SZIGET 2019 – Grüße aus Budapest

Foto-Credits: ©Rockstar Photographers, @Furesz Zsolt

Das Sziget lockt seit nunmehr 26 Jahren den Liebhaber von Konzeptionsfestivals in die ungarische Hauptstadt Budapest und in diesem Jahr durfte auch Team Bedroomdisco erstmalig seinem Ruf folgen. Da das Alter der Reisegruppe sich im Schnitt bei 30 Jahren einpendelt, wurde der normalerweise einwöchige Festivalmarathon auf vier Festivaltage verkürzt. Obacht: Die folgenden Zeilen beschreiben das Sziget Festival aus den Augen von Menschen, die eigentlich schon ein wenig zu alt für Festivals dieser Größenordnung sind!

Wenn eine Reise mit einem Kioskbier beginnt, kann Sie eigentlich nur gut werden. Umso größer ist die mittlerweile deutlich angeschwollene Vorfreude, als wir bei Nieselregen und feinstem Schmuddelwetter (Wo bist du mein Sonnenlicht?) Deutschland hinter uns lassen und bei angenehmen 30°C von der ungarischen Hauptstadt aufgesaugt werden. Es sollte der kälteste Tag unseres Aufenthaltes werden und eine goldkrustige Staubschicht wurde ständiger Begleiter auf unserer Haut. Schon unsere Gastgeberin vermutete, dass wir wegen dem Sziget hier seien und erzählte uns von ihrem Mann, der letztes Jahr nach einigen Bieren an seinem Verstand zweifelte. Immer mehr Menschen verschwanden in einem Dixie, jedoch kam niemand mehr heraus. Die Auflösung der fiebertraumesquen Wahnvorstellung treibt einem die Freudentränen ins Gesicht! Leider konnten wir in den kommenden Tagen weder die Secret-Dixie-Stage finden – falls sie in diesem Jahr überhaupt existierte – noch unsere Vermieterin auf dem Sziget treffen. Den auch sie gehört hier seit Jahren zum Inventar und schnell merkt man, wie sehr Budapest und das Sziget zusammen gehören.

Sziget 2019 Line-Up

Da für einen Ausflug in die fantastischen Bäder Budapest keine Zeit blieb, nahmen wir mit einer Dusche vorlieb und begaben uns auf den Weg, um das eigentlich abschreckend riesige Festivalgelände zu erkunden. Bändchen an, Geldchip aufgeladen (auf dem Gelände wird ausschließlich bargeldlos gezahlt!) und das erste Dosenbier in den Mund geschoben. Nicht nur der herb-erfrischende Geschmack des goldenen Getränkes, sondern auch die Preise zaubern uns ein Lächeln ins Gesicht. Für die nächsten Tage sollte der an vielen Ständen liebevoll ‘Champagne’ genannte Sekt für 8€ aus der Plastikflasche unser bester flüßiger Freund werden. Und das trotz eines ersten ungenierten Angriffes eines Korkens auf eine Stirn. Ab wir verzeihen gerne, gerade bei solch einem feinen musikalischen Programm, wie man es auf dem Sziget geboten bekommt.

© Rockstar Photographers

Eigentlich war der Plan ja, nur die erste halbe Stunde des Auftritts von The National zu schauen und sich danach zu Son Lux zu bewegen. Doch die Band um Matt Berninger nagelt einen geradezu vor der Bühne fest (gelegentlich Ausflüge zur Biergondel mal ausser acht gelassen..) und festigen wieder einmal ihren Status als einer der derzeit besten Livebands des Planeten. Matt ist fantastisch aufgelegt, unterschreibt Platten, zieht Strumpfbänder an, lässt Luftballons mit seinem Bauch platzen und begibt sich nicht weniger als dreimal ins Publikum. Und so führen wir uns bei bestem Sound (Jahrhunderthalle Frankfurt schäm dich!) überraschenderweise die komplette Show mit ausgezeichnet festivalkompatibler Setlist zu Gemüte. Für die letzten 15 Minuten von Son Lux reicht es zum Glück auch noch und Ryan Lott und seine Jungs lassen innerhalb von anderthalb Songs absolut keine Zweifel an der Qualität ihrer Show aufkommen. Am End lässt der Auftritt von The National jedoch absolut keine Reue an der gefällten Entscheidung zu. Zum Abschluss unseres Konzerttages liefert James Blake eine grandiose Show ab, die uns, gestützt durch den druckvollen Bass, die Nackenhaare aufstellen lässt und einen erstaunlich tanzbaren Abschluss beschert.

@Furesz Zsolt
An Tag Nummer Zwei beschliesst Post Malone die Mainstage. Während sich bei mir Fragezeichen im Gesicht breit machen, reicht das Wissen meiner Begleitung immerhin so weit, dass er “Hip Hop macht und im Gesicht tätowiert ist“.  Aus den sicheren Reihen der VIP-Tribüne schauen wir uns die erste Hälfte der Show an und sind erstaunt, dass der Platz vor der Bühne aus allen Nähten zu Platzen droht – anscheinend lieben die Kids „Posty“ und können sich ausgezeichnet auf seine zeitgeistige Genrefusion aus Trap, Hip Hop und Pop einigen. Mr. Malone wiederum steht komplett alleine auf der riesigen Bühne, Bands oder DJs vermisst man schmerzlich, aber dafür hat der, an ein kuschliges Glückbärchi erinnerte Rapper, jede Menge Pyro dabei. Unser Fazit: Nicht wirklich gut, aber auch nicht wirklich nervig. Irgendwie egal.

Was hingegen überhaupt nicht egal ist, ist das mannigfaltige und teils schon absurd große Rahmenprogramm um die Musik herum. Man kann mit dem Budapester Schach-Club chillen (und gegen sie verlieren!), Tanztheater und Zirkusaufführungen bestaunen, Fotoausstellungen und Kunstinstallationen bewundern, an Bauchtanzworkshops teilnehmen, vor der G-Spot Durex Arena zu wunderbar trashigen Hits tanzen oder sich im Coca Cola Weihnachtswunderland mit Rentieren, Weihnachtsmann, Schlitten und Kunstschnee vergnügen. Besonderes Highlight war hierbei die tägliche Aufführung der Truppe Les Commandos Percu. In einer 45minütigen Show werden auf einem schemenhaften Müllvulkan perkussive und pyrotechnische Elemente zu einer martialischen Show vereint, die der Frage nachgeht, wohin den Menschen das Feuer führt. Beindruckend und unbedingt sehenswert!

Für uns waren die 4 Tage Festival, gepaart mit einigen Ausflügen ins Herzen Budapests (wie schön ist diese Stadt eigentlich?!), ein toller Trip dem wir jedem ans Herz legen möchten, der neben der Musik auch Wert auf ein ausgewogenes Rahmenprogramm legt. Wer nun Lust bekommen hat das Sziget in 2020 zu besuchen, der hat Glück den es gibt bereits einen Termin: 05.-11. August 2020! Für weitere Informationen, den VVK-Start, sowie tolle Fotos des vergangenen Festivals legen wir euch die offizielle Homepage https://szigetfestival.com/de!

 

Fred

Fred ist 32 Jahre, wohnt in der Pop-City Damstadt und mag Hunde, Pizza und Musik.

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