friend’s house
I was uncomfortable
I was hurt
Still with blue innocence in his eyes
I felt my reasoning was harsh
With every stab wound and exhale
I promised myself that I would never lose my youthful fears of grown up men
I’m scarred with cruel intentions
I thought of another the whole time
Who would have never stared me like that
See he saw me as a human
This one thinks I’m a slaughterhouse”

Ex:Re – Romance

Es gibt ja immer diese Musiker*innen, von denen man sich ein Herbst/Winter-Album ganz besonders wünscht. Wenn jemand zu diesen Menschen zählt, ist es Elena Tonra, Frontfrau unser aller Lieblingsband Daughter. Mitten in dieser Jahreszeit aus Nieselregen, Bindfadenregen und ein bisschen Schnee hat sie als Ex:Re eine Platte veröffentlicht, die noch mehr zum zu Hause bleiben einlädt.

Es ist ein Trennungsalbum, aber wie Elena selbst erklärt, ist es weniger durch die Präsenz des Ex geprägt, sondern viel mehr durch seine Abwesenheit und ihr eigenes Innenleben. So seien die Songs zwar jemanden gewidmet, aber er selbst tritt mehr als Gespenst auf und nicht als aktiver Teil der Geschichte. Beim ersten Song Where The Time Went stellt sie sich vor, wie sich die Zukunft gestalten könnte, wie sie seine Hochzeit crahst, wie sich sein Herz verändert und wie es sich wieder öffnet. Getragen von fast weniger als einem Riff an der Gitarre beschreibt sie die Ambivalenzen, bis sich ein Cello dazugesellt und sie bei der Erkenntnis ankommt: alles ist anders, alles tut weh, aber das ist auch okay. Crushing nimmt dann mitten im Song eine Rhythmik auf, wie man sie schon von Daughter-Songs kennt. Erst gedankenversunken zuhörend rüttelt sich dann doch die Bewegung in den Körper, während Elena den mühsamen Dialog nach einer Trennung beschreibt.

Romance war der Song, der mit Ankündigung der Platte veröffentlicht wurde. Er ist gleichermaßen bedrückend und outgoing, weil Elena auf der einen Seite ihre sehr düsteren Gedanken formuliert, ohne dabei etwa zu verklären, aber auf der anderen Seite die ganze Zeit dieser Four-to-the-Floor-Beat mitstampft, der einen unweigerlich mitreißt. Es fühlt sich wie ein Übergang zu etwas Neuem an, obwohl man gerade etwas unglaublich Schönes verloren hat. Deutlich tiefer rutscht man beim folgenden Song The Dazzler, der knietief in Moll schwimmt und diesen tollen Beat hat, der genau das macht, was der Song braucht und der besten Gesangsmelodie der Platte viel Platz lässt.

I Can’t Keep You bricht mit der Stimmung der Platte, da er durch den halligen Sound an Schlagzeug und Gesang schon fast von einen Beatles-Song hat und mit dem tiefen Synthiebass dann wieder an Junip erinnert. Er sticht auch durch den andersartigen Gesang hervor, der jetzt mehr einen klassischen Rocksong als einer Ballade entspricht. Sowieso: die Entwicklung der Stimme von Elena über die letzten Jahre ist beeindruckend, denn auch hier sind die Gesangsmelodien immer wieder überraschend und sehr eigen. Aus vollem Herzen kann man sagen, dass das Projekt Soloalbum mehr als gelungen ist. Sie bewegt sich zwar nicht zu weit weg von dem Sound ihrer Band, lässt aber ganz neue Einblicke zu, sowohl musikalisch als auch emotional.

Ex:Re – Ex:Re
VÖ: 30. November 2018, 4AD
www.elenatonra.com
www.facebook.com/ohElenaTonra