HAMILTON LEITHAUSER – Interview

Für mich waren die Walkmen schon immer die besseren Strokes. Leadsänger Hamilton Leithauser hat nun eine Soloplatte gemacht und sich illustre Gäste ins Studio geladen. Auf ‘Black Hours’ finden sich Vampire Weekend Co-Leader Rostam Batmanglij, Shins Multi-instrumentalist Richard Swift, Fleet Foxes/Cave Singers Mitglied Morgan Henderson und Walkmen Gitarrist/Pianist Paul Maroon. ‘Black Hours’ erscheint am 02.05.2014.

Als erstes möchte ich mich ganz herzlich für Bows + Arrows bedanken, das hat mir mit 16 durch den ersten schweren Liebeskummer geholfen. Da wurde einiges an Wut freigesetzt.

Hamilton Leithauser: Ich habe damals auch viel Wut verspürt. Ich habe auch nach dem Schreiben dieses Songs auch eine lange Beziehung beendet. Ich weiß nicht, ob es was damit zu tun hatte, aber rückblickend muss man sagen, dass es wahrscheinlich so war.

Wie war die Entstehungsgeschichte zu deiner Soloplatte? Hast du gemerkt, dass du ganz ohne nicht kannst oder waren einfach zu viele dieser Musiker verfügbar, um die Chance nicht vergehen zu lassen?

Hamilton Leithauser: Der Grund, es außerhalb der Walkmen zu machen, war, dass wir merkten, dass wir alle so lange zusammen waren, dass wir an einem Punkt angekommen waren, an dem wir all unsere Energie darauf verwendet haben, krampfhaft etwas neues zu erschaffen. Wir hatten während der Aufnahme unseres letzten Albums alle Möglichkeiten, als 5-köpfiges Ensemble kreativ miteinander zu arbeiten, ausgeschöpft. Wir wussten nicht, wo wir musikalisch noch hingehen könnten. Also dachte ich, ich schreibe Sachen selbst, nehme sie selbst auf und schaue, was daraus wird.

Es gibt aber noch einen weiteren „Walkman“ in deiner Soloband.

Hamilton Leithauser: Paul, ja. Wir haben eine fantastische Songwriter-Partnerschaft. Er lebt in New Orleans, ich in New York. Wir kommen also nicht so oft zusammen. Aber über die weite Distanz arbeiten wir gut zusammen. Als wir uns für den Split der Band entschieden, hatten Paul und ich bereits an fünf Songs gearbeitet, von denen wir sehr überzeugt waren, das wollte ich nicht aufgeben. Aber die Band als solche stand vor einem Scheideweg.

Die Walkmen haben immerhin seit der fünften Klasse zusammengespielt.

Hamilton Leithauser: Eben, das sind alles gute Freunde, aber es wird eine Weile dauern, bis wir wieder was machen.

Aber ein Comeback kommt sicher?

Hamilton Leithauser: Ich weiß es nicht. Keine Ahnng. Momentan gibt es keine Pläne.

Du warst auch vorher der Frontsänger einer Band, wo liegt der Unterschied, wenn man Solo-Künstler ist?

Hamilton Leithauser: Es fühlt sich anders an. Ich hab meine Gruppe nicht dabei, mit der ich auch im Studio zusammengearbeitet habe. In Interviews musste ich immer für fünf Leute sprechen und habe natürlich auch hier und da Sachen gesagt, mit denen nicht alle einverstanden waren. Das ist eine Menge Druck, der auch müde machen kann.

Wie kam, um diesen furchtbaren Ausdruck zu bemühen, die Super Group rund um dich zustande?

Hamilton Leithauser: Das sind einfach Freunde. Ich war überaus glücklich, das alle verfügbar waren. Vampire Weekend kenne ich aus New York. Rostam habe ich über Ezra kennengelernt. Mit den Fleetfoxes haben wir getourt. Richard Swift von den Shins ist dabei. Alles Leute aus Bands, mit denen man sich über die Jahre angefreundet hat.

Wer wird auf Tour dabei sein?

Hamilton Leithauser: Wir werden mit einer großen Band touren und die Besetzung wird routieren.

