TOKYO POLICE CLUB – Forcefield

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All together now
Just a shadow in an open doorway
Turning around – turn away
I used to write your name across beaches
I fall apart and hit the ground
Are you there

(Tokyo Police Club – Beaches)

Tokyo Police Club haben sich vier Jahre Zeit gelassen für ‘Forcefield’. Es hieß im Vorfeld: „We ended up rediscovering energy and guitars and simple, direct songs“. Hier hätte man denken können, TPC hätten sich von ihren flirrenden Gitarren, spleenigen Synthies, versonnen-flatterhaften Lyrics der Vorgängeralben tragen lassen, um, trotzdem, einen klareren, kühleren, vielleicht erwachseneren Sound zu schaffen. Man hätte eigentlich so Einiges denken können. Doch ‘Forcefield’ schafft es – und soviel steht fest – trotzdem zu überraschen. Und zwar auf die Weise, die selbst Menschen, die Überraschungen eigentlich mögen, hassen.

Was? Das klingt ja ganz schön fies, taumeln wir doch irgendwie noch immer glückserfüllt durch die hormongetränkte Luft der ersten EP ‘A Lesson In Crime’ aus dem Jahr 2007. ‘Nature Of the Experiment’ hat sich auf mindestens zwei Mixtapes verewigt, die, schon allein aus zeit- und entwicklungsrelevanten Gründen, in irgendeiner staubigen Ecke im Jugendzimmer vor sich hin gammeln. Grandios blieb der Song dennoch. Es folgten genügend Lieder, die TPC seit dieser ersten EP zu einer Band machten, die jahrelang da war, auch, wenn sie mal ins Hinterbewusstsein rückte – und die es vermochte, dieses Taumeln auszulösen. Vor allem in den letzten vier Jahren, in denen die vier Kanadier nicht präsent waren und einen nur die juvenile Erinnerung kitzelte.

In ihrer stürmischen Indie-Manier erhielten sich TPC bisher stets etwas Spezielles. Man darf es wagen, zu behaupten, es ist genau dieses Spezielle, was sie trotz der Begriffe ‚stürmisch‘ und ‚Indie‘ nicht nervig machte. Vielleicht war es das Feinfühlige, Spritzige, eventuell manchmal Sonderbare, was sie so gut machte. Exemplarisch möge man sich ‘Your English Is Good’ vom ersten Album ‘Elephant Shell‘ in Erinnerung rufen. „You don’t need to change“ singt David Monks hier. Oh, we wish you hadn’t changed!

 ‘Forcefield’ ist in keinster Weise eine Weiterentwicklung oder die zwangsläufige Veränderung des Sounds der Band. Vielmehr trifft es der Albumtitel: Es wirkt gezwungen. Gar verräterisch. Schon im Opener Argentina (Parts I, II, III)’ stampfen Gitarre und Schlagzeug sich uninspiriert nieder und lassen stellenweise Vergleiche mit Bands wie Fall Out Boy zu. Alles ist so… High School-punkpoppig. Nicht immer ganz so dramatisch, wie das jetzt vielleicht klingt, aber eben doch viel platter, als zu erwarten gewesen wäre. Ja, ‘Hot Tonight’ lädt zum Mitsingen ein und macht dann irgendwie auch Spaß. Und an sich wäre das vielleicht schon genug, um den Song nicht schlecht zu finden – wäre da nicht die Erinnerung an einen anderen TPC, den, der auf den Mixtapes vor sich hin gammelt, der ein Taumeln auslöst, der etwas Eigenes hatte, etwas Unkonventionelles. Was bleibt ist lediglich etwas Kommerzielles. Radiotaugliches. Zu Vernachlässigendes.

Die Momente, in denen Funken der Band, die so gut war, durch das neue Gewand brennen, werden meist von banalen Beats und Riffs ausgetreten. ‘Gonna Be Ready’ kostet die schönen Momente recht lange aus und wird eigentlich nur von vereinzeltem Gitarrenschreddern an unpassenden Stellen gestört (unpassend zumindest, wenn man nicht so auf Pop-Punk steht).

Es gibt auch Momente, die ‘Forcefields’ vor einem traurigen Schicksal retten. Beaches’ und Feel The Effect’ sind wirklich gut. Sie klingen verträumter, die Gitarren flirren luftiger, die Drums trampeln nichts tot.

Eigentlich ist es ganz einfach: Immer dann, wenn sie ihren Ansatz, simpel und direkt klingen zu wollen, vernachlässigen, funktionieren TPC. Leider tun sie dies viel zu selten und so bleibt ‘Forcefield’ weit hinter dem Sound der alten TPC und den Erwartungen an das neue Album zurück. Und überhaupt: Warum würde irgendjemand simpel und direkt klingen wollen?

2von5

 

Tokyo Police Club – Forcefield
VÖ: 28. März 2014, Indigo
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