INSIDE – Filmkritik


Foto-© SquareOne/Steve Annis

All the time that will come after this moment.

(Kunstwerk – Inside)

Die Handlung von Inside ist schnell erklärt: Es gibt da diesen professionellen Kunstdieb, gespielt von Willem Dafoe, der in ein luxuriöses Anwesen einbricht, um dort, nun ja, Kunstdieb-Sachen zu machen (Gemälde klauen und so). Blöderweise hat der Besitzer dieses Penthouses wohl schon damit gerechnet, dass sowas irgendwann passieren könnte, und seine Wohnung mit einem ziemlich, sagen wir, krassen Sicherheitssystem ausgestattet. Noch blöder: Nachdem das System alle Ausgänge dicht und damit jegliche Möglichkeit zur Flucht unmöglich gemacht hat, stürzt es ab.

Dementsprechend ist unser Protagonist nun erstmal dort eingesperrt – wie lange genau, weiß man bis zum Ende nicht. Niemand kommt zur Rettung, also geht’s ab einem bestimmten Zeitpunkt vor allem um’s Überleben. Das wird ihm alles andere als leicht gemacht: Die Klimaanlage spielt verrückt, deshalb ist es dort zuerst viel zu heiß und später dann viel zu kalt. Immer wenn er den Kühlschrank öffnet, läuft Macarena – ein verzweifelter Versuch, Humor in den Film zu bringen. Natürlich verletzt er sich im Laufe der Zeit auch noch am Bein und kann ab da nur noch humpeln. Als er etwas später zu halluzinieren beginnt, ist die Luft schon längst raus.

Zu großen Teilen liegt das daran, dass Willem Dafoe und seine schauspielerische Leistung interessanter sind als der Charakter, den er in Inside spielt. “Klauen aus Liebe an der Kunst, nicht nur für Geld” ist zwar ein interessanter Aufhänger für einen Protagonisten dieser Art, doch insgesamt wird zu wenig darauf eingegangen. Auch Fragen wie “Ist Kunst für immer?” oder “Benötigt man Zerstörung für das Erschaffen von etwas Neuem?” werden lediglich angeschnitten, mehr nicht. Schade, aber: substanzlos.

Doch nichtmal ein großartiger Schauspieler wie Dafoe kann das Ganze so wirklich retten. In The Lighthouse von Robert Eggers, in dem der von ihm gespielte Charakter ebenfalls vor lauter Isolation durchdreht, war seine Performance mitreißend und denkwürdig, während sie in Inside zwar einigermaßen unterhaltsam, eigentlich aber weder realistisch noch auf spannende Weise überzeichnet ist. Außerdem wird ihm hier kein weiterer Schauspieler wie Robert Pattinson, der in The Lighthouse genauso überragend war, gegenübergestellt, was natürlich nicht sein muss, hier aber fehlt. Im Fokus steht stattdessen sein Verhältnis zu dem Raum, in dem er sich befindet, und der darin enthaltenden Kunst. Funktioniert nicht, leider. Daran kann natürlich auch der in den Credits laufende, fantastische Pyramid Song von Radiohead nichts ändern.

Inside (BEL, GER, GRE 2023)
Regie: Vasilis Katsoupis
Darsteller: Willem Dafoe, Gene Bervoets, Eliza Stuyck
Kinostart: 16. März 2023, SquareOne Entertainment

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Lennart Brauwers

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