I think I like it – Say hi

Wie stellt man eine Band mit passenden Musikempfehlungen vor, die zu den absoluten Lieblingsbands gehört und noch dazu bereits sechs (!) Alben herausgebracht hat, von denen selbst versierte Indie-Anhänger noch nichts gehört haben? Des Rätsels Lösung: man überstürze nichts und stelle jede Woche ein Album vor.

Last but not least sei diese Woche das Letzte von sechs Alben vorgestellt. „Oohs and Aahs“. Dieses ebenfalls zu Hause in Eigenproduktion kreiert, beweist der Querulant was konstruktive Kritik bewirken kann. Nach der Pitchfork-Kritik finden sich auf dem neusten Album keine Vampire und Androiden mehr in den Liedern wieder. Keine „nonsensial“ Texte mehr, sondern vielmehr eine lineare Note, einnehmend, raffiniert und rührend zugleich.

Als Fan liebt man natürlich auch gerade diese etwas anderen, juvenilen Texte, das mystische dabei. Das neue Album zeugt aber von einer noch größeren Kraft, den Hörer für sich zu gewinnen. Es klingt wesentlich erwachsener und-so verdroschen es klingt-wesentlich reifer. Die Verspieltheit bleibt, Blutsauger mussten ihren Platz aber räumen. So werden also zwischenmenschliche Begebenheiten nicht mehr umständlich über abstrakte Metaphern verschlüsselt, sonder beim Namen genannt. Sie heißen, wie die Songs selbst: „Audrey“, „Hallie And Henry“, „Elouise“ und „Maurine“. Lakonisch, aber bezeichnend.

Auffällig ist auch, dass auf “Oohs and Aahs“ (2009), wie angekündigt die Synths reduziert wurden und soviel wie möglich die traditionellen Instrumente Bass und Schlagzeug zum Einsatz gebracht werden. Gesagt, getan. Eines der schönsten Lieder auf der Platte ist wohl „November Was White, December Was Grey“. Einfach anhören und sich auf den Frühling freuen. Die Trägheit und der Überdruss auf den Winter sprechen einem aus der Seele. „I feel better when the winter’s gone…“Keine Begründung, nur diese Verzweifelung und Vorfreude.

Ein paar Dutzend Gitarren-Riffs leiten ein, bevor „Say hi“ die verzwickte Situation um „Maurine“ besingt. Es geht wohl um ein plötzliches Ende zwischen Maurine und dem Sänger. Autobiographisch? Das weiss man bei all seinen Texten nie so genau, obwohl man es doch wohl immer vermutet. „Maurine“ ist einer der synthetisch klingenden Songs, es wirkt als kämen auch irgendwelche Blasinstrumente zum Einsatz. Die Verzweifelung über dieses abrupte Ende hört man aus dem lang gezogenen Refrain-Anfang heraus. „Maaaaaaaauuuriiiiiiiiiiiii-ine… I’couldn’t come to your party cause I think that I’m dead…“ Wie das wohl wieder gemeint ist? Aus Eigenschutz gefühlsmäßig distanziert?
Heimlicher Favorit ist bisher „Hallie And Henry“. Wortgewaltig, dazu das Piano und der rockige, aufsteigende Refrain. Dieser gewinnt durch die eloquente Aneinanderreihung der Worte für sich. Hallie, wohl ein Mauerblümchen will etwas ändern, ausbrechen aus dem alltägliche Trott, aber Henry stellt sich anscheinend quer. Das Lied wirft die Frage auf die Eric bereits in früheren Interviews angesprochen hat. Nämlich die, warum die meisten Mädels nicht auf die Art von Jungs stehen, die nett sind, wenn auch Nerds und nicht „such a hater“ and „bored“. Typen wie Henry eben, die nur leere Versprechungen machen. Zu guter Letzt: „Oh Oh Oh Oh Oh Oh Oh“! O-Ton Eric Elbogen geht es um eine ihm immerwiederkehrende Traum-Episode. Was Freud Anhänger wohl interpretieren würden? Ist ja auch irrelevant. Hauptsache „Say hi“ beliefert uns weiterhin mit genialen Textzeilen und eingängigen Refrains.

Wieso sich die Band bisher in Deutschland noch nicht etablieren konnte ist mir ein Rätsel, denn auch live mit Unterstützung temporärer Bandmitglieder klingt „Say hi“ einfach genial. So pur fast noch besser. Zum Reinhören unten ein aktuelles Video, interviewt von Shannon Sauter. Auf Myspace verweist „Say hi“ übrigens darauf wie sie denn klingen: like the moment just before orgasm. Das lassen wir mal so stehen.

In diesem Sinne, immer schön grüßen. Nicht nur die Mutti…

5von56

Say hi – Oohs and Aahs
VÖ: 03.03.2009, Barsuk Records

httpv://www.youtube.com/watch?v=jZ2YpqABlqA&feature=related