YOUNG FATHERS – Dead

You dip your fingers in the water
you wonder what is your punishment
you got all your things in order
but what is your significance

(Young Fathers – Dip)

Dead’ ist das erste Album der Young Fathers. Wer sich ein bisschen mit dem Phänomen Young Fathers beschäftigt hat, fragt sich: What? Erstes Album?! Ja es gab zwei EPs, die eigentlich schon Albumlänge hatten. Diese waren schlicht und einfach mit ‘Tape One’ und ‘Tape Two’ betitelt. Und jetzt ‘Dead’. Dann hoffen wir mal, dass das nicht ihre Art zu zählen ist, denn über eine vierte Veröffentlichung bräuchte man sich nicht zu beschweren.

Ein Akkordeon zum Einstieg eines Hip-Hop-Albums? So geschehen bei ‘Now Way’, dem Opener von ‘Dead’. Doch vielleicht sollte man dazu erstmal erklären, dass Young Fathers keine gewöhnliche Rap-Combo sind. Teilweise wurden die Jungs aus Schottland dem neu erfundenen Genre des Hipster-Rap zugeordnet. Doch nachdem der Begriff Hipster häufig nur negative Assoziationen hervorruft, wird man den Young Fathers damit kaum gerecht. Das beweist schon der erste Song, der voller Abwechslung und Komplexität steckt. Erwartet man sich von Songs, die mit einem Akkordeon beginnen, doch etwas anderes, als dass es unterbrochen von einem harten Beat in einen aggressiven Rap übergeht.

‘Dead’ ist voll von diesen überraschenden Momenten. Einer davon aber weniger im positiven Sinn – nämlich ‘Low’. Der Song hat den Appeal von einem dieser Sommerhits, die man glücklicherweise im Jahr darauf schon wieder vergessen hat. Aber einen Patzer darf man sich erlauben und der darauf folgende ‘Just Another Bullet’ kann die Wogen wieder glätten. Der rumpelt mit straighten Beat schön vor sich hin. ‘War’ besticht mit Xylophon, chorähnlichen Hintergrundgesängen und dem gekonnten Flow der Rapper. Diese Vielschichtigkeit bezeichnete der NME einst als Mischung zwischen De La Soul und 3T, allerdings aufbereitet für die Hipster-Generation. Na gut, man kann Hipstergedanken wohl nicht so recht abschütteln.

Get Up’ scheint der Song für die Tanzfläche zu sein, also der, der Young Fathers auch in den Clubs bekannt machen soll. Mit einem klassischen Drum-and-Bass-Beat, röhrendem Dröhnen und einem Wechsel an gesungenen und gerappten Lyrics wird er dort auf jeden Fall für Abwechslung sorgen. Ruhiger wird es dagegen bei Songs wie ‘Dip’, dessen gesungener Part ein bisschen an einen Amy Winehouse Song erinnert, ‘Paying’, der klingt, wie James Blake klingen würde, wenn er beschließt Hiphop zu machen und ‘Am I Not Your Boy’, bei dem der Anfang wie ein Radiohead-Song klingt, im späteren Verlauf wie eine Ballade von Pharell.

Es ist leicht die Young Fathers einfach als den neuesten Hipster-Scheiß abzutun, aber wie schon eingangs erwähnt, wird man ihnen und der Platte damit nicht gerecht. Die Songs sind komplex strukturiert und überraschen. Dennoch ist die Platte dann stellenweise doch zu überlagert, als wollten die Young Fathers zu viel von ihrem ersten Album. Als wollten sie unbedingt alle Ideen unterbringen, die sich seit der Gründung so angesammelt haben.

3-4von5

Young Fathers – Dead
VÖ: 31. Januar 2014, Big Dada
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