Pop, Pasta und Feminismus #2

Mit einer Stimme, irgendwo zwischen Björk und Fever Ray, der Energie von Idles und starkem gesellschaftlichen Aktivismus trägt die junge Luxemburgerin C’est Karma „die Energie der Fridays For Future Generation in die Popmusik“ – so heißt es in der Bio zur zuletzt erschienenen EP Farbfilm! Und wirklich – C’est Karma ist eine der derzeit spannendsten Newcomer/innen, eben auch – neben ihrem ungemeinen musikalischen Talent – aufgrund ihrer hochspannenden Sicht auf viele gesellschaftlichen Missstände und ihrer Bereitschaft diese anzusprechen und etwas dagegen zu machen! Umso toller, dass sie das jetzt auch von Zeit zu Zeit bei uns macht – nämlich in ihrer neuen Bedroomdisco-Kolumne Pop, Pasta und Feminismus!

2020 war wohl das aufregendste Jahr meines Lebens, es war ein Jahr voller Enttäuschungen, Langeweile aber auch ganz viel Zeit für mich selbst und eine ganze Menge guter Momente.

Als 2019 zu Ende ging blickte ich mit viel Vorfreude ins nächste Jahr, ich hatte unendlich viel vor und es war mein erstes Jahr als Erwachsene. Doch dann kam etwas dazwischen, für jede und jeden von uns, auf das ich glaube ich nicht weiter eingehen muss. Und plötzlich stand meine ganze Welt still, so still wie noch nie. Wenn ich jetzt auf die Zeit zwischen März und Juni zurückblicke, vermischen sich alle Erinnerungen, es ist alles wie verschwommen und ich erinnere mich nur an vereinzelte Tage. Natürlich weiß ich auch, dass ich in einer sehr privilegierten Situation war und immer noch bin, ich musste keine 36 Stunden Schichten in Krankenhäusern arbeiten und weder ich noch meine Eltern mussten sich Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen.

So viele negativen Aspekte, wie die erste Phase der Pandemie hatte, so gab es für mich auch sehr viele schöne Momente. Ich hatte Zeit für mich, ich konnte Bücher lesen, die ich immer schon lesen wollte, ich konnte in den Wald spazieren gehen so oft ich wollte und vor allem, konnte ich nichts tun. In einer Zeit und Welt, in der man immer produktiv und aktiv sein muss, war Nichtstun eine angenehme Abwechslung. Nach dem ich 2 Monate in der Leere untergegangen bin, wusste ich nicht, was ich mit mir anfangen sollte – alles was ich getan hatte, fühlte sich sinnlos an, weil nichts was ich tun würde uns aus der Krise führen würde. Was macht man, wenn gefühlt die ganze Welt um einen untergeht? Ich wollte und konnte keine Musik schreiben, ich fiel in ein tiefes Loch an Selbstzweifeln und ich fand nirgendwo Inspiration. Ich war überfordert mit der Unmenge an Zeit, die ich hatte und gleichzeitig hatte ich das Gefühl unter Druck zu stehen, weil diese Zeit eigentlich der perfekte Moment war, produktiv zu sein.

Ich hab zwei Monate gebraucht, um mich in Mitten einer Pandemie zurecht zu finden und zu erkennen, dass Kunst und Musik Teil unserer Gesellschaft sind und meine Arbeit trotzdem eine Daseinsberechtigung hat, auch wenn ich keine Nachtschichten auf Intensivstationen verbringe und Menschenleben rette. Ich fing an Inspiration aus Erinnerungen, banalen Alltagssituation und aus anderen Künstler*innen zu ziehen. Nach einem sehr langen Tief begann dann der schönere Teil dieses unendlichen Jahres.

Sowohl für mich persönlich wie auch professionell und politisch war 2020 ein überraschend ereignisreiches Jahr. Im Juni schrieb ich eine EP und im November habe ich sie veröffentlicht, dazwischen wurde die Welt einige Male geschüttelt. Ich werde wohl nie George Floyd, Breonna Taylor, Elijah McClain und die vielen weiteren Opfer von Polizeigewalt vergessen. Die Black Lives Matter Bewegung aus diesem Jahr hat mich, wie auch viele andere, nachhaltig geprägt, sie hat mich mit meinen Privilegien als weiße Person konfrontiert in deren Folge ich mich sehr intensiv mit dem Thema „institutioneller Rassismus“ auseinandergesetzt habe. Es hat uns als Gesellschaft unglaublich gutgetan, diese unbequemen Diskurse zu führen, die mein Leben sicherlich bereicherten und zum Positiven veränderten. Natürlich wurden viele der Probleme von schwarzen Menschen in diesem Jahr nicht überwunden, aber zumindest haben wir darüber gesprochen und ich bin mir sicher, dass wir das Jahr solidarischer beenden als wir es begannen.

Wenn ich auf 2020 zurückblicke, denke ich ganz sicher an COVID-19 und all seine Opfer aber ich denke auch an die Proteste für Frauenrechte in Polen, ich denke an die Demonstrationen in Belarus, an die US-Wahlen und an Black Lives Matter. Ich habe in diesem verrückten Jahr eine EP geschrieben, auf die ich sehr stolz bin und die ein großer Schritt in meiner musikalischen Entwicklung ist. Vor allem für Künstler*innen und alle die im Kunst- und Kulturbereich arbeiten, war das letzte Jahr ein sehr schwieriges Jahr, emotional wie auch finanziell und ich trauere um alle Kulturinstitutionen, die um ihre Existenz fürchten oder ihre Türen für immer schließen mussten. Trotzt all dem sind auch schöne Blumen aus der Asche gewachsen.

Ich kann es kaum erwarten ein neues Jahr anzufangen und 2020 hinter mir zu lassen.
Frohes neues Jahr. Over and Out!