PROVINZ – Interview

Provinz © Tim Erdmann - takeaseat

Foto-Credit © Tim Erdmann – takeaseat

Provinz ist so eine Band, die auf einmal da ist und alle lieben. In kürzester Zeit konnten sie sich bereits in viele Herzen spielen und sind mittlerweile aus der Musik-Szene einfach nicht mehr wegzudenken. Wir haben mit Schlagzeuger Leon über ihr Debütalbum Wir bauten uns Amerika, das Songwriting und die Namenssuche für Song- und Albumtitel gesprochen.

Als einer der Top-Newcomer in 2019, seid ihr mit dem Release eurer EP einfach mal steil durch die Decke gegangen: Habt große Festivals gespielt, Fernsehauftritte gehabt […] Wie fühlt sich das an? Könnt ihr das überhaupt schon richtig fassen?
Es ist ein sehr komisches, aber schönes Gefühl. Im Moment ist es ein bisschen so, dass wir uns wie in einer Blase befinden die uns von dem Ganzen etwas abschirmt. Es passiert super viel super schnell, und wir nehmen das auch war. Aber bis wir das so richtig verinnerlicht haben, vergehen nochmal ein paar Monate. Aber so im Rückblick ist das alles natürlich super schön.

Habt ihr euch jemals erhofft, dass es soweit kommen wird? Also, habt ihr gezielt darauf hingearbeitet oder war das alles eher eine „Wir schauen mal was kommt“-Nummer?
Teils teils, Provinz gibt es ja schon seit vielen Jahren. Und am Anfang war das mehr ein Traum als eine reelle Vision. Aber seit 3 Jahren arbeiten wir 24/7 daran, die Musik zum Beruf zu machen.

 

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Habt ihr Tipps an die Newcomer-Artists da draußen, wie sie sich einen bzw. ihren Weg in die Musik-Branche bahnen können?
Ich glaube, eine richtige Anleitung gibt es nicht. Was aber auf jeden Fall nie schaden kann, ist so viel wie möglich live zu spielen. Da erreicht man die meisten Leute und es macht am meisten Bock.

Ich würde mit euch gerne über die Entstehung des Debütalbums sprechen. Zunächst mal über den Titel – „Wir bauten uns Amerika“ – wie ist es zu diesem Titel gekommen & was genau steckt dahinter?
Für den Titel des Albums haben wir uns leicht verkatert in einer Hotellobby bei einem Videodreh nach viel Diskussion entschieden. 

Der Titel stammt von dem letzten Song des Albums, in dem es um eine verwelkte Beziehung geht, in der die eine Person für die Andere früher alles getan hat, sozusagen als Metapher auch Amerika für sie gebaut hätte. Und dabei bezieht sich der Begriff „Amerika“ auf die vergangene Illusion des American Dream und dem Land der Grenzenlosen Möglichkeiten, was ja etwas latent Größenwahnsinniges und irgendwie Jugendliches hat. Und dieses Bild fanden wir für unsere gegenwertige Situation passend, weil wir uns in dem Bild mit dem Album auch unser eigenes Amerika bauen.

Ebenso fanden wir die mehr oder weniger maximale Diskrepanz zwischen Provinz und Amerika spannend.

Provinz - Wir bauten uns Amerika Cover

Wie genau läuft denn eigentlich so eine Suche nach einem Albumtitel ab?
Bei uns war das mehr oder weniger eine langwierige, angeregte Diskussion, in der man nach Songzeilen oder Songtiteln oder guten Phrasen gesucht hat, welche unser Album auf den Punkt bringen könnten.

Ist es bei Songtiteln dann ähnlich? Oder macht man da nochmal Unterschiede? Weil der Albumtitel ja doch schon iwie im Fokus steht?
Songtitel sind irgendwie einfacher und finden sich meistens viel schneller. In einem Song geht es ja in der Regel nur um ein Thema, dafür einen Titel zu finden ist natürlich einfacher geschehen.

Wo & wie findet ihr eure Inspiration zum Songs schreiben?
Die meisten Songs verarbeiten ein Thema, welches uns oder hauptsächlich Vincent beschäftigt. Somit findet man die meiste Inspiration ganz klischeehaft im Alltag. Ebenso sind natürlich andere Songs oder Serien etc Inspirationsquellen.

Wie genau sieht so ein Prozess dann aus?
Meistens hat Vincent eine Grundidee, eine Textzeile, eine Melodie, eine Hook… . Die bringt er dann mit in den Proberaum und wir erarbeiten gemeinsam den Rest. Viel entsteht dabei durch jammen und ausprobieren.

Ist das Songschreiben vllt. auch ein Aufarbeitungsprozess von Gefühlen?
Ja sehr oft schon. Man kann am besten über das schreiben, was man selbst durchlebt oder erlebt. Somit verarbeitet man Erlebtes am liebsten in seinen Texten.

Habt ihr denn Vorbilder, die euch musikalisch prägen?
Klar gibt es einige Künstler, welche uns geprägt haben. Das war viel ältere Musik aus der Kindheit, wie die Beatles oder die Hosen, wie auch modernere Acts wie zum Beispiel Casper.

 

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Für euer Album habt ihr wieder mit Tim Tautorat zusammengearbeitet. Wie genau läuft da denn der Arbeitsprozess mit ihm und euch ab?
In der Regel kommen wir mit fertigen Songskizzen zu Tim, überarbeiten diese in einer Vorproduktion, wo die Songs den Feinschliff verpasst bekommen, und gehen dann damit ins Studio und müssen alles nur noch einspielen.

Wenn ihr euer Album mit drei Worten beschreiben müsstet, welche wären das?
Handgemacht, persönlich und deutsch.

Habt ihr bereits einen Lieblingssong auf dem Album?
Klar, jeder hat so seinen eigenen Favoriten 😉

Liv

Für die Bühne hat es leider nicht gereicht, deshalb schreibt Liv jetzt einfach über Musik.

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