Das musikalische Projekt Beirut des US-amerikanischen Musikers Zach Condon war von Anfang an nie verlegen um große klangliche Ambitionen – heute kündigt Condon jedoch die Veröffentlichung des bisher größten und unerwartetsten Beirut-Albums an: A Study of Losses, das am 18. April auf seinem eigenen Label Pompeii Records erscheint, ist eine Odyssee mit 18 Tracks, die vom schwedischen Zirkus Kompani Giraff für die gleichnamige akrobatische Bühnenshow in Auftrag gegeben wurde. Als freie Interpretation von Verzeichnis einiger Verluste, dem Roman der deutschen Autorin Judith Schalansky, reist A Study of Losses durch elf Songs und sieben erweiterte instrumentale Themen, die nach den Mondmeeren benannt und von der erschreckenden Geschichte eines Mannes inspiriert sind, der davon besessen ist, alle verlorenen Gedanken und Schöpfungen der Menschheit zu archivieren. Wie in Verzeichnis einiger Verluste schreibt Condon auch in A Study of Losses über das Verschwinden, die Bewahrung und die Vergänglichkeit von allem, was wir kennen – ausgestorbene Tierarten, verlorene architektonische und literarische Schätze, den Prozess des Alterns und andere abstrakte Konzepte. Aber musikalisch taucht er wieder in Chor, Renaissance und andere frühe Stile ein, die seine Arbeit inspiriert haben, sowie in Variationen von Klängen und Ideen, die sich auf eine seiner Lieblingsplatten, 69 Love Songs von The Magnetic Fields, beziehen.
Über die mit der Ankündigung erschienene neue Single Guerickes Einhorn sagt Condon selbst: „Guerickes Einhorn“ ist eine angebliche Rekonstruktion eines fossilen Einhorns, das in Wirklichkeit aus den Knochen verschiedener Tiere wie dem Wollhaarmammut und einem Narwal geschaffen wurde. Es lohnt sich, das Bild anzuschauen. Ich war schon immer von diesen bizarren Kapiteln und seltsamen Randnotizen der Geschichte fasziniert, und ich wollte die unorthodoxe/exzentrische Verrücktheit dieses „Einhorns“ in einem verspielteren Song widerspiegeln, der sich etwas vom Rest des Albums abhebt. Ich denke, dass meine Musik generell diese unzusammenhängende / chaotische Tendenz haben kann, aber da das ganze Album ansonsten eher einheitlich barock inspiriert ist, ist ‚Guericke’s Unicorn‘ wirklich ein Ausreißer auf diesem Album, der seinen Ursprung in einem alten modularen Synthese-Experiment von mir hat.“
A Study of Losses ist das zweite neue Beirut-Album innerhalb von nur zwei Jahren und die Fortsetzung eines weiteren, produktiven Kapitels für Zach Condon. Nach einem halben Jahrzehnt, in dem er sich von hartnäckigen Halsproblemen und einem drohenden mentalen Zusammenbruch erholte – der ihn daran zweifeln ließ, ob er jemals wieder vor Publikum auftreten würde – folgt A Study of Losses auf Hadsel, das „einen neuen Anfang für Beirut“ markierte. Während sich Hadsel um eine riesige, antike Kirchenorgel drehte, die Condon während eines dunklen arktischen Winters in Nordnorwegen entdeckte, wird A Study of Losses durch Streichquartette und Arrangements der Cellistin und No No No-Kollaborateurin Clarice Jensen aufgehellt.
Geschrieben und aufgenommen von Zach Condon in Berlin (DE) und Stokmarknes (NO), wobei die Wurzeln des Albums in Schweden und Deutschland liegen, erweitert A Study of Losses auch die weite Welt, die er durch die Musik von Beirut aufgebaut hat, seit er das Projekt als neugieriger und umherziehender 14-Jähriger begonnen hat. „Als ich zum ersten Mal angesprochen wurde, einen Soundtrack für einen Zirkus zu schreiben, kam zunächst ein gewisses Trauma der ‚Elephant Gun‘-Ära hoch“, erklärt Condon, als er Ende 2024 Caspian Tiger von A Study of Losses vorstellt. „Ich wurde jahrelang in eine Schublade gesteckt, in der ich ein skurriles Zirkuskind war, voller sepiafarbener Bilder von Groschenromanen und vielleicht Löwendompteuren mit Schnurrbärten. Es hätte nicht weiter davon entfernt sein können, wie ich mir die Musik vorstellte, die ich machte. Es ist also eine Ironie, dass ich das Projekt von Kompani Giraff so verlockend fand.“
