DEADPOOL – Filmkritik

Deadpool - Filmkritik

Nun also doch! Der wohl beliebteste Superheld des gesamten Internets bekommt jetzt endlich seinen ersten Kinofilm. Es wird viel erwartet, denn Deadpool ist kein gewöhnlicher 08/15-Superheld. Er ist mit seinem extremen Humor, seiner Schamlosigkeit und seiner Unernsthaftigkeit das Gegenstück zu seinen immer perfekten Kollegen aus der eigenen Marvel-Welt.

Gerade diese Eigenschaften, die ihn manchmal zum Antihelden lassen werden, machen einen Großteil der Faszination für diese Figur aus. Das wussten sicherlich auch die Macher des Films rund um Regisseur Tim Miller. Sie lassen alle Personen dauerhaft „witzig“ sein. Egal wo es gerade passt, wird ein witziger Spruch abgelassen. Jede noch so kleine Möglichkeit einer Pointe wird genutzt. Und genau dieser Umstand wird in Verbindung mit dem permanenten Durchbrechen der vierten Wand ernüchternd, fast nervig: Der von Ryan Reynolds gespielte Protagonist richtet sich allzu oft an die Zuschauenden, um das aktuelle Geschehen zu kommentieren. In allzu vielen Fällen macht er sich locker und selbstironisch über die Missstände des eigenen Films lustig. Das soll vielleicht von den vielen Defiziten ablenken, doch in Wirklichkeit macht es umso mehr darauf aufmerksam, wo es überall mangelt: eine alberne Liebesgeschichte als Story-Fundament, Rache als einfältiges Motiv für das folgende Gemetzel und die begrenzten finanziellen Mittel der Produzenten. Letztere dürfen jedoch keine Entschuldigung für fehlendes filmisches Know-How sein. Auch mit geringen Budget könnte man in die gefühlt 95-prozentige Screentime des Hauptdarstellers, immer aufgenommen in der Totalen, ein wenig Abwechslung bringen.

Deadpool‘ ist oberflächlich ein einziger großer Scherz über sich selbst und die gesamte Branche. Wenn man leichte Action-Unterhaltung mit einem noch nicht verbrauchten Charakter sucht, kann man sich den Streifen durchaus angucken. Allzu viel inhaltliche Komplexität oder fachmännisches Handwerk kann man allerdings erwarten.

3von5

Deadpool (USA 2016)
Regie: Tim Miller
Darsteller: Ryan Reynolds, Morena Baccarin, Ed Skrein, T. J. Miller, Gina Carano, Brianna Hildebrand
Kinostart: 11. Februar 2016, 20th Century Fox

Jonathan Hirschhäuser

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