c/o pop – Nachbericht

Foto-© Stephan Strache

Fünf Tage c/o pop stecken in den Knochen. Das Festival hatte alles und von allem viel. Beseelt und musiktrunken blicken wir zurück und freuen uns jetzt bereits auf den 23. bis 27. April 2025. 

Aber beginnen wir von vorne. Der c/o pop gelingt es immer wieder sich neu zu erfinden und am Puls der Zeit zu bleiben. Pop(-Musik) hat auch immer etwas mit Jugendkultur zu tun. Diese zu erreichen gelang dieses Jahr wieder mal perfekt – und nicht nur das. Immer wieder gelang auch der Ausbruch, der Blick über den Tellerrand und der Verweis, das c/o pop nicht nur Musik reicht: pop ist dann vielleicht eher als Überbegriff über zeitgenössische Gesamtheit von Popkultur, -kunst, -musik, -literatur zu betrachten.

So gab es Ausstellungen, Führungen, Workshops, Talks und Livepodcast. Und dann immer auch wieder Musik, immer wieder Konzerte. 

Persönlich hatte es aber auch etwas von einem Klassentreffen und auch das war total schön. Aber auch total viel. Gefühlt alle, die in/um Köln etwas mit Musik zu tun haben waren da. Und nicht nur die. Auch von außerhalb kamen alte wie neue Bekannte. Auch das war ein Fest im Fest.

Samstag und Sonntag war es dann auch das Festival für alle Kölner*innen. Die Venloer Straße war dafür für gut 500 Metern im Herzen Köln Ehrenfelds zwischen der Haltestelle Venloer Straße/Gürtel und Leyendeckerstraße für den Verkehr gesperrt. Anstatt Autos gab es einen Markt, mobile Bühnen und Essen- und Getränkestände. Und natürlich ganz viel Musik: kostenlose Instore Gigs, Open Air Partys, Ausstellungen. Es war wunderbar und wurde sehr gut angenommen. Und das obwohl das Wetter dem April alle Ehren machte und dem Festival im Vergleich zu den letzten Jahren eher bescheidenes Wetter vergönnt war. Wenn das Programm dann aber so gut kuratiert ist, dass den Besuchenden das Wetter egal ist, so haben die Kuratierenden eindeutig ganz viel richtig gemacht.

Überhaupt wurde sehr viel richtig gemacht: 
So wurde das Awareness Konzept nochmals gestärkt. Die Menschen des Awareness Teams waren sehr präsent überall unterwegs. Ergänzt wurden diese mobilen Teams durch Aushänge und Ansprachen der Moderation.
 Und dann das Booking. Wie schon erwähnt, schafften die Booker*innen die Relevanz von Pop als Jugendkultur zu stärken. Es spielte, was die Jugend erreichte. Auch wenn es traurig ist, es 2024 noch erwähnen zu müssen, so hatte das Line-Up nicht nur diese Relevanz sondern vor allem auch eine Diversität der Künstler*inenn, die gerade bei den großen deutschen Festivals immer noch kein Alltag ist. Leider.

Und auch wenn mir in Berichten oder Rezensionen, die zu einseitigen Lobhudeleien abdriften, oftmals etwas fehlt, so fällt es mir schwer, Kritikpunkte zu finden.
 Kann man einem Festival das Wetter vorwerfen? Oder ein Line-Up, bei dem es sich manchmal schwer anfühlt, sich zu entscheiden, zu welchem Act Mensch lieber will? Oder Einlassstopp in Venues, weil alle einen bestimmten Act sehen wollen? Ich finde nein. Wetter einmal außen vorgelassen sprechen beide anderen Punkte vielmehr erneut dafür, dass ganz viel richtig gemacht wurde.



Was bleibt?

 TRÄNEN und BIBIZIA sind auf den großen Bühnen angelangt und füllen diese perfekt. Zumindest im deutschsprachigen Raum sind beides Acts, um die man nicht mehr drumherum kommt.

 Die spannendste, aktuelle Indiemusik kommt aus Wien oder der Schweiz. Benjamin Amaru und Soft Loft waren einfach nur bezaubernd. Und dann wären da noch die Headliner meines Herzens: Endleess Wellness. So gut! Musikalisch über jeden Zweifel erhaben und lyrisch ein Traum. Selten so begeistert gewesen, wie die deutsche Sprache inhaltlich wie phonetisch einfach nur so viel kann. 

Ob man es nun NNDW oder anders nennen mag, Flawless Issues, Traumatin, SERPENTIN und MODULAR stehen jedem Festival gut zu Gesicht, bereiten Freude und Energie. Absolut großartig. Von den drei ersteren nur vernommen, bei MODULAR auch selbst erlebt. Und mit MODULAR darüber gefreut, wie es gelingen kann, dass Jedermensch ein schönes Konzert erleben kann. So gut, wenn Künstler*innen nicht nur musikalisch begeistern sondern zeitgleich auch ihre Bühnen, ihren Raum zu nutzen wissen, einen Safe Space für alle Anwesenden zu kreieren.

SCHRAMM steht das Bandsetting herrlich. Kaum in eine Schublade zu packen, bleibt seine Musik einfach nur spannend.

 Leoniden reißen immer noch jedes Venue – egal welcher Größe – ab. 

Und das Beste:
 Wir haben erst Ende April. Ganz viele dieser Artists sind das Jahr über noch auf diversen Festivals und/oder eigenen Headlinertouren zu sehen – hier unsere Festival-Tipps für 2024!

Wir lecken nun aber erstmal unsere Wunden, erfreuen uns an der Musik, den Erinnerungen, Wieder- und Neuentdeckungen. Freuen uns auf Konzerte im Mai und schonen und regenerieren uns ein wenig für das Maifeld Derby.

 Vielen Dank, c/o pop.
 Du meintest es gut mit uns. 
Es war uns ein Fest! 
Bis 2025!

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Stephan Strache

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