BETTEROV – Track by Track

Foto-© Sebastian Madej

Seit einiger Zeit brodelt es schon, um den Newcomer Betterov – nun zum heutigen Release seines Debütalbums kann man wohl vermerken, dass der Durchbruch ganz nah, wenn nicht schon da ist. Zumindest sind schon viele Tour-Termine mit dem Zusatz „ausverkauft“ oder „hochverlegt“ versehen, die letzten Singles zündeten bei uns allesamt direkt und überhaupt scheint der 28-jährige Musiker und Schauspieler nun voll und ganz angekommen zu sein. Hall-getränkte Gitarren, treibende Beats, die Songs überladen mit Selbstanalyse und Mitsing-Punchlines – Songs vom Sich-Auflehnen. Songs vom Kampf. Vom Durchbrechen der inneren Barrikaden. Und vom Aufbau, bei dem er sich all den Ängsten und Selbstzweifeln entgegenstellt, um negative Emotionen in positive Energie zu transformieren. Klar, dass das für Reibung und Zustimmung sorgt, zum Nachdenken anregt. Also irgendwie genau das, was es aktuell braucht oder? So oder so hat uns Betterov zum heutigen Release von Olympia ein Track by Track zu den Songs geschrieben!

1. INTRO (Eröffnungsfeier)


Ein rein instrumentaler Opener, der auf den Vibe der Platte einstimmt. Einmarschmusik, die letzten Aufwärmübungen, bis die Olympischen Spiele beginnen.

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2. Böller aus Polen


Ein Song über eine Liebe, die man selbst kaum fassen kann. Wenn man komplett am Boden ist und gar nichts von sich hält. Man mag gar nichts an sich. Außerdem kommt es einem so vor, als wäre man an einem fiktiven Ort geboren, an dem alles einfach nur laut, dreckig und zum Fürchten ist. Wer sollte einen da schon finden? Doch plötzlich passiert genau das. Und obwohl das eigene Leben für einen selbst zum Davonlaufen ist, bleibt diese Person, obwohl sie das alles auch zu sehen scheint. Einfach so. Und befreit einen damit aus der eigenen Misere.

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3. Schlaf gut


Man liegt nachts da und denkt über die Dinge des Tages nach. Kommt nicht zur Ruhe, sondern ist in irgendwelchen Gedankenschleifen gefangen, die einen immer weiter runterziehen. Die Lösung ist, einfach zu schlafen. Es bringt erfahrungsgemäß nichts, sich über gewisse Fragen den Kopf zu zerbrechen und diese Gedanken immer weiter zu spinnen. Es ist eine wesentliche Heilungsstrategie, sich nicht in diese gedankliche Abwärtsspirale zu begeben. Das Denken ist buchstäblich ins Negative ver-rückt. Daher auch der Ausdruck „verrückt“. Man fällt mit seinen negativen Gedanken ins Bodenlose. Man muss sich in solchen Situationen ablenken. Oder einfach schlafen.

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4. Urlaub im Abgrund


Ein Klavier, ein gedoppeltes Fender-Rhodes-Piano, Schlagzeug, sphärische Gitarren und Gesang. Es geht um eine gescheiterte Beziehung. Was sich anfänglich als sehr schön und erfüllend darstellte, das hat sich zu einer sehr schmerzhaften Trennung entwickelt.

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5. In meiner Straße


Man wünscht sich, jemand anders zu sein. Durch eine äußere Veränderung zu einer anderen Person zu werden. Man will nicht mehr der sein, der man ist, sondern möchte zu jemand anderem werden.

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6. Olympia


Ein Song, der einen absoluten Tiefpunkt beschreibt. Am Ende schaut man nur noch YouTube- Videos. Man liegt rum, versinkt in alten Olympia-Videos und lässt gelähmt die Stunden verstreichen. Während Menschen auf dem Bildschirm in 47 Sekunden 100m Schwimmen und damit ihr komplettes Leben und die Welt verändern, bekommt man selbst nichts mehr auf die Reihe. Diese Diskrepanz beschreibt dieser Song. Es entstand der Wunsch aus etwas derart Destruktivem etwas Positives, Konstruktives zu machen.

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7. Dussmann


Die Kultur hilft uns, die Welt zu deuten. Und wer die Welt nicht mehr versteht und gar nicht mehr weiter weiß, für den gibt es hier auch noch eine weitere Option: Denn wer den allerletzten, metaphorischen Sprung seines Lebens aus der 4. Etage von Dussmann wagt, sieht nochmal all diese Monumente der Kunst an sich vorbeiziehen. Die Welt ist unverständlich und diffus, wenn man sie genau betrachtet. Realität und Fiktion verschwimmen. Permanent und immer mehr. Die Helden von Früher werden mit merkwürdigen Denkmälern überhäuft. Es werden Straßen nach ihnen benannt, in denen ausschließlich hässliche, graue Wohnungen gebaut werden. Aber wer möchte das?

