I AM POET – Cypress

And so I sell my soul
in the pocket of the beast
nothing will stay the same for me
I agree

i am poet – Faustology #1

2009 beginnt der Weg von i am poet und zwar solo. Damals veröffentlicht Maximilian Hohenstatt die EP ‘Phonological‘, die er zum freien Download anbietet. Der Komplexität der Platte ist es geschuldet, dass sich dann aus einem Soloprojekt eine Band formierte. So sind i am poet mittlerweile zu viert und veröffentlichen heuer ihr erstes Album mit dem Namen ‘Cypress‘.

Wenn man über eine Band schreibt, sind die Vergleiche zu anderen Bands nicht weit. Von daher gleich zu Anfang: Das klingt wie Bodi Bill. Schon der erste Song ‘Protagonist‘ schlägt sehr in deren Kerbe. Zögerliche Beats, brüchiger Gesang und ruhige Backing Vocals. Wie andere Bands zu klingen, ist erstmal nichts Schlechtes und ich kann mich gedanklich zumindest darauf einstellen, in welche Richtung das Album gehen könnte. Und mein Verdacht wird auch mit dem zweiten Song, der Single ‘Flashing Lights‘, bestätigt. Der Song balanciert sich auf piependen, fragilen Sounds durch die gut vier Minuten. Das Gefrickel nimmt langsam zu und die Stimme Hohenstatts klingt noch ein Stück cooler. Vielleicht auch gelangweilter, je nachdem welchen Standpunkt man vertritt. Aber ausbaufähig ist sie allemal.

Hold Me Down‘ ist das Intermezzo der Platte, dass etwas fehl am Platz wirkt. Ruhig fiepend quietscht es da vor sich hin, wobei der Gesang in eine dunkle Ecke gedrückt wird. Hält man bis zu Ende durch, wird man mit den beiden Songs ‘Faustology #1‘ und ‘Faustology #2‘ belohnt. Lagerfeuer-Gitarrenklänge entspannen das Ohr und die Stimme ist zwar an manchen Stellen nach wie vor etwas dünn, doch avanciert sie zu einer Erzählstimme. Es folgt #2: Weg von der Gitarre und wieder hin zu den elektronischen Drums und sich überlagernden Sounds. Die Einflüsse von Bands wie The Notwist sind deutlich spürbar. Ganz so furchtbar weit ist Weilheim schließlich auch nicht weg. ‘John Doe‘, diesen Namen kennen vor allen Dingen aufmerksame Zuschauer von Krankenhaus- und Gerichtsmedizin-Serien, denn den gibt man Menschen, die nicht identifiziert werden können. Sich identifizieren, sich selbst finden; darüber werden gerne Lieder geschrieben und so geht es auch auf ‘Cypress’ auf eine melancholische Spurensuche des eigenen Seins.

Wirklich neu ist das nicht. Muss es auch nicht. Aber dadurch, dass die Stimme oft im Vordergrund der Songs steht, klingt sie ab und an doch etwas brüchig und stellenweise unpassend. Vielleicht helfen anstehenden Bühnenerfahrungen dabei, sie markanter zu machen, damit sich die sphärischen Songs nicht nur der Beats wegen tragen können. Mit ‘Funeral‘ endet das Album in stiller Andacht. Der Weg ist gut, doch bis zur Vollkommenheit könnte es noch ein wenig dauern.

i am poet – Cypress
VÖ: 18. November 2013, Detector Records
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