In einem Interview hast du mal gesagt, Europa wäre ein harter Ort zum Touren, da das europäische Publikum die Walkmen nicht möge.

Hamilton Leithauser: Es wurde über die Jahre besser. Am Anfang war es so schwer für uns. Wir kamen immer wieder, aber die Leute mochten uns nicht. Es wurde besser, aber es ist immer noch hart.

Irgend eine Idee, warum das so sein könnte?

Hamilton Leithauser: Nein! Keine Ahnung!

Die Walkmen waren immer sehr von den 50ern und 60ern inspiriert, wo liegen die Einflüsse auf ‘Black Hours’?

Hamilton Leithauser: Die Platte klingt nicht wie Alexandra, das war einfach eine catchy Single, die im Radio laufen könnte und bei deren Produktion kein anderer Walkman beteiligt war, zumindest nicht Paul. Der Rest liegt näher an den Walkmen-Songs, wobei ich sagen kann, zum ersten Mal klingt es nicht nach den 60ern. Es klingt nach den 40ern, 50ern und 70ern. Die Platte hat Einflüsse von Frank Sinatra, Big-Band-Orchestrierung und Streicher. Ich habe das Schlagzeug und den fetten Bass zunächst rausgenommen, auch wenn beides im Produktionsprozess wieder einen Weg in die Songs gefunden hat. Wir haben aber mit den Geigen und der Stimme angefangen. Ich wollte Musik schreiben, die auf diese creamy Vocals fokussiert ist und bei der alle Instrumente der Stimme folgen. Eben nicht Drums, Bass und Gitarre zuerst, wie es bei den Walkmen war.

Du hast die Reputation, unermüdlich an einem Song zu arbeiten und hast mal gesagt, dass jeder Walkmen-Song automatisch vier Lektoren hatte, die ihn immer wieder umgekrempelt haben. Was war diesmal anders?

Hamilton Leithauser: Es war nie der Plan mich von meinen alten Bandmitgliedern zu befreien, aber alleine zu arbeiten füht sich tatsächlich durchaus befreiend an. Der Fokus ist ein anderer. Bei unserer letzten Platte fühlte ich mich schnell nicht mehr mit der Musik verbunden. Ich habe den persönlichen Bezug verloren, auch wenn ich die Songs noch immer mag. Bei der neuen Platte habe ich jede Entscheidung mitgetroffen, beim Mixing, beim Mastering, überall. Du kontrollierst es vollständig und automatisch liegt es dir sehr am Herzen.

Wie fühlt es sich an, in den legendären Vox-Studios aufzunehmen?

Hamilton Leithauser: Fantastisch. Es ist das beste Studio, in dem ich je war und der aufgenommene Sound der beste, den ich je produziert habe.

Hängen die ganzen dort produzierten Platten an der Wand und schüchtern einen ein?

Hamilton Leithauser: Nein, glücklicherweise nicht. Es ist nicht wirklich herausgeputzt. Es ist, als hätten sie seit den 20ern nichts verändert. Es ist unbeschreiblich. Und dann das ganze Equipment. Unser Produzent hat einen super Job gemacht. Der Typ, dem das Studio gehört, ist allerdings ein Schwanz. Ich hab mich überhaupt nicht mit ihm verstanden, aber ich mochte das Studio so sehr, dass wir auf eine freundschaftliche Basis kamen. Er war auch nur ein Mal da, es war alles leicht skurril.

Wieso ‘Black Hours’?

Hamilton Leithauser: Es ist ein Teil der Lyrics eines neuen Songs und ich mochte den Klang einfach sehr. Stark und dunkel. Es passt zu dem Old-School-Nightclub-Gefühl, das die Platte prägt. Vielleicht war es auch eine kleine Sinatra-Referenz.

Wusstest du von dem Buchtitel?

Hamilton Leithauser: Ich hab es gegoogelt, nachdem ich den Titel hatte und fand die Referenz nicht schlimm. Im Gegenteil, es ist ein Buch mit Bibelzitaten, die im Dunkeln leuchten. Das ist doch cool. 

Sebastian Ladwig

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