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8. Die Leute und ich


Der Track handelt vom Ausschluss aus bestimmten gesellschaftlichen Kreisen, unter und mit denen man oft Jahre verbringen musste. Oft versuchte, zu ihnen zu gehören, von ihnen aufgenommen zu werden, teilweise sogar geduldet wurde, um am Ende doch verstoßen zu werden. Aber irgendwie muss man mit den Leuten auskommen, um überleben zu können. So bleibt einem nichts Anderes übrig, als sie immer weiter zu erforschen und zu versuchen, aus ihnen schlau zu werden. Sehen die Leute einen Menschen mit blauen Haaren, halten sie ihn für einen Idioten. Der Mensch mit blauen Haaren hält die anderen aber auch für Idioten. So ist das Tischtuch erstmal zerschnitten. Und doch versucht man dann wieder auseinander schlau zu werden. Und so lebt man weiter seit Jahren unter Leuten und weiß doch so wenig über sie.

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9. Berlin ist keine Stadt


In der Stadt, in der man gegenwärtig und auch in Zukunft leben möchte, gibt es manchmal kein Entkommen vor der Vergangenheit. Hinter jeder Ecke warten Erinnerungen an schöne oder traurige Momente, die man dort erlebt hat. Man trinkt einen Kaffee an irgendeiner Ecke und weiß plötzlich noch ganz genau, mit wem man hier mal war, wie warm es an diesem Tag gewesen ist und sogar, worüber man damals gesprochen hat. So sehr man sich auch bemüht, im Hier und Jetzt zu sein: War man mal lange genug an einem Ort, wird die Stadt zu einem Gedankenmuseum. An manchen Tagen ist Berlin gar nicht mehr als Stadt erkennbar, sondern nur noch die Summe meiner Erinnerungen.

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10. Ich kann mich nicht erinnern


Die Halbwertzeit der Dinge wird immer kürzer. Man steht in Pisa vor einem antiken Turm, der dort vor Jahrhunderten gebaut wurde, immer noch State-of-the-Art ist und von Leuten aus aller Welt mit ihren kleinen, modernen Smartphones fotografiert wird. Während wir heute völlig andere Prioritäten und Lebensvorstellungen haben und auch viel hässlicher bauen, hat dieses Gebäude immer noch diesen zeitlosen Stellenwert. Die Leute machen ein Foto und haben dieses Erlebnis in unserer schnelllebigen Welt schon bald wieder vergessen. Wir haben heute überhaupt keine Zeit mehr, uns näher mit Dingen zu beschäftigen und auseinanderzusetzen.

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11. Bring mich nach Hause


Der Song beschreibt eine Taxifahrt von einer Party nach Hause. Obwohl man am Ende echt zerstört und komplett blank ist, wird man immerhin noch einmal mit einem Mercedes nach Hause gefahren. Man schaut aus den Fenstern des Mercedes und sieht Wohnungen, die man sich nicht leisten kann, während allein schon die Taxifahrt bei dem knappen Budget am Monatsende eigentlich überhaupt nicht mehr drin. Geht aber trotzdem irgendwie. All das wird einem während dieser kurzen Fahrt bewusst. Und trotzdem: Man sitzt auf der Rückbank, wird chauffiert und kommt sich irgendwie so vor, als würde man gleich auf der Berlinale rausgelassen. Kurze zwanzig Minuten Luxus, die dem Abend die Krone aufsetzen, bevor man in seinem Bett, was man irgendwie aus Paletten zusammengeschraubt hat, einschläft.

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12. Bis zum Ende


Ein Song über das Älterwerden und über das Zusammen-Alt-Werden. Je älter man wird, desto schneller scheint die Zeit zu verfliegen.

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13. OUTRO (Siegerehrung)


Wie das Intro in die Platte hineinführt, so liefert die „Siegerehrung“ einen Ausklang aus dem Album.

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Betterov Tour:
30.11.22 Hamburg, mojo club – ausverkauft
01.12.22 Berlin, Huxleys – hochverlegt aus dem Festsaal Kreuzberg
03.12.22 München, Ampere
04.12.22 Leipzig, Naumanns
05.12.22 Frankfurt, Nachtleben
06.12.22 Köln, Kantine – hochverlegt aus dem Luxor
26.01.23 Konstanz, Kulturladen
31.01.23 Nürnberg, Club Stereo
01.02.23 Magdeburg, Moritzhof
03.02.23 Hannover, Musikzentrum – hochverlegt aus dem Lux
04.02.23 Osnabrück, Haus der Jugend – hochverlegt aus dem Bastard Club
05.02.23 Heidelberg, Karlstorbahnhof
07.02.23 Essen, Zeche Carl
08.02.23 Fulda, Kuz Kreuz
10.02.23 Kaiserslautern, Kammgarn
11.02.23 Koblenz, Circus Maximus
12.02.23 Freiburg, Räng Teng Teng
14.02.23 Stuttgart, Im Wizemann (Club)
15.02.23 Dresden, Chemiefabrik
16.02.23 Jena, Kassablanca
17.02.23 Bremen, Lagerhaus
18.02.23 Hamburg, Uebel & Gefährlich – Zusatzshow

Dominik

Bedroomdisco-Gründer, Redaktions-Chef, Hans in allen Gassen, Golden Leaves Festival Booker, Sammler, Fanboy, Exil-Darmstädter Wahl-Hamburger & happy kid, stuck with the heart of a sad punk - spreading love for great music since '08!

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